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Mittwoch, 13. April 2016

Butch Cassidy


Heute vor 150 Jahren wurde Robert Leroy Parker geboren, den wir als Butch Cassidy kennen. Beruf: Outlaw. Er hatte Schlachter (butcher) gelernt, daher kommt sein Name Butch. Wir kennen ihn aus dem Film Butch Cassidy and the Sundance Kid. Das ist der Film mit dem Fahrrad und dem Song Raindrops Keep Fallin' on My Head, in dem Butch Cassidy zu Sundance Kid sagt: Boy, I got vision, and the rest of the world wears bifocals. Und es ist natürlich auch der Film, in dem ➱Katharine Ross mitspielt. Was wäre der Film ohne sie?

Es ist weder die wahre Geschichte von Robert Leroy Parker (Bild) und Harry Alonzo Longabaugh, noch ist es ein richtiger Western. Wir sind in der Zeit des New Hollywood, da gelten für einen Western andere Regeln (lesen Sie hierzu mehr in dem Post ➱Spätwestern). New Hollywood ist kein Rentnerkino mehr, das ist jetzt der eingefangene Zeitgeist, ins Bild gebrachte counterculture. Die etablierten Studios, die mit den jungen Wilden jede Menge Ärger haben (ein Film wie ➱Hal Ashbys The Last Detail zum Beispiel brauchte nach den Dreharbeiten mehr als ein Jahr, um in die Kinos zu kommen), merken aber, dass sie diese Sorte Film auch in Europa verkaufen können.

Katharine Ross spielt die Lehrerin Etta Place, die wahrscheinlich keine Lehrerin war und auch nicht Etta Place hieß. Aber es hat sie gegeben, eine gut aussehende Frau. Hier hat sie sich vor der Reise nach Südamerika mit Harry Alonzo Longabaugh photographieren lassen. Ein schönes Paar, das so bürgerlich harmlos ausieht. Aber Photos können täuschen. Den Herrn an ihrer Seite kennen wir unter dem Namen Sundance Kid. Das Trio Infernale gehörte nicht unbedingt zu den Helden und Bösewichten des Wilden Westens, auf die Hollywood sich sofort gestürzt hat. Nach dem Film von George Roy Hill im Jahre 1969 wurde das anders. In dem Jahr erschien auch Peckinpahs The Wild Bunch, der auch von den Taten von Butch Cassidy inspiriert war.

Und der sicherlich der bessere Film war. Hatte zwar nicht Paul Newman, Robert Redford und Katharine Ross, aber dafür William HoldenErnest Borgnine und Warren Oates. Der hat hier schon einen ➱Post - und er kommt natürlich auch in dem Post zu ➱Two-Lane Blacktop vor. Der Film von Monte Hellmann kam 1971 in die Kinos. Wenn ich jetzt noch ➱Easy Rider (1969) und ➱Five Easy Pieces (1970) dazu mische und noch erwähne, dass 1969 das Jahr des Woodstock Festivals war und ➱The Greening of America zwei Jahre später erschien, dann haben wir hier einen Kontext, der uns zeigt, dass sich Amerika verändert.

Als einzelne Kritiker die Brutalität von The Wild Bunch beklagten, sagte Peckinpah: America closes its eyes to the hunger and the violence, you have this America open your eyes! Der Film hat niemandem die Augen geöffnet, Hollywoods Produktionen zeigten noch mehr Gewalt, und Hunger und Gewalt gehören zum amerikanischen Alltag. New Hollywood und Bücher wie The Greening of America waren nur ein schöner Traum, dass es mit der Gesellschaft, die sich einst Demokratie und Menschenrechte gegen England erkämpft hatte und dann so ins Alltägliche und mit dem Winning of the West in den Mord abgeglitten war, besser werden könnte. Die anderen tragen Brillen und ich habe Visionen, oh ja, Butch, und was ist deine Vision? Donald Trump? Gun TV? Da fällt mir nur das kleine Gedicht von e.e.cummings ein

Buffalo Bill ’s
defunct
               who used to
               ride a watersmooth-silver
                                                                  stallion
and break onetwothreefourfive pigeonsjustlikethat
                                                                                                     Jesus

he was a handsome man 
                                                  and what i want to know is
how do you like your blue-eyed boy

Mister Death

Das Gedicht habe ich aber schon vor drei Jahren in dem Post zitiert, der ➱Buffalo Bill heißt. Als ich vor Jahren über Warren Oates schrieb, entdeckte ich den amerikanischen Dichter Red Shuttleworth. Ich war (und bin) von seinen Gedichten in seinem ➱Blog begeistert, das habe ich schon mehrfach in diesem Blog gesagt. Und er hat mit ➱This Place of Memory ja auch schon einen Post bekommen. Die vielen chapbooks, die Red mir über die Jahre geschickt hat, haben jetzt einen Platz im Regal gefunden. Nicht bei den Büchern über den amerikanischen Westen, nein, da, wo die amerikanische Lyrik steht. Red Shuttleworth steht jetzt neben Robert Lowell. Das wird ihn freuen. Red Shuttleworths episches Gedicht über den Revolverhelden Johnny Ringo ist zu lang, um es zu zitieren (74 Seiten), so nehme ich das Gedicht Decortication, das sich im Dezember 2013 in seinem Blog findet, weil da Butch Cassidy auch erwähnt wird:

Skin-deep audiences rubbed off
with tissue paper... or the skin is peeled,
mere shrubbery, and turquoise horses....
Infusion of mysteries at birth...
from first perceived light:
false tableau of wolf and lamb
followed by sleights with homeless
old mad ladies in wind-punched doorways.
I knew something was dreadfully wrong
the first time they cropped my hair.
We spoke at school of famous artists:
Caligula, Sam Houston, Paul Newman
as Butch Cassidy or Cool Hand Luke.
That was confusion: what, then,
of Hopalong Cassidy and Sean O'Casey?
Once barked and free of yearbooks,
bibles, holy season dioramas,
the standout need was solitude...
and it was hard to arrive at safely.

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