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Dienstag, 30. Dezember 2014

Eleonore von Aquitanien


Ich weiß nicht, woher die Bücher alle kommen, die jetzt bei meinem Hinterhofhöker auftauchen. Nagelneu und ungelesen, interessante Titel. Und jedes Buch ein Euro. Ich sollte es mal lassen, da jede Woche vorbei zu schauen. Aber dies Buch musste ich mitnehmen, Amy Kellys Eleanor of Aquitaine and the Four Kings. Es war nicht die Originalausgabe der Harvard University Press aus dem Jahre 1950, dies war ein Book of the Month Club Buch von 1996. Aber hardcover, und natürlich identisch mit der Originalausgabe. Wer Eleonore von Aquitanien war, das wusste ich. Über die Autorin Amy Kelly wusste ich nichts.

Der deutsche Wikipedia Artikel zu der Herzogin von Aquitanien, die Königin von Frankreich und von England wurde, kennt das Buch der amerikanischen Professorin nicht (der englische schon), zitiert dafür ausführlich eine Dissertation von Daniela Laube, die bei Peter Lang erschienen ist. Wenn ich den Namen Peter Lang lese, bekomme ich immer Hautausschlag. Hier kann jeder sein Buch drucken lassen, wenn er es bezahlt. Zugestanden, es gibt da mal ein gutes Buch dabei, aber das ist nicht die Regel. Um bei der Harvard University Press gedruckt zu werden wie Amy Kelly, da muss man schon ein wenig mehr vorweisen.

Amy Ruth Kelly, die Tochter eines Richters, hat wie ihr Vater am Oberlin College studiert und dann am Wellesley College ihren Magistertitel erworben. Dort ist sie auch Professorin geworden. Um dann nach sieben Jahren die Leitung der Bryn Mawr School in einer für die Schule schwierigen Zeit zu übernehmen. Nach elf Jahren in Baltimore kehrte sie nach Wellesley zurück, wo sie 1943 pensioniert wurde. Und endlich die Zeit fand, das Buch zu vollenden, an dem sie seit Jahrzehnten arbeitete (und für das sie von in den Ferien auf den Spuren der Königin von Frankreich bis zum Heiligen Land gereist war). Es war ein Buch, das diese Fürstin einem größeren Publikum näher bringen würde. Natürlich nicht in dem Maße wie Katharine Hepburn das in The Lion in Winter geschafft hat (James Goldman, der Autor des Theaterstücks, hatte das Buch von Amy Kelly sehr genau gelesen). Aber als das Buch 1950 erschien, war es ein Bestseller.

Im Gegensatz zu dem phantasievollen Kleidungsstück von Miss Hepburn ist dieser Fuß einer Vase etwas Echtes, was man mit Eleonore verbindet: ein Geschenk von ihr an ihren Gatten Louis VII. Als die Harvard University Press 1948 das Manuskript einer älteren Dame vom Wellesley College auf den Tisch bekam, war man nicht unbedingt begeistert. Doch als das Buch auf die Bestsellerliste der New York Times gelangte und dreizehn Wochen auf dieser Liste blieb, da war man glücklich, dass man das Manuskript angenommen hatte. Es war das erste Buch der Harvard University Press, das es jemals auf diese Liste geschafft hatte. Als man 2013 zur Hundertjahrfeier der University Press eine Liste der hundert wichtigsten Bücher des Verlags veröffentlichte, stand Eleanor of Aquitaine and the Four Kings auf dieser Liste.

Der einflussreiche Literaturkritiker Orville Prescott schrieb damals in seiner Rezension in der New York TimesA chronicle written with a dash and spirit, but with no fictional lapses... As a history of the violent, vigorous, brutal, treacherous, idealistic and generally spectacular twelfth century in Western Europe, Kelly's book is absorbing... I found every bit of it fascinating. Und Thomas Caldecot Chubb urteilte im New York Times Book ReviewAmy Kelly writes truth for truth. When she does not know, she says so. When she guesses, she says she is guessing. She makes no 'attempt to fictionize.' Yet her book reads like colorful romance... rich and stimulating. Das Buch erlebte acht Auflagen innerhalb der nächsten zwölf Jahre und ist heute immer noch lieferbar. Es kostet als Taschenbuch 24,75 €, aber man kann es antiquarisch preisgünstiger bekommen. Die Dissertation von Daniela Laube kostet 44,99 €. Das Buch Eleonore von Aquitanien: Königin der Troubadoure von der französischen Historikerin Régine Pernoud (das wahrlich nicht schlecht ist) kann man als dtv Taschenbuch schon für einen Cent bekommen.

