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Samstag, 21. Januar 2012

Monte Carlo or Bust!


Heute vor 101 Jahren wurde die erste Rallye Monte Carlo gefahren. Solch sportliches Ereignis schreit ja eigentlich nach dem Film, diesem neuen Medium, der das neue technische Kunstwerk Automobil perfekt hätte verherrlichen können. Schließlich sind Film und Automobil gleich alt. Hatte nicht schon Marinetti in seinem ➱Manifest des Futurismus proklamiert (und das drei Jahre vor der ersten Rallye Monte Carlo): Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen... ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake. Mit solchen Sätzen wäre der Dichter heute ein gefragter Mann bei der Werbeabteilung von Ferrari.

Aber so richtig tolle Rallye Monte Carlo Filme hat es nicht gegeben. Es gibt zwar mit ➱Genevieve einen wunderbaren Film über die Oldtimer Rallye London-Brighton (den Link sollten Sie unbedingt anklicken), aber nichts Vergleichbares für die Rallye Monte Carlo. 1969 gab es die Filmkomödie Monte Carlo or Bust (daher habe ich heute meinen Titel), 1977 brachten die Disney Filmstudios den dritten Film der Herbie Reihe mit dem Titel Der tolle Käfer in der Rallye Monte Carlo in die Kinos. Sagt uns der Wikipedia Artikel. Der uns natürlich den schönsten Rallye Monte Carlo Film verschweigt: Claude Lelouchs Un homme et une femme. Für den Film war ich damals dreimal hintereinander im Kino. Klicken Sie doch eben einmal ➱hier hinein und holen Sie sich die sechziger Jahre wieder zurück. Und da wir gerade dabei sind, falls Sie im Dezember den Post ➱Jean-Louis Trintignant verpasst haben sollten, sollten sie unbedingt einmal ➱hier klicken!!! Und sich die automobile Liebeserklärung an Paris von Claude Lelouch ansehen, ohne jeden Schnitt. Natürlich war er hinterher den Lappen los.

Es gibt hier heute einmal etwas ganz Neues, nämlich einen Text, der nicht von mir ist. Er ist von Hans Fander, der in diesem Blog schon mehrfach erwähnt wurde. Hans Fander wollte nicht nur seine ➱Seite im Internet haben, er wollte jetzt auch Blogger werden. Also habe ich ihm geholfen, hier bei Blogger einen Blog einzurichten - was uns beide tagelang beschäftigt hat. Um ehrlich zu sein, haben wir dazwischen natürlich auch über Gott und die Welt geredet, Tee getrunken und Cookies gegessen. Und den französischen Kultusminister im Fernsehen gesehen (weil es bei Hans Fander französisches Fernsehen gibt), der zu einem grauen Nadelstreifenanzug seltsame braune Schuhe trug. Und da ihm die Hose während seiner Rede seltsam hochgerutscht war (keine Empfehlung für den Schneider) konnte man Argyle Socken in schrillen Farben entdecken. Die Kamera verweilte genüsslich in Großaufnahme darauf, als wollte sie sagen: guckt euch diesen Barbaren an, der ist unser Kultusminister. Fand ich sehr witzig. Und ich mache an dieser Stelle jetzt auch keine ➱Bernd Neumann Witze.

Wir hatten zwei Nachmittage lang große Schwierigkeiten, die mit dem neuen System zusammenhängen, das Google/Blogger jetzt einem Neu-Blogger anbietet. Es ist nicht mehr mein schönes altes System, das ich vor zwei Jahren kennenlernte. Sieht zwar wahnsinnig modern aus, ist aber kein Fortschritt. Die größten Schwierigkeiten boten aber die Texte, sie waren vor Jahren so formatiert worden, dass sie sich sperrten, in dieses neue Format zu passen. Wenn ich heute Hans Fanders Text hier abdrucke, dann hat das neben dem aktuellen Bezug zum Jubiläum der Rallye drei Gründe: Zum einen, um ihm zu beweisen, dass mir die Transformation - heureka - gelungen ist. Zum anderen, weil ich das Gefühl habe, dass es schon mein eigener Text ist, so oft habe ich ihn bearbeitet. Und last but not least: in diesem Blog sind schon so viele Autos aufgetaucht von ➱Borgward bis ➱Rolls-Royce - bemühen Sie doch mal das kleine Suchfeld - dass dieser Artikel prima hierher passt. Falls Sie sich über die häufige Erwähnung von Frankreich wundern sollten, möchte ich vorausschicken, dass unser Autor neben dem deutschen auch einen französischen Pass besitzt. Und nun der Text von Ralley Monte Carlo Historique: Die Rallye Oslo – Monte Carlo 2009 im Spiegel der Geschichte:

