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Mittwoch, 16. Februar 2011

Stephen Decatur


Right or wrong, my country! hat er nicht gesagt. Er hat gesagt: Our Country! In her intercourse with foreign nations may she always be in the right; but right or wrong, our country! Er war der jüngste Captain in der Geschichte der US Navy, Horatio Nelson hat das, was Decatur heute vor 207 Jahren vollbracht hat, the most bold and daring act of the age genannt. Da hat Decatur im Hafen von Tripolis die von den Barbary Pirates entführte amerikanische Fregatte Philadelphia mit einer Handvoll Marinesoldaten vernichtet. Amerika, gerade gegründet, ist im Krieg. Den es nicht selbst angefangen hat, am 14. Mai 1801 hat Yussuf Karamanli, der Pascha von Tripolis, Amerika den Krieg erklärt, nachdem man Wochen vorher den Fahnenmast vor dem US Konsulat abgehackt hatte. Die Piraten hatten sich auf das Kapern von amerikanischen Schiffen verlegt, weil sie vor der Royal Navy (und auch der französischen Marine) Angst hatten. Die hatte ja auch die amerikanischen Schiffe geschützt, solange das noch englische Kolonien waren. Aber mit dem Vertrag von Paris im Jahre 1783 ist dieser Schutz formell zu Ende. Prompt kapert Marokko im nächsten Jahr das erste amerikanische Schiff, Algier 1785 das zweite. John Adams hat als amerikanischer Präsident der nordafrikanischen Piratenmafia noch Schutzgelder gezahlt, aber nachdem der Kongress 1794 den Naval Act beschlossen hat, werden die ersten sechs amerikanischen Fregatten gebaut. Und die schickt Thomas Jefferson jetzt ins Mittelmeer.

Wegen des Tripolis Abenteuers singen die US Marines in ihrer Hymne heute immer noch:

From the Halls of Montezuma
To the Shores of Tripoli,
We fight our country's battles
In the air, on land, and sea.
First to fight for right and freedom,
And to keep our honor clean,
We are proud to claim the title
Of United States Marines

Das Ganze zur Musik von Jacques Offenbach.

In seinem neunbändigen Roman Hundert Jahre lässt Heinrich Albert Oppermann (heute vor 141 Jahren gestorben) eine Romanfigur bei der amerikanischen Marine anheuern und bei dieser Aktion dabei sein:

Indessen wurde Karl als Freiwilliger auf einem Kanonenboote aufgenommen und erlernte den schwierigen Seemannsdienst. So groß sein Enthusiasmus war, so oft er von Vernichtung von Tripolis träumte und in den wenigen Mußestunden, die ihm blieben, die Amerikaner antrieb, zu rüsten und zu rüsten, so sehr er sich abmühte, selbst in geharnischten Sonetten, wie wir heute sagen würden, die Kriegswuth gegen die Barbaresken zu steigern, je mehr ernüchterte ihn sein Dienst und die Langsamkeit, in welcher die Dinge vorwärts schritten, selbst nachdem Präsident und Congreß sich für die Ausrüstung eines Geschwaders entschieden hatten.
   Endlich konnte er als Seecadet auf einem Schoner, den der Seelieutenant Stephan Decatur, ein Bruder des Kauffahrteikapitäns, führte, Stellung finden und nach dem Mittelmeere absegeln.
   Hier war ein neues Unglück eingetreten. Die Fregatte Philadelphia, geführt vom Kapitän Bainbridge, mit 365 Mann und 44 Kanonen, war am 31. October 1803 in der Nähe von Tripolis bei Verfolgung eines Küstenfahrzeugs gestrandet und von den Tripolitanern genommen, welche die ganze Mannschaft in Gefangenschaft nahmen.
   Die Amerikaner dürsteten nach Rache, und Commodore Preble, der jetzt den Oberbefehl führte, willigte in einen von Bainbridge in seiner Gefangenschaft selbst ausgesonnenen, von Stephan Decatur vervollständigten Plan, die in halber Schußweite von den Hafenbatterien von Tripolis umringt von Kreuzern und Kanonenbooten liegende Philadelphia zu entführen oder zu vernichten.
   Nur letzteres gelang am 3. Februar 1804, und es bleibt die glänzendste That der jungen amerikanischen Marine.

Also, ein wenig ausführlicher hätten wir uns das im 10. Kapitel des Dritten Buches des ➱Romans schon gewünscht. Aber der Erzähler hatte gerade schon seine ganze dramatische Energie auf den Überfall der Piraten auf ein amerikanisches Handelsschiff (nach dem unsere Romanfiguren in der Sklaverei landen) verwandt, da reichte es wohl nicht mehr für eine ausführliche Schilderung des Abenteuer von Tripolis. Dieses Bild zeigt Decatur ein halbes Jahr später in einem Kampf (bei dem sein Bruder James zu Tode kommt) gegen die Piraten. Decatur liegt hier auf dem Bootsdeck und hat gerade einen Gegner getötet, der weiß gekleidete Bootsmann wirft sich in den tödlichen Säbelhieb des nächsten Piraten. Er wird erstaunlicherweise den Säbelhieb überleben und als Veteran seine Pension beziehen. Stephen Decatur wird noch viele Kampfhandlungen und Kriege überleben. Er stirbt 1820 nach einem völlig sinnlosen Duell mit dem Commodore James Barron. Seit er ein kleiner Junge war, ist Amerikas erste John Wayne Figur keinem Streit aus dem Weg gegangen. Irgendwie ist das ja auch ein passender Abgang.

Duelle sind damals in der Marine eine regelrechte Seuche. 21 Jahre vor seinem Tod hatte Decatur sein erstes Duell bestritten, es sollte nicht sein letztes bleiben. Aber nicht nur schnell beleidigte Marineoffiziere duellieren sich. Das Duell 1804, in dem der Vizepräsident Aaron Burr den ehemaligen Finanzminister Alexander Hamilton erschießt, erschütterte die junge Republik. Änderte aber nichts an dem Duellunwesen. Denn damals war zwar schon in New York das Duellieren verboten, deshalb trafen sich Burr und Hamilton im Wald von Weehawken auf der anderen Seite des Hudson. Heute bekämpfen sich amerikanische Politiker glücklicherweise nur noch in TV-Duellen.

Als Stephen Decatur nach dem Tripolis Abenteuer als Held nach Amerika zurückkehrte, hat ein junger Jurist namens Francis Scott Key zu der Melodie eines englischen Trinklieds aus dem 18. Jahrhundert gedichtet:

When the warrior returns, from the battle afar,
To the home and the country he nobly defended,
O! warm be the welcome to gladden his ear,
And loud be the joy that his perils are ended:
In the full tide of song let his fame roll along,
To the feast-flowing board let us gratefully throng,
Where, mixed with the olive, the laurel shall wave,
And form a bright wreath for the brows of the brave

Die Melodie von dem Lied Anacreon in Heaven hatte Key im Kopf behalten, als er sieben Jahre später ein Gelegenheitsgedicht schrieb, das mit den Zeilen O! say can you see by the dawn's early light, What so proudly we hailed at the twilight's last gleaming anfängt.

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