Als Amy Kelly ihr Buch vollendet hatte, ist sie nach Miami zu ihrer jüngeren Schwester gezogen, sie ist nie mehr nach Wellesley oder Bryn Mawr zurückgekehrt. Ein Berufsleben an Amerikas vornehmsten Bildungsanstalten hatte ihr gereicht, obgleich sie dort viele Freunde zurückließ (denen sie aber immer brieflich verbunden blieb). Einer von ihnen war Vladimir Nabokov (seine Frau Vera hatte die Korrekturen von Eleanor of Aquitaine and the Four Kings gelesen), der 1950 an Katharine White vom New Yorker schrieb: I wonder if you have had an opportunity to glance at Amy Kelly's charming and scholarly book, Eleanor and the Four Kings?Amy Kelly ist 1962 im gesegneten Alter von 85 Jahren in Miami gestorben. Der Nachruf im Miami Herald hatte den Titel She Was Amy of Aquitaine und war von keiner Geringeren als von Marjory Stoneman Douglas geschrieben. Als Königin hatte Amy Kelly ihr akademisches Leben begonnen: sie war im Jahre 1900 Queen of the May in Oberlin gewesen.

Heute heißen die Bestseller nicht mehr Eleanor of Aquitaine and the Four Kings sondern The Summer Queen und sind Book of the Year der New York Times. Wenn es ganz schlimm kommt, dann heißt das Buch Die Löwin von Aquitanien und ist von Tanja Kinkel. Das Buch wird, wen sollte es wundern, in dem deutschen Wikipedia Artikel erwähnt. Ich habe einmal einen halben Roman von Tanja Kinkel gelesen, habe dann aber vor Lachen aufhören müssen. Dagegen ist Trude Wehes ➱Roman Vryheit do ik ju openbar: Roman aus dem alten Bremen ja beinahe schon hohe Literatur. Das Mittelalter hat seit Jahren Konjunktur, ob in den Fantasy Filmen (zu denen es ➱hier einen langen Post gibt) oder in historischen Romanen, die selten das Niveau von Umberto Ecos Der Name der Rose erreichen. Wenn die Geschichte des Mittelalters einer größeren Öffentlichkeit nahegebracht werden soll, dann sind Tanja Kinkel und Guido Knopp bestimmt nicht die richtigen Wegführer.

Was man natürlich lesen kann, wenn man einen schönen Roman aus der Provence im 12. Jahrhundert sucht, ist Wolf von Niebelschütz' Die Kinder der Finsternis. Fand ich auch für einen Euro bei meinem Hinterhofhöker. Was ist das nur für ein Roman! Allein der Anfang: Es lag ein Bischof tot in einer Mur am Zederngebirge fünf Stunden schon unter strömenden Wolkenbrüchen. Die Mur war hinabgemalmt mit ihm und seinen Karren und seinen Maultieren und seiner Geliebten, unter ihm fort, über ihn hin, als schmettere das Erdreich ihn in den Schlund der Hölle, kurz vor Anbruch der Nacht.
     Fünf Stunden donnerten die Gießbäche, Felsen und Schuttlawinen; die Bergflanke bebte. Fünf Stunden kauerte die Geliebte neben dem Gehaßten, unverletzt, naß bis zur Haut, frierend, obwohl es warm war. Fünf Stunden schrien und keilten hufoben die Mulis und rüttelten durch das verknäulte Geschirr den Wagenkasten, der ohne Räder hintüber auf dem Steinmeer saß, bedeckt von grauenvoller Dunkelheit.
     In der sechsten hob sich die Regenbank, der Mond jagte hinter finsteren Schleiern und bestrahlte im Winkel den weich lehnenden Leichnam, dessen Blicke erglitzerten, loschen, glitzerten. Sein höhnisch zudringliches Schillern steigerte die Angst der Verlassenen. Aus Angst, er sei nur betäubt gewesen, wagte sie nicht, ihm die Lider zu schließen; aus Angst vor den Muren wagte sie keine Flucht... Zwar hat der zu Unrecht ein wenig vergessene deutsche Schriftsteller ➱hier schon einen Post, aber ich glaube, ich schreibe noch einmal über ihn.

