Seiten

Sonntag, 31. Mai 2020

Pfingsten


Ein Gedicht sollte zu diesem Festtag schon sein. Philip Larkins The Whitsun Weddings würde sich anbieten, aber das ist zu lang. Ich nehme mir einen Dichter, über den ich nichts weiß. Er heißt David Wood, er ist mit 480 Gedichten im Internet vertreten. Ich weiß jetzt nicht so recht, ob man sich einen published poet nennen darf, wenn man nur im Internet mit seiner Lyrik veröffentlicht ist. Andererseits ist das Internet auch eine große Chance für junge Dichter, die bei T.S. Eliots ehemaligem Verlag Faber & Faber noch nicht angenommen wurden. Selbst der anonyme Dichter in dem Post sphärendunst hat seine Leser und schafft es locker in die Statistik der Top Ten der letzten vier Wochen in diesem Blog. Wenn Thomas Chatterton in seinem Leben so viele Leser gehabt hätte wie ich an einem Tag, hätte er keinen Selbstmord begangen.

Das Internet wird als Ort der Hassreden allenthalben diskutiert, aber kaum je als Ort der schönen Literatur. Der Schein trügt jedoch, und obendrein wären hier Überraschungen zu erleben – denn ausgerechnet Lyrik, die kaum ein ganzes Prozent am Buchmarkt ausmacht, ist im Internet kein Randphänomen. Hier wird gereimt, als gäbe es nicht genug Gedichte. Zwar haben Lyriker von Gottfried Benn bis Jan Wagner warnend darauf hingewiesen, dass mit Versen nicht eben Geld zu verdienen sei; doch das hält die zumeist jungen Autoren nicht von ihrem Traum ab, Dichter zu werden, schreibt die NZZ. Und weist auf die Kanadierin Rupi Kaur hin, deren erster Gedichtband mehr als zwei Millionen mal verkauft wurde. Die hat auf Tumblr angefangen und hat auf Twitter und Instagram Millionen von Freunden.

Das Internet ist voller Müll, aber es ist auch voller Lyrik. Man findet Gedichte, und manchmal werden die vom Dichter selbst vorgelesen. Vorher muss man meistens die Werbung ertragen. Manchmal lesen auch Schauspieler die Lyrik eines Dichters. Mein Liebling ist da Richard Burton, der die Gedichte von Thomas Hardy wunderbar liest, hören Sie doch einmal in Weathers hinein.

Das Gedicht Whitsun von David Wood gibt es nicht vorgelesen, da gibt es nur den Text und etwas Musik. Den Text gibt es hier natürlich auch:

Whitsuntide fast approaches,
Another Bank holiday beckons.
Time for a long week-end in the pub
Or sitting in the garden whose grass
Needs cutting with dandelions like
Saucers. This is the new Pentecost,
People mooching around the shops
Looking for that something that they
Didn’t realise they wanted only to find
They had one when they got home.
People enjoying the Bank holiday
Not realizing what the holiday means.
Of family day trips to the seaside with
Children eating ice cream that spread
Around their face and noses.
A day to escape the daily grind.

Ich wünsche allen Lesern ein frohes Pfingstfest.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen