Der Maler Otto Piltz, der heute vor 175 Jahren geboren wurde, interessiert mich nicht so sehr. Er war als Genremaler berühmt, und die Genremalerei ist meine Sache nicht. Aber dieses Bild Volkstreiben auf dem Kreuzberg aus dem Jahr 1886, das finde ich ganz wunderbar. Es sieht sehr spontan gemalt aus, aber man weiß, dass Piltz für Vorstudien auch den Photoapparat benutzt hat. Tut aber dem Bild keinen Abbruch, ein eingefrorener Moment kleinbürgerlicher Fröhlichkeit im Sommer. Bald wird das hier ganz anders aussehen, dann wird Berlin die Stadt, die Werner Hegemann in Das steinerne Berlin: Geschichte der größten Mietskasernenstadt der Welt beschrieben hat.
In den drei Jahren, in denen Otto Piltz in Berlin wohnte, hatte er in der Hagelberger Straße nahe dem Kreuzberg gewohnt, der erst seit 1821 Kreuzberg heißt. Weil es dann ein Kreuz auf dem Hügel gibt, ganz oben auf Schinkels Nationaldenkmal für die Befreiungskriege. Das ist übrigens auf dem Bild Volkstreiben auf dem Kreuzberg auch drauf, aber ganz klein oben rechts. Das nationale Denkmal interessiert den Maler nicht so sehr, ihn interessiert eher das Licht. Kunsthistoriker erkennen in manchen Bildern von Piltz die Malweise von Max Liebermann, das könnte man für das Bild Volkstreiben auf dem Kreuzberg auch sagen. Und es ist nicht zu weit hergeholt, die beiden haben zusammen in Weimar studiert und waren miteinander befreundet.
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