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Freitag, 16. März 2012

West Point


Heute vor 210 Jahren hat Präsident Jefferson ein Gesetz unterschrieben, wodurch das Fort West Point zu einer Militärakademie wurde. Ist es immer noch. Das Fort West Point hat im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg seine Bedeutung gehabt. Von hier aus ist General Benedict Arnold zu den Engländern geflohen, gerade noch rechtzeitig, bevor ➱George Washington den ➱Verrat entdeckte. Als Washingtons Armee die Engländer besiegt hatte, brauchte man das Fort eigentlich nicht mehr.

Es ist in dieser Zeit ein beliebtes Ausflugsziel für die romantischen Touristen aus New York. Der Hudson ist zwischen New York und Albany, der Hauptstadt des Staates New York, verkehrsmässig gut erschlossen. Bis Troy, nördlich von Albany, reicht der Tidenhub. Dieses Troja mit dem Wahlspruch Ilium fuit, Troja est hatte auch einmal den Namen collar city, weil hier einmal die amerikanische Hemdenindustrie (Arrow und andere) beheimatet war (heute werden amerikanische Hemden nicht mehr am Hudson, sondern auf den Philippinen genäht). Da, wo es auf dem Hudson keine Ebbe und Flut mehr gibt, friert der Fluss im Winter zu. Die Holländer, denen dieses ganze Tal gehörte (und die da ja dem Kegelspiel frönten, wie wir aus Rip van Winkle wissen), sind da in den vergangenen Jahrhunderten ➱Schlittschuh gelaufen.

Der Schiffsverkehr auf dem Hudson funktioniert hervorragend, seit Robert Fultons Clermont von New York nach Albany gefahren ist. Die Schaufelraddampfer (die auch immer größer werden) schaufeln am Wochenende immer mehr Großstädter in die idyllische Natur des Hudson River Valley und der Catskills. Und natürlich machen die Offiziere von West Point mit ihren Damen am Sonntag ein Picknick in der Natur wie auf diesem Bild von Thomas Rossiter. Die Maler (wie ➱Thomas Cole) und Dichter (wie ➱William Cullen Bryant) waren die ersten hier. Also von den Holländern in seltsamer Kleidung, mit denen Rip van Winkle kegelt, mal abgesehen.

Die Maler werden sich zuerst kleine Wochenendhäuser und Studios in den Catskills bauen, mit der Zeit werden große Villen daraus. Die scheußlich-schönste heißt ➱Olana und gehört dem Maler Frederick Church. Dazu fällt mir doch nur das Haus mit dem Namen Iranistan von P.T. Barnum ein. Wenn dann noch die Neureichen des Gilded Age kommen und sich von McKim, Mead & White einen Klotz von Villa ins Tal setzen lassen (wie zum Beispiel das Vanderbilt Mansion), dann ist es mit der romantischen Idylle endgültig vorbei.

Romantische Malerei ist immer ein Festhalten eines idyllischen Augenblicks. Die romantische Naturbegeisterung ist die eine Seite der Medaille, auf der anderen Seite ist die Industrial Revolution, die das Idyll zerstört. Oder der Krieg. Auf dem Bild des Picknicks in Cold Spring am Hudson (gegenüber von West Point) von Thomas Rossiter (der natürlich auch ein Haus in Cold Spring hat) genießen die Herren in eleganten Uniformen nur einen Augenblick der Ruhe. Wir sind im Jahre 1863, wir sind im Bürgerkrieg. Die Absolventen der von Thomas Jefferson begründeten Militärakademie kämpfen jetzt in zwei verschiedenen Armeen.

Auf diese Idee war Thomas Jefferson nicht gekommen. Es war ein langer Weg, bis Jefferson der Idee einer Offiziersschule für eine nationale Armee zugestimmt hatte. There are instruments so dangerous to the rights of the nation and which place them so totally at the mercy of their governors that those governors, whether legislative or executive, should be restrained from keeping such instruments on foot but in well-defined cases. Such an instrument is a standing army, hatte er 1789 in einem Brief an David Humphreys geschrieben. Aber jetzt sagt er sich: whatever enables us to go to war, secures our peace. Vielleicht auch nicht.

Die Bilder vom Hudson sind von ➱Seth Eastman (West Point Absolvent), ➱Thomas Chambers, dem Marinemaler James Bard, Thomas P. Rossiter und wieder Thomas Chambers. Über Thomas Chambers schreibe ich demnächst noch einmal.

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