Er hat ➱Hölderlin gekannt, der Dichter Wilhelm Waiblinger. Seine erste Begegnung mit Hölderlin hat er mit neunzehn Jahren in den Roman Phaeton geschrieben, später hat er noch das Buch Friedrich Hölderlin’s Leben, Dichtung und Wahnsinn verfasst. In seiner Studienzeit hat er Eduard Mörike kennengelernt, mit dem war er befreundet. Mörike hat auch Waiblingers Gedicht Hemlink's St Christophorus etwas bearbeitet. Das Hemlink im Titel hat er aber gelassen. Wir kennen den Maler besser als Hans Memling, der heute vor 520 Jahren in Brügge starb. Reich und berühmt. In alten Urkunden heißt er auch Jan van Mimmelynghe oder Johannes Memmelinc. Er ist kein belgischer Maler, obwohl er seit 1465 das Bürgerrecht von Brügge besaß, er ist in Seligenstadt geboren. Wo man im frühen 16. Jahrhundert noch Messen für ihn gelesen hat. So berühmt war er damals, auch wenn man ihn danach beinahe völlig vergessen hat. Um ihn im 19. Jahrhundert wiederzuentdecken. Waiblinger schreibt sein Gedicht Hemlink's St Christophorus also sozusagen während einer Memling Renaissance:
Zum Gegenufer glücklich zu gelangen,
Durchschreitet kühn des Stromes Wellentoben
Der graue Riese, von dem Ast gehoben,
Von eines Knaben kleinen Arm umfangen.
Das Jesuskind mit reinen Jugendwangen ,
Von Mild' und Kindlichkeit und Ernst umwoben
Frei auf des Riesen Nacken, streckt nach oben
Die Fingerchen, Verklärung zu empfangen.
Doch wächst die Last und will ihn schier erdrücken.
Trag' ich die Welt? so stöhnt er in den Wellen:
Du trägst sie! ich bin Jesus Christ und wähle
Zum Heil'gen dich. Im schaudernden Entzücken
Sieht er die Berg im Frühroth sich erhellen,
und Licht auch wird's zumal in Christophs Seele.
Waiblinger hat sein Gedicht mit einer Fußnote versehen: Dieses herrliche Bild des deutschen Malers ist eine Zierde der Boisserée'schen Sammlung in Stuttgart. Dorthin ist die Sammlung der Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée 1819 gelangt. Acht Jahre später verkauften die Brüder 216 Gemälde an den bairischen König. Für die stolze Summe von 240.000 Gulden. Aber die Bilder hatten einen unschätzbaren Wert. Da waren Werke aus der Kölner Schule wie Stefan Lochner (der vielleicht ein Lehrer von Memling war) und der Meister des Marienlebens. Dann solche Hauptwerke der altniederländischen Schule wie Rogier van der Weydens Columba Altar, Dieric Bouts' Perle von Brabant und Hans Memlings Sieben Freuden Mariens (Bild).
Jedes Museum würde sich heute die Finger danach lecken. Was man in München aber nicht hat - und was Wilhelm Waiblinger nicht kannte - ist eine viel großartigere Darstellung des Christophorus, die Mitteltafel des Triptychons des Willem Moreel, das heute natürlich in Brügge ist. Eine spätere Auflage der Gedichte von Waiblinger hat neben dem Hinweis auf die Boisseréeschen Sammlung noch den Zusatz jetzt k. baier'sche Gemäldesammlung. Aber da scheint es nicht zu sein. Das Bild ganz oben hängt in Cincinnati und hat einmal dem holländischen König Wilhelm II gehört. Welchen Christophorus hat Waiblinger also gesehen?
Waiblinger hat sein Gedicht mit einer Fußnote versehen: Dieses herrliche Bild des deutschen Malers ist eine Zierde der Boisserée'schen Sammlung in Stuttgart. Dorthin ist die Sammlung der Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée 1819 gelangt. Acht Jahre später verkauften die Brüder 216 Gemälde an den bairischen König. Für die stolze Summe von 240.000 Gulden. Aber die Bilder hatten einen unschätzbaren Wert. Da waren Werke aus der Kölner Schule wie Stefan Lochner (der vielleicht ein Lehrer von Memling war) und der Meister des Marienlebens. Dann solche Hauptwerke der altniederländischen Schule wie Rogier van der Weydens Columba Altar, Dieric Bouts' Perle von Brabant und Hans Memlings Sieben Freuden Mariens (Bild).
Jedes Museum würde sich heute die Finger danach lecken. Was man in München aber nicht hat - und was Wilhelm Waiblinger nicht kannte - ist eine viel großartigere Darstellung des Christophorus, die Mitteltafel des Triptychons des Willem Moreel, das heute natürlich in Brügge ist. Eine spätere Auflage der Gedichte von Waiblinger hat neben dem Hinweis auf die Boisseréeschen Sammlung noch den Zusatz jetzt k. baier'sche Gemäldesammlung. Aber da scheint es nicht zu sein. Das Bild ganz oben hängt in Cincinnati und hat einmal dem holländischen König Wilhelm II gehört. Welchen Christophorus hat Waiblinger also gesehen?
