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Dienstag, 3. März 2015

Luna de miel


Ich hätte die DVD in dem Kasten liegen lassen sollen. Aber sie kostete nur einen Euro, und die drei Damen lächelten mich so nett an. Und Julia Stemberger hatte ich gerade im ➱Blog erwähnt. Der Discountpreis gab den Ausschlag, ich nahm sie mit. Man kann mit der DVD auch nichts falsch machen, man kann sie immer noch weiterschenken. Ist ab sechs Jahren jugendfrei. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich diese Intelligente Komödie von Gabriel Barylli, der drei starke Frauen auf ihrer Suche nach ihrem Liebesglück begleitet schon mal im Fernsehen gesehen hatte. Und es spielten ja auch viele Leute mit, die man aus dem Fernsehen kennt. Aber eigentlich nicht unbedingt ein zweites Mal sehen möchte.

Oder solche, die einmal einen guten Film gedreht haben und dann nie wieder. Also zum Beispiel Kai Wiesinger, der in Kleine Haie gut war. In welchem Film die blonde Schönheit neben ihm jemals gut war, weiß ich nicht so genau. Wir lassen aber ihre Auftritte in Schtonk, Die Zweite Heimat und Rossini mal gelten. Am Ende dieser Szene verpasst sie Kai Wiesinger, der ihren Ehemann spielt, einen schönen uppercut. War ansatzweise witzig. Wäre noch viel witziger, wenn sie ihren echten Ehemann ausknocken würde. Das wäre auf YouTube ein Renner.

Wenn deutsche Komödien witzig sein wollen, dann zeigen sie einen sehr handgreiflichen Humor. Also etwa so wie das hier. Wahrscheinlich kann man bei dem Eintrag FSK: ab 6 Jahre nicht mehr verlangen als das hysterische ham acting, das den Film auszeichnet. Und für einen Euro schon gar nicht. Aber andererseits war Vom Suchen und Finden der Liebe auch ab sechs Jahren jugendfrei, und das war ein wirklich schöner Film. Der hier mit ➱Che farò senza Euridice ja auch einen netten Post bekommen hat.

Ein gewisser Mike Swain, Gründer des Arthouse Filmportals kino-zeit.de, schreibt in seiner Rezension: Man merkt wohl schon an der Beschreibung des Films, dass der Rezensent "Honigmond" nicht viel abgewinnen konnte, und dem ist wirklich so. Selten ist es mir so schwer gefallen, einen Film bis zu seinem Ende zu ertragen. Dass "Honigmond" mit Stereotypen bevölkert und die Story reichlich banal ist, mag kaum überraschen. 

Am nervigsten und teilweise an der Grenze des Unerträglich ist jedoch das nahezu hysterische und vollkommen überdrehte Gebaren der drei Hauptdarstellerinnen, das wohl mit der Holzhammermethode suggerieren soll: "Das ist jetzt lustig!!!" Nur - es ist eben überhaupt nicht lustig. Da fragt man sich schon, wo war eigentlich die Regie als der Film gedreht wurde? Vielleicht war das Ensemble auch durch die Plattheit der Dialoge und der Handlung schlicht und ergreifend unterfordert oder wähnte sich am Set von Ballermann X. So oder ähnlich müssen auch die 9.000 Kinobesucher im Jahr 1996 gedacht haben, die trotz klangvoller Namen "Honigmond" zu einem der Flops des Jahres gerieten ließen.

Der Drehbuchautor und Regisseur des Ganzen heißt Gabriel Barylli, er spielt im Film einen Taxifahrer. Der Vorwärts- und Rückwärtsgang verwechselt, ach, ist das komisch. Als Regisseur verwechselt er auch vieles. Manche finden den Mann offensichtlich ganz toll. Claus Peymann soll über Barylli gesagt haben: Barylli ist der Botho Strauß von Österreich. Und das bekannte Organ der intellektuellen Filmkritik Cosmopolitan urteilt zu Barylli: Er ist die Antwort Europas auf Woody Allen. Ja, die Österreicher, sind immer zu kleinen Scherzen aufgelegt. Honigmond ist eine Beziehungskomödie. Denken Sie jetzt bitte nicht an Leoparden küsst man nicht oder Ninotschka, dies ist eine Beziehungskomödie von dem Botho Strauß von Österreich. Er ist zum fünften Mal verheiratet, er weiß, wie Beziehung geht.

