Seiten

Sonntag, 28. März 2010

Mein Blog, meine Leser


Meine Leser werden es bemerkt haben, dieser Blog ist ein wenig verändert worden. Es gibt jetzt bunte Bilder, auch rückwirkend bis zum Beginn dieses Blogs am Anfang des Jahres. Den Eisbären, mit dem der kleine Horatio Nelson kämpft, gibt es jetzt auch in Farbe über dem Artikel "Eisbären". Als ich mir gestern Nacht noch einmal das zauberhaft beschwingte Plakat Wonderful Copenhagen von Viggo Vagnby  über dem Artikel "Kopenhagen" anschaute (man sollte dazu unbedingt Wonderful Copenhagen von Dave Brubeck auflegen!), entdeckte ich, dass es für I skovens dybe stille ro einen Kommentar gegeben hatte. Von niemand geringerem als Maggie, die auf YouTube dieses Lied so andächtig und schön singt. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich das las. Und habe mir gleich noch einmal ➱I skovens dybe stille ro von Maggie auf YouTube angehört. In solchen Augenblicken merkt man, dass das Internet ein Zwischen-Netz ist, das uns mit vielen Menschen verbinden kann.

Ich habe mittlerweile Leser in Mexiko und Kalifornien, in England und Polen, aber auch in Berlin und in Winsen an der Luhe. Happiness is having your own library card hieß es einmal bei den Peanuts. Nein, das wahre Glück ist es, einen eigenen Blog mit glücklichen Lesern zu haben. Karteikarten in Universitätsbibliotheken habe ich schon genug. Als mir mein Uniinstitut vor einem Jahr zum Abschied meinen alten Mac schenkte, eröffnete es mir völlig neue Wege in die brave new world des Netzes. Zuerst wollte ich nur die Email zu einer literarischen Form machen, aber ein Brieffreund in der Schweiz schrieb mir, ich solle mich nicht mit solchem Kleinkram aufhalten. Wenn ich noch etwas Größeres schreiben wollte, dann sollte ich jetzt damit anfangen. Ich war ein bisschen pikiert und schrieb ihm, dass Fontane auch über siebzig gewesen sei, als er Effi Briest geschrieben habe. Aber insgeheim wusste ich schon, dass es jetzt keine Ausreden mehr gab, und ich meine Autobiographie schreiben musste. Über eine Kindheit im amerikanisch besetzten Bremen, über kalte Wintersonntage im Weserstadion, damals, als die Weser noch zufror. Über die fünfziger Jahre, als Wilhelm Kaisen noch Bürgermeister von Bremen war und man Jazz und Popmusik auf AFN und BFN hören konnte. Und je mehr ich in die Vergangenheit zurückging und überall noch die Schrecken des Krieges und die Spuren der Nazis entdeckte, merkte ich, dass ich noch etwas zum Ausgleich brauchte. Und so begann ich, bei Amazon Bücher zu rezensieren. Bis ich eines Tages einen Kommentar bei der Besprechung der Gedichte von Wilhelm Lehmann fand, der mich zum Blog führte. Zu jemandem, der Morgenländer aber auch Cudo heißt und der aufregend gute Blogs hatte. Das machte mich richtig neidisch. Aber dann stellte ich mir die Frage: warum machst Du das nicht auch? Und dann war's getan noch eh's gedacht, und ich war in der Welt der Blogger. Ich klaute mir bei Statius den Titel Silvae (für irgendetwas muss der Lateinunterricht ja gut gewesen sein) und fing an zu schreiben.

Meine Ausflüge in die Herrenmode bescherten mir neue Leser aus dem exzellenten Dandy Blog von Matthias Pierre Lubinski, und wenn es im Augenblick nicht so aussieht, möchte ich doch diesen Lesern versichern, dass hier irgendwann noch mehr zum Thema Gentleman und Dandy kommen wird. Vielleicht auch noch mehr, was Rolls Royce Besitzer und Rolex Hasser interessiert. On verra, wie der Franzose sagt. As my whimsy takes me ist das Familienmotto von Dorothy Sayers' Helden Lord Peter Wimsey, und as my whimsy takes me könnte sicherlich auch über diesem Blog stehen. Manches mag das sein, was mein Freund Georg mit dem schönen englischen Wort arcane belegt hat. Aber zum Ausgleich hat es hier auch Dackel fressende Killerwelse und Geburtstagsgrüße für Elvis gegeben.

Das da oben ist eine Seite von Publius Papinius Statius Silvae, gedruckt von Simon de Colines im Jahre 1530 in Paris. Meine Silvae sind leichter zu lesen.

5 Kommentare:

  1. das blog ist eine wirkliche bereicherung im reader. glückwunsch dazu!

    AntwortenLöschen
  2. Wir freuen uns über jedes einzelne Ihrer niveauvollen, süffisanten und mit britischer Ironie verfassten Kultur-Splitter. Wenn eines zu unserem Themenbereich passt, weisen wir sehr gern darauf hin. Ihr Blog hat es verdient.

    Viel Erfolg weiterhin und herzliche, kollegiale Blogger-Grüsse vom DANDY-CLUB!

    AntwortenLöschen
  3. Guten Morgen, Jay!

    Ihnen seinerzeit einen Anstoß gegeben zu haben, sich im Blogland niederzulassen, freut mich sehr. By the way: Ich danke Ihnen für die Hinweise (Amazon-Rezensionen) auf Kay Hoff und Heinz von Cramer.

    Viele Grüße
    Cudo

    PS: Sie können die Kommentarfunktion bei Blogger so einstellen, dass Sie über neue Kommentare per E-Mail benachrichtigt werden, was sehr praktisch ist.

    AntwortenLöschen
  4. Ihr Blog ist grandios. Die Vielfalt der Themen, der amüsante und amüsierte Ton, der essayistische Stil mit seinen unbedingt dazugehörenden Abschweifungen... Kurz, machen Sie weiter so!

    AntwortenLöschen
  5. Your blog is a challenge for me because of the language, but that kind of a challenge I'm ready to meet, Jay(-;

    I might even be good in german by reading your very fine, interesting blogs!

    May you never run out of inspiration, Jay!
    Maggie

    AntwortenLöschen