Seiten

Mittwoch, 19. September 2012

Candy Dulfer


Es war mir ja völlig egal, ob sie Saxophon spielen konnte, als ich diese Platte sah, musste ich sie unbedingt haben. Die Platte, die den schönen Titel Saxuality hatte, war eine ihrer ersten. Die Holländerin Candy Dulfer, die heute Geburtstag hat - Gefeliciteerd met je verjaardag - sieht nicht nur gut aus, sie kann auch Saxophon spielen. Aber ihre Musik ist nicht so ganz mein Ding, so blieb es bei der einen Platte. Es ist ja nicht so, dass bei mir das Saxophon mit Charlie Parker, John Coltrane, Dexter Gordon oder Lester Young aufgehört hätte. Ich habe durchaus Neueres wie Joshua Redman oder Joe Henderson im Regal, obgleich ich am liebsten Don Byas und Sadao Watanabe höre. Aber ich habe keine Jan Gabarek CD. Weil die jeder hat. Und weil er bei ECM ist. Dazu muss ich mal eben einen kurzen Telephondialog mit einem Freund einspielen, von dem ich dachte, dass die Welt der Musik bei ihm mit Johann Sebastian Bach aufhört. Aber dann kam das:- Ich mag auch modernen Jazz. - Kann ich mir nicht vorstellen. Was meinst Du mit modernem Jazz? Etwa das ECM Zeuch? - Ja, genau.

Ist das das Ende einer wunderbaren Freundschaft? Ich habe nämlich  eine leichte Allergie gegen das ECM Label. Die lagen vor Jahrzehnten bei allen neureichen Yuppies, die sich in der gerade ausgebrochenen Postmoderne den Anschein von ein bisschen Kultur geben wollten, demonstrativ im Wohnzimmer rum. Die Platten hatten diese coolen Cover - war das Beste an dem Label. Nicht, dass das besonders audiophile Aufnahmen für High-End Freaks gewesen wären, dafür waren andere Label bekannt. ECM glänzte mit dem Design. Und das Design war in der Postmoderne für viele wichtiger als das Sein.

Die Firma ECM hat irgendwann sogar einen Bildband zu ihren bunten Papphüllen herausgebracht, der Sleeves of Desire hieß. Für das Buch muss man heute mindestens zweihundert Euro auf den Tisch legen. Man muss ja auch einmal ganz klar sagen, dass man solche Cover Art nur mit Schallplatten machen konnte - auf einer CD sieht das Design, das auf die 31 mal 31 Zentimeter einer LP geht, ja immer mickrig aus.

Ich muss an dieser Stelle gestehen: ich kann beim Thema ECM mitreden. Ich habe mal bei der Pleite eines kleinen Ladens massenhaft ECM Platten gekauft, ein Dutzend für zwanzig Mark. Ich hatte ja keine Ahnung, wer die Künstler waren, ich habe die Platten nach dem schönen Cover gekauft. Obgleich es ja heißt never judge a book by its cover.  Die ich hier abgebildet habe, John Surmans Such Winters of Memory, ist mir die liebste von den Platten (die Terje Rypdal Platte da oben habe ich natürlich auch). Wahrscheinlich, weil da Karin Krog mit drauf ist. Ich habe aber im Gegensatz zu den Yuppies meine ECM Platten niemals demonstrativ herumliegen lassen.

Wenn ich ehrlich sein soll, ist ECM natürlich ein sehr, sehr verdienstvolles Label, auch wenn ich meine ECM Platten immer versteckt habe. Und mir eigentlich nie - Keith Jarrett bleibt die Ausnahme - irgendwelche ECM CDs gekauft habe. Aber die Candy Dulfer Saxuality LP, die stand immer gut sichtbar bei mir im Wohnzimmer herum.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen