Seiten
▼
Dienstag, 28. Mai 2013
Horst Frank
Er wäre heute vierundachtzig geworden, aber er ist leider schon vierzehn Jahre tot. Singen war nicht seine starke Seite, aber er hat es trotzdem ➱getan. Klaus Löwitsch konnte auch nicht singen, der hat sogar mal eine Platte zurückgezogen, obwohl sie fertig war. Weshalb ich trotzdem eine LP von Narrenprozession habe, weiß ich nicht so genau. Aber wenn Horst Frank auch nicht singen konnte, kauften die Leute seine Platten doch. Weil er diese Stimme hatte. Vor Jahren geisterte seine Stimme noch einmal durch das ➱Radio, aber das war nicht wirklich Horst Frank. Das war dieser Wehmeier, dem wir Stenkelfeld und Frühstück bei Stefanie verdanken. Die Horst Frank Parodie (gibt es auch unter dem Titel Pfui Spinne! Die Horst-Frank-Parodie als CD) war nicht schlecht, doch die richtige Stimme von Horst Frank war natürlich noch besser. Wie die Fans von den drei Fragezeichen wissen.
Er hat in den schlimmsten Filmen mitgespielt, die Deutschlands schlechter Geschmack produzieren konnte. Und es machte ihm nichts aus. Weil die schlimmen Filme durch ihn gut wurden. Man ging damals gegen besseres Wissen ins Kino. Nur weil Horst Frank da mitspielte. Selbst wenn es eine Nebenrolle war. Das machte ihn einzigartig. Er guckte uns von der Leinwand an und sagte uns: natürlich ist das hier Schrott. Ich spiele nur hier mit, weil ich euch nicht enttäuschen will. Ihr seid doch nur meinetwegen gekommen.
Wir werden ihn nie vergessen. Schauen Sie doch einmal in den Trailer von Wolfgang Staudtes ➱Fluchtweg St. Pauli hinein. Oder in den Mitschnitt von seinem Auftritt bei der ➱NDR Talkshow, in dem er sein Leben Revue passieren lässt. Cool und ironisch, und immer gut gekleidet. Der Beginn seiner Karriere sah, wie er in einem ➱Interview im Jahr seines Todes versicherte, so aus:
Ja gut, nach meiner Ausbildung zum Handelskaufmann versuchte ich noch, für Adolf Hitler den Krieg zu gewinnen, was mir allerdings nicht gelang. Nach dieser unnötigen Erfahrung ging ich zurück nach Hamburg. Dort besuchte ich eine Matinee von Will Quadflieg, der las dort Gedichte oder rezitierte etwas, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern. Jedenfalls, als ich die Vorstellung verließ, wußte ich - arrogant wie ich damals war - das kannst du auch. Bei der Prüfung für die Schauspielschule sprach ich dann nicht nur den Faust, oder nicht nur den Mephisto, sondern beide Rollen, ich hüpfte dabei immer hin und her. Das hatte noch keiner gemacht. Ich kam mit meiner Interpretation bis zur Abschlußprüfung, und fiel durch.
In dem Interview antwortete er auf die Frage: Wie sehen Sie eigentlich das deutsche Filmgeschäft und auch das Fernsehen heute? in seiner typischen Art: Schrecklich! Furchtbar! Kommt mal ein gut gemachter Film, der den Zuschauer zu fesseln weiß, wird er just in dem Moment unterbrochen. Und man muß Werbung ertragen für Damenbinden oder Pepsodent. Das Resultat ist: Die Leute schauen gar nicht mehr hin. Entweder bügeln sie, rühren in der Suppe oder bumsen. Was sollen die armen Leute auch machen? Den 'Aus-Knopf' hat man ihnen wahrscheinlich nie gezeigt. Wissen sie, den Beruf des Schauspielers kann man heute so definieren: Früher wurden sie gebraucht, dann wurden sie lästig, heute sind sie überflüssig.
Da wünscht man sich doch dieses früher zurück. Da hatten wir wenigstens noch Horst Frank.
Bis jetzt hab ich gelegentlich gelächelt. Nach diesem Post hab ich gegrinst. Und ob seiner Worte wird mir der Kerl plötzlich sympatisch.
AntwortenLöschen