Als der Kunsthistoriker ➱Wolfgang J. Müller den Hörern seiner Vorlesung empfahl, das gerade erschienene Buch des französischen Historikers Jacques Le Goff über das Hochmittelalter zu lesen, habe ich das getan. Die Literaturhinweise von Müller waren immer fruchtbringend (ebenso wie die Lesetips meines Freundes Peter), durch ihn bin ich auf Erwin Panofsky und ➱Aby Warburg gekommen. In den Lehrveranstaltungen von Professor Tintelnot bekam man keine fruchtbringenden Leseempfehlungen. Tintelnot war der Ordinarius, Müller nur Wissenschaftlicher Rat und außerplanmäßiger Professor. Es war das erste, was ich an der Universität lernte: dass Titel und höhere Bezahlung keine Garantie für Qualität der Lehre waren.

Den französischen Historiker Georges Duby habe ich schon in den Posts ➱Marschälle und ➱Charlemagne erwähnt. Ich zitiere einmal daraus einige Sätze: Der berühmteste Ritter in der Zeit, Guillaume le Maréchal, ist aber kein Marschall von Frankreich, der dient allen englischen Königen aus dem Hause Plantagenet. Der französische Historiker Georges Duby hat ein wunderbares Buch über ihn geschrieben. Für das Mittelalter sind die französischen Sozialhistoriker in der Nachfolge von Lucien Febvre, ob nun Jacques le Goff oder Georges Duby, Spitzenklasse. Man kann sie lesen und verstehen, was man von deutschen Historikern nicht unbedingt sagen kann.

Die Wege von Guillaume le Maréchal und der schönen Eleonore werden sich immer wieder kreuzen, nicht nur deshalb kann man das Buch Guillaume le Maréchal oder der beste aller Ritter hier empfehlen. Aber Georges Duby ist auch einer der wenigen Historiker, der in seinem Werk Women of the Twelfth century versucht hat, die Bedeutung der Frauen im Mittelalter zu verstehen. Ich muss das auf Englisch zitieren, weil ich die englische Ausgabe habe (natürlich gibt es das Werk als Frauen im 12. Jahrhundert auch auf Deutsch):

The middle ages were resolutely male. All the opinions that reach and inform me were held by men, convinced of the superiority of their sex. I hear only them. Nevertheless, I listen to them speaking here about desire, and consequently about women. Men were afraid of them and, to reassure themselves, despised them. My aim is to reveal the hidden part, the feminine. To find out what women were in those distant times, that is my present endeavour.

Wir haben nicht viel an wirklichen Quellen über das Leben von Eleonore, rarely in the course of historical endeavor has so much been written, over so many centuries, about one woman of whom we know so little, sagen John Carmi Parsons und Bonnie Wheeler im Vorwort von Eleanor of Aquitaine: Lord and Lady. Wir wissen aber, wie ihre Zeitgenossen über sie dachten, ein schlechter Ruf verbreitet sich schnell. Auch im Mittelalter.

Im übrigen war Eleonore um 1190 bereits an allen Höfen die legendäre Heldin einer Skandalgeschichte, schreibt Duby in Frauen im 12. Jahrhundert, wo wir auch lesen können: Wer immer damals von Eleonore reden hörte, dachte an Sex. Sex, das Hauptthema des Roman de Renard in den sprühendsten Teilen seiner Gesellschaftskritik. Eleonore alias Ermeline, alias Fière, alias Hersent - diese Frau ist die Inkarnation der Wollust, der 'Schleckerei'. Sie denkt nur an das Eine, und im Grunde soll es den Männern recht sein, da die Frau aus ihrer Sicht ein Spielzeug ist, umso anziehender, je mehr sie von Begierde brennt.

