Sonntag, 24. Juli 2016

Katzenjammer


Dies ist der Maler Rudolf Hirth, der sich ab 1875 Rudolf Hirth du Frênes nannte (das war der Mädchenname seiner Mutter), klingt sicher für die Kundschaft eindrucksvoller. Er wurde am 24. Juli 1846 geboren, er starb 1916, wenige Wochen nach seinem berühmten Bruder, dem Schriftsteller und Buchdruckereibesitzer Dr Georg Hirth. Das schöne Portrait ist von seinem Freund Wilhelm Leibl gemalt worden, und Hirth wird zum Leibl Kreis gezählt. Nach dem Auseinanderfallen der Gruppe fehlte ihm der Orientierungspunkt in seinem Leben.

Hirth hat seinen Freund Leibl, der ein leidenschaftlicher Segler war, hier zusammen mit seinem Malerfreund Josef Sperl gemalt (das Bild ist heute im Besitz der Kunsthalle Karlsruhe). Ein flottes, frisches Bild, ein guter, großer Wurf in glücklicher Stunde, schreibt Georg Jacob Wolf 1923 in Leibl und sein Kreis. Besonders gut segeln konnten die beiden Maler wohl nicht, Sie können ➱hier auf einer Seite zum Thema Segeln auf dem Chiemsee mehr dazu lesen. Und wenn wir schon beim Chiemsee angekommen sind, kann ich den schönen kleinen Post zu dem Chiemseemaler ➱Albert Stagura auch noch empfehlen. Seit 1866 teilen sich Hirt, Leibl und Sperl ein Studio, als Hirth 1875 dies Bild malt, ist es mit der Gemeinsamkeit des Leibl Kreises schon dahin.

Hirth verließ um 1880 München und ging nach Holland, es sollte nur eine Studienreise sein. Sie dauerte fünf Jahre. Er war in Holland, Belgien und Paris, er hat die Bilder Manets gesehen, aber seine Bilder wurden immer schlechter. Die Art seines Arbeitens und die Qualität seiner Bilder werden immer ungleicher. Die Skala reicht von guten bis zu ungenießbaren Bildern, heißt es in der Deutschen Biographie. Der Kunstmarkt reflektiert das, diese Berghütte hätte man bei einem Auktionshaus schon für 180 Euro bekommen können.

Er ist in Miltenberg gestorben, da ist man bannig stolz darauf, dass man einige Bilder von ihm besitzt. Die sollten mal lieber die besten Bilder von Philipp Wirth in das Internet stellen, aber das habe ich schon in dem Post zu ➱Philipp Wirth gesagt. Dies ist ein Blick in das Miltenberger Museum, man kann da aber im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken weder Hirth noch Wirth erkennen.

Wahrscheinlich kann man als Maler mit solchem Kitsch Geld verdienen, wahrscheinlich sogar noch heute. Es bleibt aber die Frage: Wofür hat der Mann Malerei studiert? Weshalb hat er auf seiner Europareise alle Studios und Kunstschulen von Volendam bis Paris besucht? Manet hat auch einmal ein Mädchen mit Katze gemalt, aber zwischen seinem ➱Bild und dem hier sind Unterschiede wie zwischen Tag und Nacht. Das Pastell Die Katzenmama von Hirth erschien zuerst in der Zeitschrift Jugend, einer Zeitschrift, die sein Bruder mitbegründet hatte. Nach dieser Zeitschrift soll der Jugendstil benannt worden sein.

Aber im Jugendstil haben die süßlichen Bilder von Hirth keinen Platz, die Katzen des Jugendstils sehen eher so aus wie diese chat noir von Théophile Steinlen. Auf Bildern kann ich Katzen ertragen, in der Wirklichkeit sind sie nicht mein Ding. Eine Dreierbande von schwarzen Katzen mit grünen Augen hat mir den ersten Asthmaanfall meines Lebens beschert. Seitdem meide ich sie. Gegen Katzen in der Literatur habe ich nichts (es sei denn, die Roman wären von dem Rechtsradikalen Akif Pirinçci geschrieben), gegen Katzen in der Kunst auch nicht. Vor allem, wenn sie so schön bescheuert aussehen wie die Katzen in dem Post ➱Broadmoor.

Ich mag auch diese Stelle bei Raymond Chandler (die in dem Post ➱Katzen vorkommt), wo es heißt: What I could see of him was dressed in a slovenly gray suit, and there was a large black Persian cat on the desk in front of him. He was scratching the cat's head with one of his little neat hands and the cat was leaning against his hand. Its busy tail flowed over the edge of the desk and fell straight down... "Who did kill Lou Harger, Dorr?" I asked, not looking at him. He shook his head. I looked at him, smiling. "Swell cat you have," I said. Dorr licked his lips. "I think the little bastard likes you," he grinned. He looked pleased at the idea. I nodded - and threw the cat in his face.

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