Der Bremer Claus Peymann ist viel zu lange in Österreich gewesen. Da ich ihn gerade erwähne: Sie könnten sich jetzt mal eben einmal Harald Schmidts Claus Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit essen anschauen (klicken Sie ➱hier), das ist wirklich witzig. Gabriel Barylli ist eine Art Helmut Dietl für Arme, der leider nicht wie Dietl (in Monaco Franze – Der ewige StenzKir RoyalRossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief und Vom Suchen und Finden der Liebe) einen Patrick Süskind an seiner Seite hat. Er hat das alles selbst geschrieben, es war wohl ursprünglich ein Hörspiel. Wenn wir dieses Bild sehen, erklingt im Hintergrund ein spanisches Lied. Das auch schon am Anfang und im Abspann erklingt. Das ist das Beste am ganzen Film.

Aber woher kam das Lied? Ich wusste, ich hatte es schon mal gehört. Ich befragte das Delphische Orakel, das neuerdings Internet heißt. Das haben schon andere versucht: ich habe vor Ewigkeiten mal den Film "Honigmond" mit V. Ferres, A. Dobra u. a. gesehen, es gab dort ein wirklich tolles spanisches (?) Lied, leider habe ich trotz Recherche weder den Titel noch den Interpreten herausbekommen. Weiß vielleicht jemand etwas über dieses Lied? Wäre toll... :-) Also, ich habe durch Recherche etwas herausbekommen: das Lied taucht zum ersten Mal 1959 in dem Film Honeymoon (hier das deutsche Filmplakat) von Michael Powell auf (Sie können den Film ➱hier ganz sehen).

Das ist der Powell von Powell und Pressburger, diesem Duo, dem wir wirklich schöne Filme verdanken. Wie die Klassiker The Life and Death of Colonel Blimp und The Red Shoes (1948). Den amüsanten Film The Elusive Pimpernel (1950) mit David Niven und den wunderbaren Opernfilm The Tales of Hoffmann (1951). Diesen Film habe ich schon in dem Post ➱Jacques Offenbach hervorgehoben. Den Anton Walbrook auf dem Plakat kennen wir unter einem anderen Namen, es ist niemand anderer als Adolf Wohlbrück, der im englischen Exil diesen Namen angenommen hat. Er tanzt in dem Ballettfilm nicht, aber Moira Shearer, die tanzt natürlich.

Powells Honeymoon (spanisch: Luna de miel) ist wie The Red Shoes ein Ballettfilm. Und er beginnt mit dem gleichen Lied, mit dem auch Baryllis Honigmond beginnt. Das im Original kein spanisches Lied ist, sondern es heißt eigentlich An thimithis to oniro mou. Und wurde von Mikis Theodorakis geschrieben (der englische Text stammt von William Sansom. Im Film singt es ➱Marino Marini). Und wer klaut den Song als erster? Nicht Gabriel Barylli, nein, es sind die Beatles mit ihrem Honeymoon Song (➱hier: live at the BBC 1963). Ich wusste doch, dass ich die Melodie irgendwoher kannte.

Ich habe auch den spanischen Text von der Version, die ➱Gloria Lasso singt:

Nunca sabré por qué siento tu pulso en mis venas, 
nunca sabré en qué viento llegó este querer. 
Mi vida llama tu vida y busca tus ojos; 
besa tu suelo, reza en tu cielo, late en tu sien. 
Ya siempre unidos, ya siempre, mi corazón con tu amor. 
Yo sé que el tiempo es la brisa que dice a tu alma: 
ven hacia mí, así el día vendrá que amanece por ti. 
La luna de miel.

Nunca sabré qué misterio nos trae esta noche, 
nunca sabré cómo vino esta luna de miel. 
La luna brilla en tus ojos y con mi desvelo 
besa en tu suelo, reza en tu cielo, late en tu sien.

Ya siempre unidos, ya siempre, mi corazón con tu amor. 
Yo sé que el tiempo es la brisa que dice a tu alma: 
ven hacia mí, así el día vendrá que amanece por ti. 
La luna de miel.
Luna de miel Luna de miel 
Luna de miel

Es gibt mittlerweile hunderte von Aufnahmen von diesem schönen Schmalz. Und wir können ja wirklich dankbar sein, dass die Vroni Ferres nicht auch noch eine Cover Version beigesteuert hat. Eine Aufnahme möchte ich hervorheben, sie ist von einer jungen Spanierin, die unter dem Namen Zahara singt. Sie heißt María Zahara Gordillo Campos und ist in Spanien bekannter als hier. Wir machen mal ein wenig Werbung für sie. Luna de miel ist sicher Kitsch, aber Zahara bekommt das ganz kitschfrei hin. Klicken Sie doch einmal ➱hier.


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