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Montag, 16. Juni 2014

1954


Heute vor sechzig Jahren begann in der Schweiz die Fußballweltmeisterschaft. An deren Ende die Bundesrepublik Deutschland (ohne das Saarland) als Weltmeister feststand. Ich kannte alle Spieler, die halbe Mannschaft hatte ich wenige Monate zuvor beim Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gesehen. Kaiserslautern hat trotz Fritz Walter gegen Hannover 96 ganz furchtbar verloren. Die noch junge Bild Zeitung empfahl Sepp Herberger, die Mannschaft von Hannover 96 mit in die Schweiz zu nehmen. Hat er bekanntlich nicht getan.

Aber den Spielern gelang im Wankdorfstadion trotzdem das Wunder von Bern. Das Wankdorfstadion ist 2001 abgerissen worden. Und da ist ein findiger Unternehmer auf die Idee gekommen, einige Tonnen Bauschutt zu kaufen. Hat die zerbröselten Steinsplitter in Quarzuhren eingeschalt (man kann sie durch das Uhrenglas und den Glasboden sehen) und das Ganze dann als Wunder von Bern Uhr verkauft. Steht drauf. Normalerweise haben Armbanduhren 15, 17 oder 21 Steine, diese hat definitiv mehr. Ich habe eine, weil meine Schwägerin mir die mal vor Jahren geschenkt hat. Kam in einer dekorativen Pappschachtel, einen kleinen Stein und ein Echtheitszertifikat gab es dazu. Heute zahlen Sammler viel Geld dafür. Ich trage die Uhr natürlich heute, vielleicht bringt das der deutschen Mannschaft Glück. Und ein Gedicht habe ich zum heutigen Tag auch. Es ist von Ror Wolf und heißt:

Neunzehnhundertvierundfünfzig

Das war der Anfang. Und so geht es weiter:
Von Deutschland und dem großen Geist von Spiez
nahm man zunächst nicht allzu viel Notiz.
Ungarn ist Meister. Deutschland Außenseiter.

Man werde diese Herrn in Bern schon klöpfen,
die Herrn aus Deutschland: Morlock, Schäfer, Rahn.
Die Ungarn sind unschlagbar momentan.
Das hörte man aus sehr geschätzten Köpfen.

Der Chef jedoch, um alles aufzuschreiben,
schickt seine Späher aus, geduckt und schnell,
nach Solothurn, hinein in das Hotel,
um dort zu sehen, was die Ungarn treiben.

Salami, Gulasch, mächtige Portionen,
Champagner knallend und gewaltig große
Zigarren, ach, ein Leben lax und lose,
in dem Hotel in dem die Ungarn wohnen.

Die Späher mit den falschen Hüten schleichen
davon, vermummt – dagegen unverblümt
sieht man die Ungarn, singend, weltberühmt,
die Korken ziehen und die Damen streichen.

Sepp Herberger hat alles eingetragen
in sein Notizbuch und darauf die Welt
an einem Tage auf den Kopf gestellt;
und das geschah nach seinen Unterlagen.

Die Ungarn greifen anfangs an, sie kommen
mit Puskas, Czibor, Hidegkuti, Toth.
Doch Toni Turek ist ein Fußballgott.
und hat das Leder aus der Luft genommen

Boß Rahn, im Fallen jubelnd, hat getroffen,
mit seinem linken Fuß, das sieht man gern,
an einem schiefergrauen Tag in Bern.
Für Deutschland ist der ganze Himmel offen.

Der Chef: man sieht, wie er in Bern verschmitzt
hoch auf den Schultern seiner Männer sitzt.

Und falls Sie 1954 nicht das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gesehen haben, und auch nicht das Spiel, das Uwe Seeler als das denkwürdigste seiner Karriere bezeichnet hat (das manche später Das Wunder von der Weser nannten), dann sollten Sie jetzt unbedingt den Post ➱Hannover 96 lesen.

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