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Montag, 4. Januar 2010

Afghanistan


Im ersten Kapitel von Moby-Dick, das die Überschrift Loomings trägt, stellt sich der Erzähler (den wir Ishmael nennen sollen) die Zeitungsschlagzeilen des grand programme of Providence vor, die seine Reise auf einem Walfänger ankündigen:

Grand Contested Election for the Presidency of the United States
Whaling Voyage by the one Ishmael
Bloody Battle in Affghanistan

Die Schlacht in Afghanistan ist die Vernichtung einer englischen Armee im Jahre 1842. Der einzige Überlebende war ein Dr. William Brydon, der einen Bericht darüber geschrieben hat. Vielleicht sollte man diesen Bericht zu den Berichten des Roten Kreuzes und der Feldjäger auf den Schreibtisch des schneidigen jungen Barons von und zu Guttenberg legen. Und das Gedicht von Theodor Fontane dazu, das Das Trauerspiel von Afghanistan heißt. Oder vielleicht, da Politiker keine Zeit zum Lesen finden (außer Helmut Kohl, der las ja angeblich immer Hölderlin) nur die letzte Strophe:

Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.

Angeblich soll das Fontane Gedicht auch in einem kleinen Büchlein über Land und Leute enthalten sein, das den deutschen Soldaten vor dem Afghanistaneinsatz in die Hand gedrückt wird. Das wäre sehr vorausschauend.

Während des Vietnamkrieges schrieb der amerikanische protest singer Phil Ochs [hier irrte Jay damals, es war Tom Paxton] einen Song, in dem folgende Zeilen als Refrain immer wiederkehrten:

Lyndon Johnson told the nation
have no fear of escalation,
I am trying everyone to please
and though it is not really war
we'll send a fifty-thousand more
to help save Vietnam
from the Vietnamese.

Klingt irgendwie brandaktuell.

1 Kommentar:

  1. Hallo Jay, danke für den Hinweis auf Ihren Blog. Ich habe mich als regelmäßiger Leser eingetragen. Ihr Fontane-Gedicht möchte ich mit zwei Epitaphen Kiplings beantworten, die dieser nach Ende des 1. Weltkriegs verfasst hat:

    Common Form

    If any question why we died,
    Tell them, because our fathers lied.

    A Dead Statesman

    I could not dig: I dared not rob:
    Therefore I lied to please the mob.
    Now all my lies are proved untrue
    And I must face the men I slew.
    What tale shall serve me here among
    Mine angry and defrauded young?


    Viele Grüße
    Morgenländer

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