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Dienstag, 12. Juni 2012

Es kann nur einen geben


Es kann nur einen geben, und der heißt Basil Rathbone, wenn es um Sherlock Holmes auf der Leinwand geht. Denn seit The Hound of the Baskervilles von 1939 war Basil Rathbone die Verkörperung des Helden der Erzählungen von Sir Arthur Conan Doyle. Eigentlich wollte der Mann, der im Ersten Weltkrieg Captain war und das Military Cross bekam, sich 1939 zur Army melden. Aber das War Office sagte ihm, dass er zu alt dafür wäre. Und so wurde er Sherlock Holmes. Zwar hatte ein UFA Filmtitel wie Der Mann, der Sherlock Holmes war zwei Jahre zuvor insinuiert, dass Hans Albers Sherlock Holmes war (und Heinz Rühmann sang dazu ➱Jawohl, meine Herrn), aber natürlich kann nur jemand mit einem britischen Pass Sherlock Holmes sein.

Basil Rathbone musste den Sherlock Holmes spielen, weil der Meister selbst schon zu alt für die Rolle in ➱The Hound of the Baskervilles war. Fünfzehn Jahre nach dem Film, am 8. Januar 1954, sendete die BBC ein Sonderprogramm zum hundertsten Geburtstag von Holmes. Schulkameraden, sein deutscher Geigenlehrer und ein Kollege (Lord Peter Wimsey) erinnerten sich an ihn. Alle gaben der Hoffnung Ausdruck, dass ihnen der Meister in der selbstgewählten Abgeschiedenheit seines Landsitzes in Sussex bei guter Gesundheit zuhören könne. Man kann nicht verhehlen, dass die Sache mit dem Geburtstag am 6. (oder 8.) Januar 1844 (?) unter Sherlock Holmes Forschern ein wenig umstritten ist.

Davon abgesehen begann Holmes sein Leben natürlich auf einem Blatt Papier, als der gute Dr Doyle über A Study in Scarlet nachdachte. Er hatte Zeit zum Schreiben, es verirrten sich kaum Patienten in seine Praxis. Sein Held, der mit der scharfen Beobachtungsgabe von Doyles Professor Dr Joseph Bell in Edinburgh ausgestattet war, hieß da noch Sherrinford. Es sind nur wenige Wörter auf dem Blatt Papier: The Laws of Evidence - reserved - sleepy eyed young man - philosopher - Collector of rare violins - An Amati - I have four hundred a year - I am a Consulting detective. Daraus wird dann der berühmteste aller armchair detectives - wenn wir mal Edgar Allan Poe C. Auguste Dupin auslassen. Denn bei Poe hat sich Doyle natürlich reichlich bedient. Auf dieser Illustration von Sidney Paget aus dem Jahre 1904 sieht Sherlock Holmes schon genau so aus wie Basil Rathbone. Damals war Basil Rathbone zwölf Jahre alt, er brauchte noch einen Krieg und eine Theater- und Filmkarriere in England und Amerika, um so auszusehen wie Sidney Pagets Sherlock Holmes.

Beinahe wäre Sherlock Holmes ja am 4. Mai 1891 gestorben, sein Schöpfer war fest entschlossen, ihn die ➱Reichenbachfälle hinab zu werfen: I had fully determined at the conclusion of 'The Memoirs' to bring Holmes to an end, as I felt that my literary energies should not be directed too much into one channel. That pale, clear-cut face and loose-limbed figure were taking up an undue share of my imagination. Aber dann kam diese Flut von Leserbriefen und Arthur Conan Doyle war froh, sich ein Hintertürchen offengelassen zu haben: I did the deed, but fortunately no coroner had pronounced upon the remains, and so, after a long interval, it was not difficult for me to respond to the flattering demand and to explain my rash act away.

Im Vorwort von The Case-Book of Sherlock Holmes hat Sir Arthur Conan Doyle 1927 ein wenig wehmütig von seinem Geschöpf Abschied genommen: I fear that Mr. Sherlock Holmes may become like one of those popular tenors who, having outlived their time, are still tempted to make repeated farewell bows to their indulgent audiences. This must cease and he must go the way of all flesh, material or imaginary. One likes to think that there is some fantastic limbo for the children of imagination, some strange, impossible place where the beaux of Fielding may still make love to the belles of Richardson, where Scott's heroes still may strut, Dickens's delightful Cockneys still raise a laugh, and Thackeray's worldlings continue to carry on their reprehensible careers. Perhaps in some humble corner of such a Valhalla, Sherlock and his Watson may for a time find a place, while some more astute sleuth with some even less astute comrade may fill the stage which they have vacated.

Sir Philip St. John Basil Rathbone (KBE, MC, Kt.) wurde heute vor 120 Jahren geboren. Er war nicht nur Sherlock Holmes, er spielte auch Bösewichte. Und er hat auch wunderbar ➱Edgar Allan Poe gelesen, den Mann, den Doyle bei der Erfindung von Holmes und Watson so schamlos beklaut hat. Die CD Edgar Allan Poe Audio Collection, auf der Basil Rathbone und Vincent Price Kurzgeschichten von Poe lesen, ist immer noch lieferbar.

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