Pedersens gibt es in Dänemark wie Sand am Meer. Der berühmteste ist für manche der Erfinder des Pedersen Fahrrads. Aber über den will ich nicht schreiben, heute soll der Maler Carl-Henning Pedersen das Thema sein. Er wurde am 23. September 1913 geboren und ist berühmt dafür gewesen, dass er zur Gruppe CoBrA gehört hat. Die hat ihren Namen nach den Städten Copenhagen, Brüssel und Amsterdam, und der Name verursacht bei mir immer eine missliche Laune.
Weil ich mal ein Bild von einem Maler aus der Gruppe hätte kaufen können und es nicht getan habe. Ich ärgere mich noch heute. Es war ein quietscherotes Haus hinter einem grünen Deich, hätte mich dreihundert Mark gekostet. Das war im Sommer 1974, als man zur Kieler Woche Bilder der Gruppe Cobra und andere Maler aus Nordjyllands Kunstmuseum in Aalborg (hier der Katalog) sehen konnte. Manche der Bilder, wie eben dieses rote Haus, standen zum Verkauf. Reden wir nicht mehr darüber.
Das Witzigste von Ribe war für mich immer der Heilige George mit diesem komischen kleinen Drachen im Eingang des Doms. Die älteste Domkirche von Dänemark, deren Steine man aus dem Rheinland herangeschifft hatte, hat einen hohen Turm, von dem aus man weit über die Nordsee gucken kann. Mir hat vor einem halben Jahrhundert ein Fremdenführer erzählt, dass man bei gutem Wetter bis England gucken kann. Aber das war natürlich gelogen.
Ich nehme an, dass ich das Katzenkopfportal von Ribe schon in dem Post Kirchen erwähnt habe. Was Katzen- oder Löwenköpfe betrifft, da kenne ich mich aus. Weil ich vor einer halben Ewigkeit die Vorlesung des Kopenhagener Professors Otto Norn (einem der Herausgeber des Standardwerks ➱Danmarks Kirker) gehört habe. Was Otto Norn damals nicht kennen konnte, war Pedersens Ausschmückung der Apsis des Doms mit Fresken, Glasfenstern und Mosaiken. Die lockt sogar Kinder in die Kirche, mehr kann man als Maler nicht erreichen. Wenn Sie hier klicken, können Sie das Ganze auch noch als Video sehen.
Ich habe auch einen Pedersen an der Wand, aber der ist nicht so berühmt wie Carl-Henning Pedersen. Mogens Jens Kragh Pedersen ist auch 1913 geboren und war auch Autodidakt, war aber nie bei der Gruppe Cobra (obgleich er mit diesem Bild aus den dreißiger Jahren hätte dahin finden können), und ist auch keine 93 Jahre alt geworden wie Carl-Henning Pedersen. Mein Pedersen ist eigentlich kein Pedersen, sondern ein Kragh Pedersen.
Er war der Sohn des Malers Hjalmar Alexander Kragh Pedersen, von dem ich hier mal eben eine geheimnisvolle Landschaft abbilde, die ein wenig an die ➱pittura metafisica erinnert. Mogens Pedersen hat bei seinem Vater und Kræsten Iversen gelernt. Er hat zahlreiche Preise und Stipendien bekommen. Die erstaunlichste Zeit in seinem Leben war die Zeit von 1939 bis 1941, da überraschte ihn der Krieg, als er in Frankreich war. Er blieb. Nicht irgendwo - im Haus von Auguste Renoir in Cagnes-sur-Mer. Von dort schickte er ständig Artikel (mit vielen eigenen Ilustrationen) über das Haus und das Leben in Frankreich an die Zeitung Social-Demokraten. Mogens Pedersen ist Sozialist. Carl-Henning Pedersen, der sich einmal furchtbar mit Bert Brecht gestritten, als der im dänischen Exil lebte, ist Kommunist.
Ähnlich wie Carl-Henning Pedersen eine Kirche bemalt, hat auch Mogens Kragh Pedersen Wände bemalt. Sechs Jahre lang (1925-1931) hat er als Assistent von Kræsten Iversen den Rittersaal und den Thronsaal von Schloss Christiansborg ausgeschmückt. Da lernt man künstlerisch wenig, aber technisch sicherlich sehr viel. Carl-Henning Pedersen erhält in dieser Zeit Malunterricht bei der dänischen Malerin ➱Else Alfelt, die er später heiraten wird.
So modern wie dieses Bild hier ist mein Mogens Pedersen nicht, der ist eher handfest naturalistisch. Ein wenig modern aber schon. Mein Bild zeigt einen Flur in einem Bauernhaus, der auf eine Tür zum Garten zuläuft. Der Rahmen der Tür rahmt ein kleines Bild im Bild, das Draußen. Voller saftigem Grasgrün, im Hintergrund ein beginnender dunkler Wald. In der Bildmitte ein herrlicher impressionistischer Misthaufen. Anna Ancher hat solche Interieurs gemalt. Die ➱Holländer natürlich auch (wie in diesem Bild von ➱Jan Hendrik Weissenbruch), in Vermeers Liebesbrief ist auch ein Bild im Bild gerahmt. Sie könnten jetzt mal eben den Post ➱Peepshow anklicken. Es gibt auf dem Bild keine Menschen, keine Hühner, keine Gänse. Eine Studie in Licht und Schatten. Auf dem Boden des Flurs ist ein großer Lichtfleck, aber ich weiß nicht, woher das Licht kommt. Man muss nicht alles wissen.
Ich liebe diese Geschichte von Robert Walser, wie er mit seinem Gönner Carl Selig am Wochende durch die Schweiz wandert. Am Wochenende, da hat er Ausgang aus der Anstalt. Einmal weigert er sich ein klosterähnliches barockartiges Gebäude zu betreten: Das ist alles viel hübscher von außen. Man muss nicht hinter alle Geheimnisse kommen wollen: Das habe ich mein ganzes Leben so gehalten: Ist es nicht schön, dass in unserem Dasein so manches fremd und seltsam bleibt, wie hinter Efeumauern? Das gibt ihm einen unsäglichen Reiz, der immer mehr verloren geht. Brutal wird alles begehrt und in Besitz genommen.
Wenn ich ein Mobiltelephon hätte, könnte ich das Bild ja photographieren, aber ich habe keins. Mein Gemälde mit dem Durchgang zum Garten ist signiert, und ein dänischer Kunsthändler hat hinten auf einem angeklebten Zettel eine kurze Biographie aufgetippt. Die 1931 endet, ich nehme mal an, dass das Bild aus den frühen dreißiger Jahren stammt, bevor Mogens Kragh Pedersen zum diesem hellen Kubismus fand.
Carl-Henning Pedersen ist natürlich viel berühmter als mein Mogens Pedersen, er ist neben Asger Jorn wohl Dänemarks berühmtester Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder sind teuer, die von Mogens Pedersen nicht so sehr. Man kann die sogar bei ebay finden. Carl-Henning Pedersen hatte einen Danebrog Orden bekommen. Mogens Pedersens Lehrer Kræsten Iversen auch. Und die Königin wird mir den irgendwann auch noch verleihen, weil ich immer so nette Dinge über Dänemark schreibe. Die Sie gerne lesen, weil diese Posts, von den Leserzahlen her, alle Bestseller sind.
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