Der Offerus, der zu Christ-Offerus wird, ist in vielen Legenden erhalten, deren bekannteste ➱Version wohl wie Legenda Aurea ist. Der Heilige (hier ein Gemälde von Hieronymus Bosch) hat der bei den altniederländischen Malern im 15. Jahrhundert Konjunktur. Allerdings hat Rogier van der Weyden, der der Lehrer von Memling gewesen ist, keinen Christophorus gemalt. Über den könnte ich nun sehr viel schreiben, denn er war einmal ein Thema in meinem Rigorusum, und die Bücher über ihn stehen alle vor mir im Regal. Falls Sie an dieser Stelle gerne eine Leseempfehlung zur altniederländischen Malerei haben wollen, den gibt es hier gratis. Die vierzehn Bände von Max J. Friedländer werden allerdings für den normalen Leser zu viel sein.
Obgleich Friedländer, der einmal sagte: Ich bin in Berlin zweihundert Meter vom Museum entfernt geboren und zweimal in der Schule sitzen geblieben, weil ich mich zu ausgiebig in der Bildergalerie aufhielt, immer sehr gut schreibt. Aber ➱Erwin Panofskys Early Netherlandish Painting (zwei Bände), das sollte es schon sein, gibt es auch auf deutsch. Auch sehr gut ist Hans Belting und Christiane Kruse Die Erfindung des Gemäldes: Das erste Jahrhundert der niederländischen Malerei. Ist leider so gut wie unbezahlbar. Dieser Christophorus ist von Konrad Witz, einem Maler, der sicher von den Niederländern gelernt hat. In seinem Bild vom Wunderbaren Fischzug hat Witz den See Genezareth in den ➱Genfersee verwandelt. Die erste topographisch genaue Landschaftsdarstellung in der europäischen Malerei.
Die altniederländische Malerei schmuggelt jetzt immer mehr Landschaft in die Bilder von Heiligen oder Szenen aus der Heiligen Schrift. Genügte ➱Meister Francke noch ein goldener oder roter Hintergrund, können wir jetzt Felsen und Städte sehen. Ganze Weltlandschaften finden Platz auf den Altären, hier der Seitenflügel des Meisters der Perle von Brabant, von dem man annimmt, dass es Dieric Bouts sein könnte. Und da komme ich noch einmal auf Wilhelm Waiblinger zurück. Der Memling, den er in der Boisseréeschen Sammlung in Stuttgart gesehen hat, hat ihn so angezogen, dass er sogleich einen in furchtbarer Begeisterung niedergeschriebenen Essay bewirkte. Das mit der furchtbaren Begeisterung schreibt Hans Königer, der Herausgeber von Waiblingers Werkausgabe bei Klett-Cotta. Und der Memling, den Waiblinger bedichtet, ist gar kein Memling. Auch kein Memlink. Nein, es ist diese Seitentafel des Meisters der Perle von Brabant.
Früher glaubte man, dass der Anblick eines Bildes von Christophorus - einem der vierzehn Nothelfer - einen vor dem plötzlichen Tod bewahren kann. Und so brachte man riesige Bilder des Heiligen an den Außenwänden von Kirchen an. Dieses Bild von Otto Dix aus dem Jahre 1939 ist wahrscheinlich das jüngste der Bilder des Heiligen, der die Last der Welt trägt. Er hilft noch immer, auch wenn es keine großen Bilder mehr an den Kirchenwänden gibt. Er ist der Patron der Reisenden und Autofahrer, manche haben ihren Autoschlüssel an einer Christophorus Plakette. Hilft vielleicht mehr als der ADAC. In dem österreichischen Ort St. Christophen wurde im Juli 1928 erstmals in Österreich ein Auto gesegnet. Seitdem ist der Ort ein Wallfahrtsort für Kraftfahrer Österreichs. Jedes Jahr findet hier eine Autofahrer Wallfahrt statt.
Der Bischof lässt es sich nehmen und kommt in dem, was man im Deutschen einen Oldtimer nennt. Das ist aber wie Handy und Talkmaster ein Wort, das der Engländer dafür nicht gebrauchen würde. Es wäre mir lieb, wenn Sie jetzt mal eben den Wiki Artikel vintage car lesen würden. Und da ich bei schrägen Dingen zum Schluss bin, hätte ich noch einen Horrorfilm mit dem Titel St Christophorus Roadkill anzubieten. Dazu sage ich jetzt gar nichts mehr. Einen Post mit dem Titel ➱Roadkill gibt es hier schon. Und was ich von Horrorfilmen halte, habe ich schon in dem Post ➱Fantasy gesagt.
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