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Sonntag, 14. Februar 2010

Katharine Ross


Katharine Ross ist vor einigen Wochen siebzig geworden. Siebzig, man kann es kaum glauben. Gott, war sie damals schön. Das Gesicht der Sixties. Obgleich, wenn sie sich genügend Khol um die Augen tun, sehen sie damals alle gleich aus: Jacqueline Bisset, Jean Shrimpton, Julie Christie, Charlotte Rampling. Als Katharine Ross in The Graduate die Tochter von Mrs. Robinson spielte, war sie nur acht Jahre jünger als Anne Bancroft. Aber sie wirkt viel jünger (und Anne Bancroft viel älter). Der Film wäre ja nichts ohne die Musik von Simon und Garfunkel und Katharine Ross. Sie hat am Anfang ihrer Karriere Glück gehabt. Drei gute Filme schnell hintereinander, dann ein Karriereknick. Klägliche Filme. Hollywood kann nichts mit wirklich schönen Frauen anfangen. Sie hätte nach Frankreich gehen sollen. Catherine Deneuve kriegt immer gute Rollen. Und Truffaut hätte bestimmt etwas mit ihr anfangen können. Nach seiner Devise, dass die ganze Kunst des Filmes darin besteht, schöne Frauen schöne Dinge tun zu lassen, hätte das was werden können. Sie heiratet, wird geschieden.

Dann heiratet sie 1984 Sam Elliott (und ist bis heute mit ihm verheiratet), den hatte sie 1969 gar nicht beachtet, als sie Butch Cassidy and the Sundance Kid drehte. Da hatte er nämlich auch mitgespielt. Er ist vier Jahre jünger als sie, aber er sieht älter aus. Wie ein Mann, der weiß, was er will. Am besten gefällt er mir in Gettysburg (nach dem Roman The Killer Angels von Michael Shaara), da spielt er den General John Buford. Der ist an diesem Tag der erste in Gettysburg. Er sieht vom Kirchturm die anrückende Südstaatenarmee, und er macht jetzt alles richtig. Er sichert für die anrückende Armee der Nordstaaten den Höhenzug im Westen von Gettysburg und hält mit seiner Kavallerie Robert E. Lee so lange auf, bis General Reynolds eintrifft. Mit Ruhe und Souveränität. Wahrscheinlich hat Katharine Ross so jemanden gebraucht. Bevor sie 1984 heirateten, hatten sie schon acht Jahre zusammen gelebt. Sie hatten sich vor einer Autowaschanlage wiedergetroffen. Ich treffe niemals Katharine Ross vor einer Autowaschanlage.

Ihr am wenigsten beachteter Film, Tell them Willie Boy is Here, verdient es eigentlich, immer wieder gezeigt zu werden. Der Regisseur Abraham Polonsky hat nach der Uraufführung gesagt, dass dieser Film keine Allegorie auf die Verfolgung und Vernichtung der Indianer sei. Das hier sei seine Geschichte. Der überzeugte Marxist Polonsky ist in der Hexenjagd der McCarthy Jahre verfolgt worden und hatte jahrzehntelang Berufsverbot in Hollywood. Katharine Ross spielt Lola, eine Paiute Indianerin, die mit Willie Boy in die badlands flieht. Verfolgt von Robert Redford als Sheriff Coop Cooper. Wenn sie dann am Ende tot in ihrem weißen Kleid vor dem Haus liegt, man hätte heulen können. Ist ja nichts Schlimmes, im Kino zu heulen, eleos kai phobos. Tommy Mann hat auch immer im Kino geheult. Schreibt er ins Tagebuch: Im Kino gewesen. Geweint.

In Butch Cassidy and the Sundance Kid spielt sie die Lehrerin Etta Place, die mit Paul Newman auf dem Fahrrad sitzt, zur Musik von Raindrops keep falling on my head. Burt Bacharach hat einen Oscar dafür gekriegt, und B.J.Thomas ist mit dem Song auf den ersten Platz der Charts gekommen. Eigentlich mag ich B.J. Thomas überhaupt nicht, aber diese Platte habe ich denn doch. Wenn Katharine Ross im Film Abschied von Paul Newman und Robert Redford nimmt, nimmt sie auch Abschied von den wirklich guten Rollen. Der Rest ist Schweigen. Obgleich sie 2001 in Donnie Darko immer noch gut aussieht. Sie schreibt auch Kinderbücher, die sehr erfolgreich sind. Und lebt immer noch mit Sam Elliott zusammen. Auf YouTube gibt es einen kleinen Film Katharine Ross Tribute. Zwei Minuten und siebenundzwanzig Sekunden lang, den sollte man sich unbedingt anschauen. Dann kommen die Sixties wieder zurück, und sie bleibt für immer so jung wie sie damals war.

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