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Dienstag, 25. Dezember 2012

Chevrolet


Am  25. Dezember 1878 wurde in der Uhrmacherstadt La Chaux-de-Fonds Louis Chevrolet geboren. La Chaux-de-Fonds liegt im Kanton Neuenburg, das einmal zu Preußen gehört hat. Als Wilhelm II im September 1912 die Schweiz besuchte, schrieb die Neue Zürcher ZeitungMit Ehrfurcht und warmer Sympathie begrüsst unser Volk den grossen Beherrscher des mächtigen deutschen Reiches. Es ist unser aller herzlicher Wunsch, dass die wenigen Tage, die er in unserm Lande zubringen wird, bei unserm Gaste keine andern als erfreuliche Eindrücke und Erinnerungen zurücklassen mögen. Wilhelm kam nicht in Zivil, er hatte sich mit der Uniform der Neuenburger Garde Schützen verkleidet. Die Schweiz hat ihn begeistert empfangen, Karl Liebknecht hat den Schweizern vorgeworfen, sie hätten dem Kaiser wie einem Messias aus Berlin gehuldigt. Ja, damals mochte man uns noch in der Schweiz.

Wilhelm war nicht gekommen, um ein Konto bei einer Schweizer Bank zu eröffnen oder um Nettigkeiten mit dem Schweizer Präsidenten Ludwig Forrer auszutauschen. Er wollte sich ein Manöver der Schweizer Armee ansehen. Das bei Kaiserwetter sogleich zu einem Kaisermanöver wurde. Das da im Hintergrund ist nicht die Schweizer Armee, das sind die Zuschauer. Hunderttausend. So viele würden heute wohl kaum kommen, wenn sich ein deutsches Staatsoberhaupt die Schweizer Armee anschauen wollte. Nicht, dass es da nichts zu besichtigen gäbe, umgerechnet auf die Einwohnerzahl gibt die Schweiz mehr als alle anderen Länder für ihre Heimwehr aus.

In dem gleichen Jahr 1912 stellte Louis Chevrolet, inzwischen kein Neuenburger Bürger mehr, sondern ein amerikanischer Bürger, sein neues Modell, den Chevrolet Classic Six, vor. Wilhelm II besaß keinen Chevrolet. Das Auto hat keine Zukunft. Ich setze auf das Pferd, sagte er am Anfang des Jahrhunderts. Stinkkarren waren die Automobile für ihn. Sein Bruder Heinrich (nach dem die Prinz Heinrich Mütze heißt) war da ganz anderer Meinung, er war ein begeisterter Autosportler - und der Erfinder des Scheibenwischers. Heinrich fuhr einen Opel (später auch Mercedes), Wilhelm, dessen kaiserlicher Fuhrpark sich schnell vermehrte, fuhr später meistens auch Opel (besaß aber auch Mercedes Limousinen). Louis Chevrolet ist am 6. Juni 1941 in der Autostadt Detroit in bitterer Armut gestorben. Zwei Tage vor ihm starb übrigens Wilhelm II, der Mann, der so viele Uniformen, aber nie einen Chevrolet besaß. Den hundertsten Geburtstag der Automarke Chevrolet hat man im letzten Jahr auch in La Chaux-de-Fonds ➱gefeiert, wo man den Sohn der Stadt beinahe schon vergessen hatte.

Der amerikanische Chevrolet ist eigentlich ein Auto wie alle amerikanischen Autos. Unsafe at any speed, wie Ralph Nader gesagt hat. Aber die Popular Culture liebt ihn: In the 100 years that Chevrolets have roamed U.S. roads and byways, the car has been portrayed in movies, TV and music as the modest, everyman vehicle that anyone could afford, as well as a signifier of reckless speed, eternal youth and a persistent raffishness. Schrieb Susan Whitall in den The Detroit News im letzten Jahr zur Hunderjahrfeier der Firma Chevrolet. Das letzte trifft sicherlich auf das Auto in Two-Lane Blacktop zu (➱hier wartet noch ein Post darauf, von Ihnen gelesen zu werden), aber Chevys in Film und Fernsehen sind ein Klacks gegen Chevys in der Pop Musik. Die besten einhundert finden Sie auf dieser ➱Seite. Und da können wir es natürlich nicht auslassen, ➱American Pie zu zitieren:

So bye-bye, Miss American Pie.
Drove my Chevy to the levee,
But the levee was dry.
And them good old boys were drinkin’ whiskey and rye
Singin’, "this’ll be the day that I die."

Geht natürlich nur von ➱Don McLean. Nicht von dieser Resteverwerterin Madonna Louise Ciccone.

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