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Mittwoch, 2. Mai 2012

Herzoginnen


Das ist Jane Maxwell, die Herzogin von Gordon, mit ihrem Lieblingssohn, gemalt von ➱George Romney. Eigentlich trägt sie immer Handschuhe, die verbergen sollen, dass sie bei einem Kutschenunfall einen Finger an der rechten Hand verloren hat. Aber so, wie Romney diese Zeichnung in ihrer Hand drapiert hat, kann man das nicht sehen. Die Herzogin von Gordon ist eine einflussreiche Dame, sowohl in der englischen High Society als auch in der englischen Politik. Aber sie ist auch eine unausstehliche Person, foul-mouthed wird sie im englischen Wikipedia Artikel genannt. In dem köstlichen ➱Blog The Duchess of Devonshire's Guide to the 18th Century war sie am 29. August 2008 Tart of the Week. Nicht unbedingt ein schmeichelhafter Titel.

In seinem Buch ➱The Female Jockey Club von 1794 (ein Komplementärband zu The jockey club; or A sketch of the manners of the age aus dem Vorjahr) schreibt Charles Pigott über sie: The Duchess triumphs in a manly mien; Loud is her accent, and her phrase obscene. Das ist sicherlich nicht sehr nett. Jane Maxwell, Herzogin von Gordon beherrscht ihren eigenen Kreis, zu dem zeitweise auch William Pitt gehört, der aber später auch sehr wenig schmeichelhafte Dinge über sie sagt, am Anfang seiner Karriere braucht er sie noch. Auf diesem Bild hat Sir Joshua Reynolds die rechte Hand der Duchess geschickt vor dem Betrachter verborgen.

Auf diesem Bild auch, weil da gar keine Hände drauf sind. Die Herzogin von Gordon hat zwei Ziele im Leben. Zum einen möchte sie, ähnlich wie Mrs Bennet in Jane Austens Pride and Prejudice, ihre Töchter verheiraten, zum anderen möchte sie gesellschaftlich ganz oben sein. Die Sache mit dem match-making ist ihr gelungen, drei ihrer Töchter werden einen Herzog heiraten. Aber die Nummer Eins in der Georgian Era zu werden, das ist ihr nicht ganz geglückt.

Das Bild hier ist natürlich auch nicht sehr schmeichelhaft. Es wurde unter dem Titel The Gordon-Knot, or The Bonny Duchess hunting the Bedford Bull 1797 von James Gillray (der immer bissiger als ➱Thomas Rowlandson ist) veröffentlicht. Es zeigt die Herzogin bei ihrem Lieblingssport, der Jagd nach Männern für ihre Töchter (alle rechts im Bild). Wenn man wissen will, was zum Ende des 18. Jahrhunderts in der High Society geschieht, dann sollte man die Blätter der englischen Karikaturisten studieren, aus ihnen erfährt man mehr als aus Geschichtsbüchern. Es ist der Herzogin übrigens gelungen, den Bedford bull einzufangen. Ihre Tochter Georgiana (ein beliebter Name damals, man merkt, dass die Georgs auf Englands Thron sitzen) wird den Herzog von Bedford heiraten.

In Edinburgh war es der Herzogin von Gordon (die sich auf dieser Zeichnung von William Evans als Intellektuelle inszeniert) gelungen, ganz oben in der High Society zu sein. Aber im Rest des Königreiches hat sie Konkurrentinnen. Wie zum Beispiel die beautiful duchess Mary, Dutchess of Rutland. Und natürlich Georgiana Cavendish, die Duchess of Devonshire. Falls Sie den ➱Film mit Keira Knightley gesehen haben, wissen Sie, von wem ich gerade rede. Zum Leidwesen der Duchess of Gordon spielt die Herzogin von Cavendish in einer anderen Liga, sie gehört mit ihrem Mann (einem der reichsten englischen Adligen) zum ➱Carlton House Set. Und sie hat sogar einen Roman geschrieben, wenn Sie viel Zeit haben, können Sie ihn ➱hier lesen. Im Zickenkrieg der Herzoginnen ist Georgiana sicher die Siegerin. Was man auch daran ablesen kann, dass es über sie heute einen Spielfilm (auf der Basis der preisgekrönten Biographie von Amanda Foreman) gibt - und dass Prinzessin Diana mit ihr verwandt war. Über die Herzogin von Gordon gibt es nur einen Roman von ➱Ciji Ware.

Georgiana gibt nicht nur in Fragen der Mode den Ton an (und verschleudert ein Vermögen am Spieltisch), von ihr gibt es auch die schöneren Bilder. Gainsborough und Reynolds haben sie mehrfach gemalt. Dies Bild hier hat Sir Joshua nicht zu Ende gemalt, dennoch ist es schöner als alle Bilder von Jane Maxwell. Und dann gibt es ja noch das bezaubernde ➱Bild von Reynolds, das sie mit ihrer Tochter zeigt.

Ich komme auf die Duchess of Gordon, weil heute der Todestag des englischen Exzentrikers William Beckford ist (hier von George Romney gemalt). Und weil ich in seinen ➱Memoiren eine hübsche kleine Anekdote gelesen habe, die ich einmal in ihrer ganzen Länge zitiere: I once shut myself up at Fonthill to be out of the way of a lady—an ungallant thing to any lady on earth but her with whom it occurred. You must well remember the late Duchess of Gordon, as she was the continual talk of the town for her curious mercenary ways, and mode of entrapping men with her brood of daughters. I could have served no other lady so, I hope—I never enjoyed a joke so much. At that time everybody talked of Mr. Beckford' s enormous wealth—everything about me was exaggerated proportionately. I was in consequence a capital bait for the Duchess—so she thought; I thought very differently. She had been told that even a dog kennel at Fonthill was a palace—my house a Potosi. What more upon earth could be desired by a managing mother for a daughter? I might have been aged and imbecile — no matter, such is fashion' s philosophy. I got a hint from town of her intention to surprise me with her hard face at Fonthill —a sight I could gladly dispense with. I resolved to give her a useful lesson.

Fonthill was put in order for her reception, with everything I could devise to receive her magnificently—not only to receive her, but to turn the tables upon her for the presumption she had that I was to become the plaything of her purposes. The splendour of her reception must have stimulated her in her object. I designed it should operate in that manner. I knew her aim—she little thought so. My arrangements being made, I ordered my major-domo to say, on the Duchess' s arrival, that it was unfortunate—everything being arranged for her Grace' s reception, Mr. Beckford had shut himself up on a sudden, a way he had at times, and that it was more than his place was worth to disturb him, as his master only appeared when he pleased ; forbidding interruption, even if the King came to Fonthill. I had just received a large lot of books—nothing could be more opportune. I had them removed to the rooms of which I had taken possession. The Duchess conducted herself with wonderful equanimity, and seemed much surprised and gratified at what she saw, and the mode of her reception just as I desired she should be, quite on tiptoe to have me for a son-in-law. When she got up in the morning, her first question was, "Do you think Mr. Beckford will be visible today?"
"I cannot inform your Grace—Mr. Beckford' s movements are so very uncertain—it is possible. Would your Grace take an airing in the park—a walk in the gardens?"

'Everything which Fonthill could supply was made the most of, whetting her appetite to her purpose still more. My master of the ceremonies to the Duchess did not know what to make of his master, the Duchess, or his own position. "Perhaps Mr. Beckford will be visible tomorrow?" was the Duchess's daily consolation. Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow, came and went—no Mr. Beckford. I read on, determined not to see her. Was it not serving a woman of such a coarse nature quite right?

'She remained seven or eight days, magnificently entertained, and then went away without seeing him. She was very angry, and said of him in her rage things too scandalous to have escaped any woman's lips but her own. Think of such a woman's vengeance—such a woman as the Duchess was, who never suffered anything to stand in the way of her objects!' Ja, am Schluss, wenn es heißt: She was very angry, and said of him in her rage things too scandalous to have escaped any woman's lips but her own, dann habe ich immer wieder diese Karikatur von James Gillray vor Augen. William Beckford, der in diesem Blog natürlich schon ➱einmal vorkam, ist nicht von dem Gordon knot der Herzogin eingefangen worden. Es ist eine kleine Ironie der Geschichte, dass er mit Lady Margaret Gordon eine (sehr) entfernte Verwandte der schrecklichen Herzogin heiratet. Seine älteste Tochter wird übrigens auch Gattin eines Herzogs, allerdings ohne dass sich Beckford dafür groß anstrengen muss. An Herzögen scheint damals kein Mangel zu herrschen.

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