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Donnerstag, 3. Januar 2013
Im Sauseschritt
Einszweidrei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit. Die Betonung von diesem Einszweidrei liegt auf drei. Jay ist heute seit drei Jahren im Netz. Three years it grew in sun and shower, Then Nature said, 'A lovelier flower On earth was never sown'. Na ja, ich habe Wordsworth mal eben ein wenig verfälscht. Ich bleibe lieber bei Wilhelm Busch Die Zeit, die alte Bügelfrau, Macht alles wieder schlicht. Einszweidrei im Sauseschritt steht übrigens bei Wilhelm Busch in Julchen: Ein festlicher Morgen. Über das Ganze hat Wilhelm Busch diese Zeichnung gestellt. Irgendwie beunruhigend. So ist nun mal die Zeit allhie, Erst trägt sie dich, Dann trägst du sie; Und wann's vorüber, weißt du nie.
Da sind mir die Gemälde von Wilhelm Busch doch lieber als seine Zeichnungen. In Bremen, wo es 1968 eine Wilhelm Busch Ausstellung gab, haben sie ja einen schönen Wilhelm Busch. Hatten auch mal auf ihrer Internet Seite einen ➱Online Katalog. Aber eines Tages war der verschwunden. Stattdessen steht da jetzt: In Kürze können Sie sich hier die Highlights der Sammlung ansehen oder im Online-Katalog der Kunsthalle forschen. Das steht da schon seit Jahren. Was heißt hier in Kürze? Die laufen da offensichtlich nicht im Sauseschritt mit der Zeit. Leider findet sich auch im Netz nichts mehr über den Ankauf des Gemäldes - da war doch irgendwas? - durch Wilhelm Buschs Namensvetter Günter Busch. Der hatte immer ein Händchen für eigenartige ➱Käufe oder nicht ganz koschere Zuschreibungen. Der ➱Rembrandt, den er 1959 mit Steuermitteln kaufte, war auf jeden Fall keiner. Und das schöne Bild von Jan Lievens, das John H. Harjes 1911 der Kunsthalle geschenkt hatte, blieb unter der Direktion von Günter Busch immer ein Rembrandt. Sie merken, selbst an einem Festtag wie diesem, kann ich es nicht lassen, ein wenig herumzumäkeln. Denn der Mensch als Kreatur hat von Rücksicht keine Spur.
Drei Jahre im Netz. Allein man nimmt sich nicht in acht, Und schlupp! ist man zur Welt gebracht. 1060 Posts, knapp 666.000 Leser in zweieinhalb Jahren (das erste halbe Jahr kannte mich Google noch nicht, das sollte auch so sein) - das ist doch ein schönes Ergebnis. Früher, da ich unerfahren und bescheid’ner war als heute, hatten meine höchste Achtung and’re Leute. Später traf ich auf der Weide außer mir noch and’re Kälber, und nun schätz’ ich, sozusagen, erst mich selber.
Schampus wäre jetzt vielleicht angesagt. Um noch einmal Wilhelm Busch zu zitieren: Wie lieb und luftig perlt die Blase Der Witwe Klicko in dem Glase! Aber ich lasse die Veuve Cliquot mal im Schrank stehen, ich mag das Zeuch nicht. Ich gönne mir heute Abend einen kleinen Whisky. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Das Schreiben, das Schreiben, Soll man nicht übertreiben, Das kostet bloß Papier. Sie werden hier diese Mixtur aus Literatur, Kunst, Kulturgeschichte, Film und Mode und wasweißich finden. Stets findet Überraschung statt Da, wo man's nicht erwartet hat. Mir fällt für den Blog kein anderes Konzept ein. Und offensichtlich mögen Sie das auch. Bleiben Sie mir gewogen. Sie könnten natürlich auch den Post vom 3. Januar 2010 anklicken und dann alles noch einmal lesen.
Wenn ich mir das heute (oder genauer gesagt: gestern) so angucke, was ich im Januar 2010 geschrieben habe, dann ist das praktisch eine Blaupause für den ganzen Blog SILVAE. Ohne, dass ich das wusste. Ich hatte - und habe - keinen Plan. Ich war auch völlig fasziniert von der mir eigentlich fremden Welt des Internets und den Kommunikationsmöglichkeiten. Ich schrieb über die Sommernacht auf dem Schiff von Kopenhagen nach Rönne und von dem Lied, das ein dänisches Mädchen in der Nacht sang. Und ich illustrierte ➱I skovens dybe stille ro mit der Aufnahme von MaggieKr. Und plötzlich schreibt Maggie Kr mir, ich konnte es nicht glauben. Auch das kleinste Ding hat seine Wurzel in der Unendlichkeit, ist also nicht völlig zu ergründen.
Inzwischen bewege ich mich ganz elegant in der Welt der blogosphere, ich werde weltweit gelesen. Mit allen Kreaturen bin ich In schönster Seelenharmonie. Wir sind verwandt, ich fühl es innig, Und eben darum lieb ich sie. Meine zweigrößte Lesergruppe sitzt in den Vereinigten Staaten von Amerika, die Engländer lesen mich nicht. Der Künstler fühlt sich stets gekränkt, wenn's anders kommt, als wie er denkt. Dem Mister namens Pief bin ich egal, irgendwie ärgert mich das. An all unserem Ärger sind andere schuld. Das beste Mittel aber, um bei guter Laune zu bleiben, ist die stets richtige Erkenntnis, daß man selber nichts taugt.
Der Mann mit der roten Jacke scheint ja so eine Art Leitmotiv in der Malerei von W. Busch zu sein; was hat es wohl damit auf sich?
AntwortenLöschenJa, die roten Jacken sind schon auffällig. Es gibt unter dieser Adresse einen Artikel dazu: http://www.karikatur-museum.de/334_Landschaft_mit_Rotjacke.html
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