Und diese Legenden von der sexbesessenen Königin greifen die Autoren von historischen Romanen gerne auf, Sex sells. Sie soll es ja mit jedem treiben, auf dem Kreuzzug sogar mit Sarazenen. Schon die Autoren des Mittelalters verbreiten diese Geschichten. Nur ➱Katharina der Großen wird ein Sexleben von ähnlichen Dimensionen angedichtet. Über die gibt es schon einen Porno (Katharina und ihre wilden Hengste), das ist Eleonor glücklicherweise erspart geblieben. Bisher. Romantitel wie Die Königin und die Hure gibt es allerdings schon.

Auch mit einem ihrer Hofdichter, nämlich Bernart de Ventadorn, soll sie eine Liebesaffäre gehabt haben. Lassen Sie mich von diesem Troubadour einmal ein berühmtes Gedicht zitieren - in der schönen Übersetzung von ➱Ezra Pound:

The Lark

When I see the lark a-moving
For joy his wings against the sunlight,
Who forgets himself and lets himself fall
For the sweetness which goes into his heart;
Ai! what great envy comes unto me for him whom I see so rejoicing!
I marvel that my heart melts not for desiring.
Alas! I thought I knew so much
Of Love, and I know so little of it, for I cannot
Hold myself from loving
Her from whom I shall never have anything toward.
She hath all my heart from me, and she hath from me all my wit
And myself and all that is mine.
And when she took it from me she left me naught
Save desiring and a yearning heart.


Sie können das cançon ➱hier auch im Originaltext hören.

Die Vielzahl der Bücher über Eleonore - von seriösen historischen Darstellungen bis zu romanhaften Schmonzetten - täuscht darüber hinweg, dass wir, wie schon gesagt, nicht sehr viel über die Frau wissen (auf diesem Bild soll sie die linke der beiden Personen sein). Dass ihre Großmutter wirklich Dangereuse hieß, das ist wahr. Wir wissen aber nicht, ob Eleonore wirklich als Amazone verkleidet auf einem weißen Pferd durch Vézelay geritten ist und dem Abbé Bernhard von Clairvaux tausend Vasallen für einen Kreuzzug offerierte. Die französischen Chronisten ihrer Zeit sind merkwürdig schweigsam, erst in den Schriften der englischen Chronisten gewinnt sie Konturen. Und achthundert Jahre nach ihrem Tod bleibt einem Historiker wie Jean Flori in seinem Buch Eleanor of Aquitaine: Queen and Rebel erst einmal die Aufgabe, mit allen Mythen aufzuräumen. So, wie ein Uhrmacher erst einmal die Fehler von vielen Kollegen rückgängig machen muss, bevor er sich an die Reparatur der Uhr macht.

Auf der Suche nach historischer Wahrheit hilft es uns wenig, wenn wir im Stern lesen können: Was für ein Weib! Ein Kämpferherz unter dem aufreizenden Mieder! Ein Verstand, der schärfer schneidet als das Schwert Excalibur. Süßes Gift und Grande Dame. Ihre Schönheit, die sie noch mit weißem Zopf begehrenswert macht, steht ihrer Machtgier in nichts nach. Mit ihrem gnadenlosen Ehrgeiz hat sie sich Männer, Mönche und Monarchen zu Geliebten oder Todfeinden gemacht: den König von Frankreich, ihren ersten Gemahl, mit seinen besten Männern betrogen, gegen den zweiten, den König von England, Rebellionen geschürt! Und dieses ➱Buch wird man auch nicht unbedingt empfehlen können, aber der Bestsellerstatus ist garantiert.

Als Ludwig der Dicke (der im Französischen le Gros, im Englischen the Fat heißt) seinen Sohn aus dem Kloster holt, um ihn mit der Tochter des verstorbenen Herzogs von Aquitanien zu verheiraten, da hat er nur den Machtzuwachs im Kopf. Denn Aquitanien (hier hellrot) ist ein ziemlicher Batzen von Frankreich. Seinen Sohn, Ludwig VII, hatte er in die Obhut von dem Abt Suger in der Kathedralschule von Saint-Denis bei Paris gegeben. Den kannte er, sie waren auf der selben Schule gewesen. Suger von St Denis (der ➱hier schon erwähnt wird), ist ein mächtiger Mann, wenn Ludwig VII mit Eleonore zum Kreuzzug aufbricht (im Bild weiter oben können wir die Trauung und den Aufbruch zum Kreuzzug sehen), wird er Suger zum Regenten Frankreichs bestimmen.

