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Dienstag, 1. Januar 2013

E.M. Forster


Der englische Autor E.M. Forster hat heute Geburtstag. Eine Würdigung seines Gesamtwerks werden Sie hier vergeblich suchen. Lionel Trillings Satz, E. M. Forster is for me the only living novelist who can be read again and again and who, after each reading, gives me what few writers can give us after our first days of novel-reading, the sensation of having learned something, kann ich leider nicht unterschreiben. Ich mag ihn nicht, schweren Herzens habe ich mal drei Romane von ihm gelesen. Forster hatte vor Jahren eine Renaissance, als schnell hintereinander eine Forster Verfilmung nach der anderen in die Kinos kam. A Passage to India war noch von David Lean in Bilder gesetzt worden. Aber dann kam das Gespann Merchant-Ivory und servierte dem Publikum 1985 A Room with a View. 1987 Maurice und 1992 Howards End. Schöne Filme, gute Schauspieler, solide Kameraarbeit und hervorragende Kostüme. Ersetzen die Lektüre der Romane durchaus.

Merchant-Ivory konnten mit ihren Kostümfilmen auf ein vorbereitetes Terrain bauen, ich habe das schon in dem Post über ➱The Go-Between angedeutet. Wenn man die Jane Austen ➱Verfilmungen der BBC einmal weglässt, gab es vor A Room with a View Retro-Filme wie The French Lieutenant's Woman, Chariots of Fire oder The Shooting Party. Die spätviktorianische und edwardianische Gesellschaft (oder die einer anderen zurückliegenden Epoche) lässt sich in England nun auch trefflich ins Bild setzen, ob das die Forsyte Saga oder The Go-Between war. Oder vor zwanzig Jahren The Remains of the Day. Das, was vor einem Jahrzehnt Gosford Park war und jetzt Downton Abbey ist. Denn die englische Landschaft ist immer noch da, die ➱stately homes auch. Und die englische Klassengesellschaft ist auch immer noch da, upstairs und downstairs.

Selbst wenn sie sich äußerlich ein klein wenig gegenüber dieser garden party aus dem Jahre 1914 verändert hat. An den passenden Kostümen für die Zeit herrscht in England kein Mangel. Falls denen mal die Kostüme für die landed gentry ausgehen sollten - was nicht zu erwarten ist - könnten sie sich natürlich bei ➱Rudolf Beaufays in Hamburg eindecken. Ich merke gerade, dass ich jetzt endlos über dieses Thema weiterschreiben könnte. Das mache ich irgendwann auch mal.

Geschickt E.M. Forster vermeidend, bin ich zu Filmen über die englische Gesellschaft gekommen. Einen Film sollte ich unbedingt noch erwähnen, der nichts mit diesen Kostümfilmen zu tun hat. Aber E.M Forster kommt da drin vor. In dem Film belegt eine junge Frau aus der proletarischen working class einen Open University Kurs und gerät an einen versoffenen Dozenten. Und was gibt der ihr zur Lektüre? Sie ahnen es schon:

What's this like?
Howards End?  

Howards End! Sounds filthy, doesn't it? 
E.M Foster.
Forster.
Oh, yeah. - What's it like? 
Read it. Would you like to borrow it? 
Yeah, all right. I'll look after it for you. 

Auch das noch, habe ich damals im Kino gestöhnt, als ich diese ➱Szene sah. Wenn man einen Zugang zu der Welt des englischen Romans haben will, ist E.M. Forster nicht unbedingt der leichteste Weg, den eman gehen kann. Aber der Film Educating Rita mit der wunderbaren Julie Walters und (dem auch wunderbaren) ➱Michael Caine ist schon eine Klasse für sich. Die englische Klassengesellschaft spielt in dieser modernen Version von Shaws Pygmalion natürlich auch eine Rolle, die Kostüme und die Landschaft weniger. All right. I just don't like Howards bleedin' End, sagt Rita in dem Film, und das war mir aus der Seele gesprochen.

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