Wer in einer Rallye den Namen Monte Carlo entdeckt, denkt unwillkürlich an die „Mutter“ aller Rallye-Veranstaltungen, an die Rallye Monte Carlo, von den Fans liebevoll einfach Monte genannt. Seit 1911 wird dieses Rennen ausgetragen; zunächst nur als Sternfahrt zur Ankurbelung des Tourismus gedacht, wurde daraus im Rahmen der Rallye-Weltmeisterschaften ein Klassiker des besonderen Art. Hauptsächlich in den See-Alpen des französischen Hinterlandes ausgetragen, verlangen die vielen Gebirgspässe und die im Januar meist unvorhersehbaren Wetterverhältnisse den Fahrern alles an Können ab und machen das Rennen immer wieder zu einem Höhepunkt jeder Saison. 77 Mal wurde sie inzwischen ausgetragen, die Rallye Monte Carlo, zuletzt vom 20. Bis 24. Januar 2009. Die Erfolge deutscher Fahrer lassen sich allerdings dabei an einer Hand abzählen. Lediglich 1960 (Walter Schock und Rolf Moll) und 1980, 1982, 1983, 1984 (Walter Röhrl und Christian Geistdörfer) standen sie ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Daneben finden mit dem Zusatz Historique aber auch Oldtimer-Rallyes statt, bei denen die teilnehmenden Fahrzeuge bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen. Für die 12. Rallye Monte Carlo Historique die im Januar 2009 durchgeführt wurde, waren nur historische Modelle zugelassen, die bereits an einer klassischen Rallye Monte Carlo zwischen 1955 und 1980 teilgenommen hatten. Vorgegeben waren dabei zwei Fahrtstrecken, eine Route von Turin, Barcelona und Reims aus durch die See-Alpen zum Ziel in Monte Carlo, eine zweite von Oslo aus über Schweden und Deutschland zum Quai Albert Ier.



In Erinnerung an die Ereignisse der Monte 1959, beschloss mein französischer Freund Pierre Dellieri mit seinem sorgsam gepflegten Kleinauto Vespa 400 (zwei Zylinder – zwei Takte – zwei Sitze – vier Räder) an der Rallyeroute Oslo – Monte Carlo teilzunehmen. Im Jahre 1959 hatten nämlich drei Vespa 400 in der Klasse bis 1000 ccm die Strecke Stockholm – Monte Carlo mit einem Durchschnitt von 65 km/h zurückgelegt und Zuschauer wie Fachleute restlos begeistert. Von 322 gestarteten Fahrzeugen erreichten damals nur 220 das Ziel, darunter ohne Panne die drei Vespa 400. Und diese Zuverlässigkeit wollte Pierre nach 50 Jahren erneut beweisen.

So klingelte denn Anfang Januar mein Telefon und Freunde aus Frankreich erzählten mir, die Abfahrt in Oslo sei für den 25. Januar 2009 geplant, 27 Oldtimer würden teilnehmen und in seinem fünfzig Jahre alten Vespa-Auto eben auch Pierre, der Bruder von Mireille. Und die Route würde auch über Kiel führen. Daraus müsste sich doch eine Geschichte machen lassen, sagte ich zu Mireille.

Übrigens Mireille und ihr Mann Roger lebten bis 2008 in Barbarenque, wo sie ein kleines aber feines Sommercafé betrieben. Die Crepes schmecke ich heute noch auf der Zunge. Ende 2008 schlossen sie ihr Café und verkauften "Haus und Hof" um sich zwischen Brive und Limoges anzusiedeln (➱Barbarenque). Zurzeit restaurieren sie die alte Bauernstelle die sie kauften, um dort auch einmal Feriengäste beherbergen zu können. Das Foto zeigt sie in der Januarsonne, die uns hier im Norden fehlt.

Ich rief dann ihren Bruder Pierre in Orgon (Provence) an und vereinbarte mit ihm einen kleinen Empfang der Rallye-Teilnehmer auf dem Kai der Stena-Line in Kiel. Herr Behling von den Kieler Nachrichten, den ich über die Fahrt informierte, war gerne bereit diesen historischen Moment zu veröffentlichen. Die Wagen wurden dann beim Entladen in drei Reihen aufgestellt und Klaus Welsch war so freundlich, in eisiger Kälte noch einige Fotos als Erinnerung zu machen. 

Gegen 9 Uhr 30 fuhren die Wagen dann über Hamburg und Bad Hersfeld in Richtung Süden. Am Sonnabend, dem 28. Januar 2009, erreichten sie wie vorgesehen Monte Carlo. Damit ging eine historische Rallye zu Ende, in der alle gestarteten Wagen die gesamte Strecke von 3.600 Kilometern schadlos überstanden hatten. Pierre unterhält übrigens in Orgon eines der schönsten ➱Automuseen in Südfrankreich, das einmal sein Vater gründete.

