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Freitag, 19. April 2013

P.J. Kavanagh


Das erste Gedicht in dem Band One and One von P.J. Kavanagh hat den Titel Dedication Poem:

Curled in your night-dress on the beach,
Corn-yellow ghost, pale with sleep,
Head to the starry North, bare toes to the burning East,
Tracking the Sun's climb into our seaside perch,
I watch you at the fringe of this other island
Our public love makes private for us two;
Your face in floating shadow like a moon,
Stretching your arms around the bay to yawn,
Ebony trees in your fingers turning to green.
I stand alone, in the dark, with the birds in the bush.
Like the pewter lagoon I am flustered by day,
Which turns, turns, like a pin to prick out my eye.
Now sun, the angry bo'sun, straddles the sea.
'Is that you?' your murmur,
Grateful and blind my whisper
'You and me'. 

Das Liebesgedicht ist datiert Bali, 14 June 1958, und dahinter steht eine anrührende Geschichte, die der Dichter in seiner Autobiographie The Perfect Stranger: A Memoir erzählt. Dort ist das Gedicht auch noch einmal abgedruckt. Auf der selben Seite findet sich der Absatz:

I watched Sally. She sat in her nightdress on the warm soft sand, violet and gold, staring out over the sea, her knees drawn up to her chin. Things had changed between us. I was gathering my strength from her now, she was wordlessly explaining the world to me, gathering me into it, teaching me how to love it. But this strength she gave me would be hers to use again when it was her turn to lag... I watched her, the dawn and the sea.

Es ist eine Liebesgeschichte, die unendlich traurig ist. Denn kaum hat P.J. Kavanagh Sally Phillips (die Tochter von Rosamond Lehmann) geheiratet, da ist sie auch schon tot. Sie ist nur vierundzwanzig Jahre alt geworden. Als Kavanagh The Perfect Stranger schreibt, ist er fünfunddreißig, etwas früh für ein Résumé des Lebens. Fünf Verlage hatten das Buch damals abgelehnt bevor Chattos & Windus zugriff. Eine gute Entscheidung des Verlags, denn das Buch wurde zu einem Klassiker, und wurde immer wieder aufgelegt. Es hat immer seine Leser gehabt, obgleich es niemals einen Verlagsrummel um diesen Band gegeben hat. Wer es gelesen hat, wird es lieben. Und wird es weiterempfehlen. Und Sally wird für uns immer weiterleben, she is death's antithesis time itself shall cherish her, wie es in Serenade for Sally heißt.

Patrick J. Kavanagh (nicht zu verwechseln mit seinem gleichnamigen irischen Namensvetter) ist Dichter und Kritiker. Er schrieb für das Times Literary Supplement und den Spectator und hatte jahrzehntelang eine Kolumne im Daily Telegraph. Er ist zehn Jahre lang Schauspieler gewesen, er hat die Gedichte von Ivor Gurney, das Oxford Book of Short Verse und The Essential G.K. Chesterton herausgegeben. Seine Collected Poems erschienen 1992 bei Carcanet und erhielten sofort eine Empfehlung der Poetry Book Society, einer Gesellschaft, die T.S. Eliot vor sechzig Jahren gegründet hatte.

The Perfect Stranger will keine wirkliche Autobiographie sein, das hat Kavanagh im Vorwort zu der amerikanischen Auflage zwanzig Jahre nach dem Erscheinen der englischen Erstausgabe gesagt. Es sollte zuerst auch nicht A Memoir sondern A Memorial heißen, Andenken an seine Frau Sally. Aber wenn auch das Buch durchzogen ist von Schmerz, so hat der Autor es doch als funny bezeichnet. Und das ist es an vielen Stellen, wenn Kavanagh seine jugendlichen Verirrungen mit lakonischem Humor beschreibt, insbesondere seinen Wehrdienst, der ihn als jungen Leutnant nach Korea bringt. Von wo er mit einer Kriegsverletzung zurückkehrt (was Michael Caine, der ja auch in Korea war, erspart blieb). Dies ist kein Leben nach einem Plan, dies ist keine stromlinienförmige Karrierre, dies ist eine Biographie von Zufällen. Die aber immer wieder große Augenblicke hat, so wenn der junge Kavanagh in Paris nachts Charlie Parker trifft und mit ihm durch die schlafende Stadt wandert. Auch die Sprache hebt das Buch aus der Menge von Lebenserinnerungen hervor, es ist die Sprache eines Dichters, obgleich sie einfach und schlicht daherkommt. Man kann dies Buch nicht beschreiben, man kann es nur lesen. Und wieder lesen.

Seine Gedichte natürlich auch. Although the poems in P. J. Kavanagh's latest collection stand as firm and complete entities on their own, they also form with his other writings 'part of a large confession', hat ein Rezensent in den siebziger Jahren geschrieben. Das Gedicht ganz oben ist das bestimmt, das Gedicht Beyond Decoration (das in vielen Anthologien vertreten ist) sicher auch:

Stalled, in the middle of a rented room,
The couple who own it quarrelling in the yard
Outside, about which shade of Snowcem
They should use. (From the bed I'd heard
Her say she liked me in my dressing-gown
And heard her husband's grunt of irritation.
Some ladies like sad men who are alone.)
But I am stalled, and sad is not the word.
Go out I cannot, nor can I stay in,
Becalmed mid carpet, breathless, on the road
To nowhere and the road has petered out.
This was twenty years ago, and bad as that.
I must have moved at last, for I knelt down,
Which I had not done before, nor thought I should.
It would not be exact to say I prayed;
What for? The one I wanted there was dead.
All I could do was kneel and so I did.
At once I entered dark so vast and warm
I wondered it could fit inside the room
When I looked round. The road I had to walk down
Was still there. From that moment it was mean
Beyond my strength to doubt what I had seen:
A heat at the heart of dark, so plainly shown,
A bowl, of two cupped hands, in which a pain
That filled a room could be engulfed and drown
And yet, for the truth is in the bowl, remain.
Today I thought it time to write this down,
Beyond decoration, humble, in plain rhyme,
As clear as I could, and as truthful, which I have done.

Wenn Sie das Gedicht von P.J. Kavanagh vorgelesen hören wollen, dann klicken Sie ➱hier.

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