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Sonntag, 1. April 2012

April


Heute ist der erste April. Glauben Sie nichts von dem, was heute in den Zeitungen steht. Also, dass Philipp Rösler Trainer beim HSV wird, dass Christian Wulff ein Goggomobil als Dienstwagen bekommt, dass Karl-Theodor von und zu Guttenberg Nachfolger von Harald Schmidt (oder Thomas Gottschalk?) wird und solche Meldungen. The first of April is the day we remember what we are the other 364 days of the year, hat Mark Twain gesagt. Dass der erste Tag des Ostermonds für allerlei Narreteien gut ist, ist eine alte Sache. Schon 1790 heißt es in Poor Robin's Almanac

The first of April, some do say,
Is set apart for All Fools' Day.
But why the people call it so,
Nor I, nor they themselves do know.
But on this day are people sent
On purpose for pure merriment.


Ich möchte meinen Monat voller Gedichte mit einem Dichter beginnen, der heute vor zweihundert Jahren geboren wurde. Er heißt Friedrich Wilhelm Güll, er ist ein wenig in Vergessenheit geraten. Oder vielleicht nicht so ganz, an sein Gedicht ➱Das Büblein auf dem Eise kann ich mich aus Kindertagen noch gut erinnern. Und aus aktuellem Anlass möchte ich auch noch auf das Gedicht ➱Osterhäslein hinweisen, kann man den Kiddies zu Ostern vorlesen. Ist besser als der Milka Schmunzelhase. Weil es so schön zur Jahreszeit passt, gibt es hier heute Gülls Gedicht Geburtstag im Frühling:

Im Garten blühn schon ein Weilchen
Schneeglöckchen, Krokus und Veilchen.
Da hab ich nicht lang bedacht
und ein schönes Sträußchen zurechtgemacht.
Das bringe ich dir zum Geburtstagsfest.
Der Frühling dich schön grüßen läßt.
Er sagt mit allem Sonnenschein
kehrt er so gerne bei dir ein.
Damit dein neues Lebensjahr
sei sonnig, fröhlich, hell und klar.

Und was sollen die Fische? höre ich schon jemand fragen. Die Fische haben auch etwas mit dem ersten April zu tun, weil man in Frankreich den ➱poisson d'Avril  (und in Italien den Pesce d'aprile) kennt. Weiß auch keiner, wo es herkommt. Kaum sind die verrückten ➱Märzhasen weg, sind die Aprilfische da. Und dabei hat die silly season noch gar nicht begonnen. Lassen wir das Wort zum Sonntag unserem Barockdichter Friedrich von Logau, der schon ein Gedicht Vom ersten April schrieb:

Wir üben im April die Leute durch vexiren
Und pflegen sie im Schimpff herum- und an zu führen;
Man öffnet so den Witz, daß er sich thu herfür,
Wie diese Zeit schleust auff der Welt Lust, Nutz und Zier.


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