Pierre Senior war Spezialist für Flugzeugmotoren. Anfang der 50er Jahre arbeitete er in Saigon in Indochina, so hieß damals noch das französische Kolonialgebiet, wo er für die französische Armee Flugzeuge wartete. Als er im Jahre 1953 aus der Armee entlassen wurde, fuhr er mit seinem Vespa-Roller 16 000 Kilometer in drei Monaten von Saigon über Kambodscha, Thailand, Indien etc. zurück nach Paris, dort wurde er bei seiner Ankunft entsprechend empfangen und gefeiert. Ein Foto zeigt ihn auf seiner Vespa in Indien. Auf der Fußablage ein paar Kanister mit Treibstoff, neben ihm steht ein alter Citroen mit Rechtslenkung.

Zur gleichen Zeit hielt auch ich mich in Indochina auf. Nur trat ich die Rückreise etwas komfortabler auf dem Dampfer Pasteur an (Photo: collection de l’auteur). Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs fuhr die Pasteur über England nach Kanada, erst 1946 kehrte sie nach Frankreich zurück. Danach transportierte sie Truppen nach Indochina, wo die französische Kolonialarmee gegen den Widerstand der Einwohner bis 1954 vergeblich versuchte, die ehemaligen Kolonien, die Frankreich während des Zweiten Weltkriegs an Japan verloren hatte, wieder zu besetzen. Nach dem Abzug der französischen Truppen im Jahre 1954, blieb es auch amerikanischen Verbänden über Jahre hinweg versagt, das Land zu erobern. Dazu wurde die Pasteur dann allerdings nicht mehr benötigt, sie wurde 1980 auf Formosa (Taiwan) abgewrackt.

Soweit Hans Fander. Zu der Pasteur muss ich noch einiges sagen, die kenne ich nämlich. Denn drei Jahre nachdem Hans Fander auf ihr von ➱Indochina nach Frankreich heimkehrte, lag sie bei uns in Vegesack. Sozusagen direkt vor der Haustür. Der Norddeutsche Lloyd hatte das 32.336 BRT große Schiff für dreißig Millionen Mark gekauft, um sie beim Bremer Vulkan wieder zum Luxusdampfer umbauen zu lassen. Der Verkauf hatte in Frankreich zu großem Unmut geführt, weil die Franzosen hier ein Symbol Frankreichs an die boches verkauft sahen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sie die Weser herauf geschleppt wurde, der ganze Ort stand am Ufer. Sie wurde zuerst nach Bremen geschleppt, dort bei Hochwasser im Hafen gedreht, und dann wieder nach Vegesack gebracht. Und da konnten wir zwei Jahre lang bewundern, wie sie immer schöner wurde. Und natürlich den Namen ➱Bremen und den gelben Schornstein vom Norddeutschen Lloyd kriegte. Der Vater meines Klassenkameraden Dirk Havighorst, der eine Bootswerft in Blumenthal hatte, hatte einen Teil der Rettungsboote der Pasteur gekauft. Für jeden Passagier gab es im Rettungsboot eine kleine Kurbel. Wenn man mit sechs Mann ordentlich kurbelte, konnte man mit dem Boot auf der Weser fahren. War eine tolle Sache. Vielleicht ist es das selbe Rettungsboot gewesen, in das sich Hans Fander auf der Reise zurückzog, wenn ihm der Rummel an Bord zu groß war.

1 Kommentar:

  1. Und hier der Kommentar von einem Autosammler:

    Mein lieber Jay,
    Du weißt doch, dass ich einen der überaus seltenen Opel Rallye Kadett mein eigen nenne. Oder?
    Deshalb was ich nicht gelesen oder überlesen habe:

    Opel und seine Erfolge bei der "Monte"
    (c)Opel 1964 zeigt Dieter Lambart im
    Kadett sein Können. Bei der 1911 erstmals ausgetragenen "Original"-Rallye Monte Carlo konnten die Rüsselsheimer Sportfahrzeuge einst große Erfolge verbuchen. 1936 feierte eine vierköpfige Mannschaft auf Olympia den ersten Klassensieg für Opel: In der Kategorie der "Geschlossenen Fahrzeuge" belegte das Team den 1. Platz. Ab 1962 sorgte Opel mit dem neuen Kadett-Modell für manche Überraschung. Gegen stärkste internationale Konkurrenz in seiner Klasse setzte sich 1966 beispielsweise das Team Lambart/Vogt auf dem serienmäßigen 1,1 Liter-Kadett B Coupé durch. Ebenso erfolgreich errang der Stockholmer Lillebror Nasenius mit seinem Landsmann Brattberg auf einem Opel Rekord C 1,9 Liter in der Serientourenwagen-Kategorie 1.600 bis 2.500 ccm einen weiteren Sieg. Und die so eingeläutete Erfolgsserie setzt sich nahtlos fort. Bereits 1968 behaupteten sich die Serientourenwagen aus Rüsselsheim im Vergleich mit damals weitaus überlegenen Grand Tourismo-Fahrzeugen. Der Lohn: Mehrmals wurde Opel nach Porsche die zweitbeste deutsche Marke bei der "Monte".

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