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Donnerstag, 4. Februar 2010
Grabsteine
Der Soldat William Christman ist der erste, der 1864 auf einem Friedhof begraben wird, der der nationale Heldenfriedhof Arlington sein wird. Sein Grab schaufelt ein ehemaliger Sklave namens James Parks, der vor dem Krieg hier gearbeitet hat (auch er wird hier begraben). Als James Parks hier noch Sklave war, gehörte das Land Robert E. Lee. Jetzt hat der siegreiche Norden den Park des Südstaatengenerals enteignet. Man braucht im letzten Kriegsjahr Friedhöfe, keine Parks. Hier in Arlington werden Kriegshelden und Präsidenten ihre letzte Ruhe finden. Aber auch viele Unbekannte. Und für jeden Krieg, den die USA geführt haben, gibt es ein Grab des unbekannten Soldaten. In Arlington ist auch der amerikanische Autor von hard-boiled novels Dashiell Hammett begraben. Er hatte ein Recht darauf, der Sergeant Hammett war Veteran zweier Weltkriege. Auf dem weißen Standardstein steht Samuel D. Hammett, der Name seiner letzten Einheit, seine Lebensdaten und World War I & II. Er hatte es sich gewünscht, hier begraben zu werden. Er wollte kein feierliches Begräbnis, aber er hat doch eins bekommen. Seine Lebensgefährtin, die amerikanische Schriftstellerin Lillian Hellman, verlas eine kurze Würdigung: Dash wrote about violence but he had contempt for it and thus he had contempt for heroics... He believed in man's right to dignity and never in all the years did he play anybody's game but his own - he never lied, he never faked, he never stooped. Das letzte kann man über den Mann nicht sagen, der Hammetts Beerdigung in Arlington verhindern wollte. Der heißt J. Edgar Hoover und ist Chef des FBI. Lillian Hellman ist in den Jahren der Hexenjagd mutig gegen Hoover und den Säufer McCarthy aufgetreten, sie hat über diese Zeit in Scoundrel Time und Pentimento geschrieben. Hammett ist für seine Überzeugungen ins Gefängnis gegangen.
J. Edgar Hoover hat ein Staatsbegräbnis bekommen, der Sarg wurde auf dem Katafalk, der Lincolns Sarg getragen hatte, zum Kongressfriedhof gebracht. Nach den Feierlichkeiten vertreibt ein Friedhofsgärtner einige Jugendliche. Lasst die Blumen da liegen, ruft er. Dies ist das Grab eines berühmten Mannes. Ihr werdet noch in der Schule von ihm hören. Ja, wir haben von ihm gehört, und je mehr wir von ihm hören, desto schlimmer wird es. Dies ist der Mann, der Martin Luther King gehasst hat. Und der selbst schwarze Vorfahren hatte. Dies ist der Mann, über den der Jurist und Bürgerrechtler Frank J. Donner 1980 sagte: Hoover forged a blueprint for American fascism. Dies ist der Mann, der öffentlich eine puritanische Sexualmoral predigt und privat in Frauenkleidern auf seinem Schreibtisch tanzt. Sein Lebensgefährte Clyde Tolson liegt nur wenige Gräber von ihm entfernt auf dem Kongreßfriedhof. Hammetts Kollege Raymond Chandler wollte neben seiner Frau Cissy im Cypress View Mausoleum begraben werden, aber da sich kein Testament finden ließ, liegt er jetzt auf dem Mount Hope Friedhof in San Diego. Auf einer in den Rasen eingelassenen Steinplatte steht: In Loving Memory. Raymond Chandler. Author. Hätte er sich ein militärisches Begräbnis gewünscht, wäre der Sergeant Chandler nicht wie der Sergeant Hammett nach Arlington gekommen, sondern auf einen englischen Soldatenfriedhof. Schließlich hat er als Soldat der Gordon Highlanders einmal den Kilt dieses Regiments getragen. In Loving Memory: So behalten ihn seine Leser im Gedächtnis. Die Leser von Samuel Dashiell Hammett werden sich seiner auch immer in loving memory erinnern. Auf dem Grabstein von J. Edgar Hoover stehen diese Worte nicht.
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