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Samstag, 22. Mai 2010

Sir Arthur Conan Doyle


Am heutigen Tag ist Arthur Ignatius Conan Doyle geboren, der Schöpfer von Sherlock Holmes (und Professor Challenger). Conan Doyle ist jetzt schon achtzig Jahre tot, aber angeblich soll immer noch Post an die Baker Street 221b geliefert, wo Sherlock Holmes damals wohnte. Heute ist da ein Sherlock Holmes Museum. Irgendwann war Sir Arthur seine Schöpfung leid und ließ ihn 1891 im Kampf mit dem Erzfeind Professor Moriarty die Reichenbachfälle hinunterstürzen. I had fully determined at the conclusion of The Memoirs to bring Holmes to an end as I felt that my literary energies should not be directed too much into one channel. Musste ihn aber gleich wiederbeleben, so groß waren die Proteste der Leser. Schon Dr. Frankenstein hatte erfahren, dass man das Monster, das man erschaffen hat, nicht mehr los wird.

Der junge Arthur Conan Doyle hat in Edinburgh Medizin studiert. Laut Gero von Wilperts Lexikon der Weltliteratur bei einem Psychiater Bello. Das ist nun vollkommener Unsinn, ich habe Gero von Wilpert vor beinahe vierzig Jahren auf den Fehler hingewiesen. Er hat mir einen netten Brief geschrieben und gesagt, dass das in der nächsten Auflage geändert wird. Steht aber immer noch drin. Der Doktor, bei dem Doyle gelernt hat und dessen phänomenale Beobachtungsfähigkeit er in seinen Sherlock Holmes hinein geschrieben hat, hieß Joseph Bell. Er war der berühmteste Arzt Schottlands, er war der Arzt von Königin Victoria und Scotland Yard zog ihn als Sachverständigen bei den Morden von Jack the Ripper hinzu. Professor Bell war not amused, sich in den Romanen seines Schülers wiederzufinden.

Denn Holmes hat auch negative Seiten. Damit meine ich nicht, dass er grauenhaft schlecht Violine spielt oder von Zeit zu Zeit die Initialen der Königin Victoria mit einem Revolver in die Tapete schießt (die Waffe gehört wahrscheinlich Dr. Watson, der als Militärarzt in Afghanistan war). Nein, Holmes konsumiert Kokain und Morphium. Waren damals in niedriger Dosierung frei erhältlich, so wie das ganze Viktorianische Zeitalter Laudanum zu sich nahm.

Die erste deutsche Dissertation über die Sherlock Holmes Erzählungen wurde 1914 von Friedrich Depken geschrieben, erstaunlich wie wirklichkeitszugewandt die deutsche Uni damals war. Heute kann man die kritische Literatur zu Doyles Kriminalgeschichten kaum noch überschauen. Denn er gilt als Begründer einer neuen Gattung des Romans, die den Roman des 20. Jahrhunderts (und Film und TV) beherrschen wird. Aber das ist natürlich nicht ganz richtig, Krimis gab es schon vorher. Wilkie Collins' The Moonstone wäre ein schönes Beispiel. Und natürlich müssen wir Edgar Allan Poe an dieser Stelle nennen, denn von dem hat Doyle viel geklaut. Die Kombination von einem geistig übermächtigen great detective und einem nicht so begabten Ich-Erzähler (der uns als Leser repräsentiert) als sidekick, die hat einwandfrei Edgar Allan Poe erfunden. Viele Autoren werden diese Zauberformel verwenden und uns alle Rätsel der Kriminologie lösende Paare präsentieren: Holmes und Watson, Hercule Poirot und Major Hastings, Miss Marple und Mr Stringer.

In den ersten Notizen zu A Study in Scarlet von Arthur Conan Doyle hieß Sherlock noch Sherrinford, und Doctor Watson trug den extravaganten Namen Ormond Sacker. Doyle notierte da stichwortartig zu der Figur, die dann Holmes werden sollte: Reserved - sleepy eyed young man - philosopher - Collector of rare violins - An Amati - I have four hundred a year - I am a consulting detective. Dann tritt er auf den Seiten von A Study in Scarlet als Sherlock Holmes ins Leben. Und wird uns nie mehr verlassen. Am 8. Januar 1954 sendete die BBC ein Sonderprogramm zum hundertsten Geburtstag von Holmes. Schulkameraden, sein deutscher Geigenlehrer und ein Kollege (Lord Peter Wimsey) erinnerten sich an ihn. Alle gaben der Hoffnung Ausdruck, dass ihnen der Meister in der selbstgewählten Abgeschiedenheit seines Landsitzes in Sussex bei guter Gesundheit zuhören könne. Wenn er dies hier liest, ist er schon über 150 Jahre alt. Ich weiß nicht, ob ihm im letzten Jahr der Film von Guy Ritchie gefallen hat, wo er von Robert Downing verkörpert wurde. Der hat ja auch mal Charlie Chaplin gespielt. Charlie Chaplin kann Sherlocks Schöpfer Arthur Conan Doyle einmal auf der Bühne gesehen haben, als der kleine Charlie in einer Nebenrolle in William Gilettes Stück Sherlock Holmes auf der Bühne stand. Aber Sherlock Holmes wird sich in der Version von Robert Downey nicht wiedererkannt haben. Er schwärmt immer noch für Basil Rathbone.

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