Im Waschzettel zu dem Buch von Georges Duby Mütter, Witwen, Konkubinen: Die Frau im zwölften Jahrhundert heißt es über die Rolle der Frau: Mit dem Ende der Kindheit – spätestens mit 14 Jahren – wurden sie verheiratet und hatten zur einzigen Aufgabe, möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen. Wenn diese Rolle als Mutter „ausgereizt“, ihre Reproduktionsfähigkeit erschöpft und ausgebeutet war, zogen sich die Frauen – häufig verwitwet – in die Rolle der Matrone zurück. In dieser Position entfalteten sie erstaunliche Macht über die – im Adel ja immer auch politisch und finanziell bedeutsamen – Familienangelegenheiten. Sie wird ihrer Rolle gerecht, sie wird Königin von Frankreich und dann Königin von England. Sie wird zehn Kinder gebären, von denen ihre Söhne Richard Löwenherz und Johann Ohneland die berühmtesten werden.

Romanautoren wie Tanja Kinkel wissen natürlich mehr als die seriösen Historiker: An dem Abend, als die zukünftige Erbin von Aquitanien gezeugt wurde, gab es weder Gewitter, seltsame Vogelflüge noch sonstige ausdeutbare Vorzeichen. Man könnte allerdings einen äußerst heftigen Zornesausbruch ihres Großvaters dafür in Anspruch nehmen. Doch die Höflinge um Guillaume IX waren seine Wutanfälle ebenso gewohnt wie sein schallendes Lachen, seinen funkelnden Witz oder seine Lieder. So sahen sie auch jetzt nicht beunruhigt, sondern milde belustigt zu, wie der Herzog von Aquitanien, Herr über die Gascogne, das Poitou, die Auvergne, Angouleme und Dutzende weitere Domänen, auf seinen ältesten Sohn und Erben einschrie, der den gleichen Namen trug. »Hölle und Teufel, Guillaume, ich werde mir das nicht länger anhören! Was ich tue und mit wem ich ins Bett gehe, entscheide alleine ich!« Guillaume der Jüngere sah unglücklich drein. Er besaß die riesige Gestalt seines Vaters, doch längst nicht dessen hitziges Gemüt, und obgleich ihm niemand mangelnde Tapferkeit nachsagen hätte können, haßte er im Grunde seines Wesens Streitereien. Gleichzeitig war er bei aller Friedfertigkeit aber auch halsstarrig, und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, hielt er mit der Zähigkeit eines unbeweglichen Menschen daran fest. »Euer Gnaden«, entgegnete er nun, »es geht mir nur darum, daß Ihr sie behandelt, als wäre sie die Herzogin selbst und dadurch meine Stiefmutter. Unser ganzes Haus wird beschämt.« »Was die Ehre unseres Hauses betrifft«, gab der Herzog gereizt zurück, »bestimme ich. Und bei Gott, mein Sohn, die Dame ist deine Schwiegermutter, also erweise ihr gefälligst den gebührenden Respekt und sprich mir nicht von Familienehre! Schließlich bist du mit ihrer Tochter verheiratet. Auch wenn man«, schloß er mit einem sarkastischen Unterton, »bis jetzt nicht viel davon merkt.« Guillaume errötete bis an die Wurzeln seines ebenfalls roten Haares. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und erwiderte: »Genau darum geht es, Euer Gnaden. Diese Frau, die in den Augen der heiligen Kirche so gut wie Eure Schwester ist, zu Eurer Geliebten zu machen, ist Gott und den Menschen ein Greuel und...« »Halt den Mund!« donnerte der Herzog.... Das musste mal eben zitiert werden. Für so etwas müssen in Finnland Bäume gefällt werden.

Wie soll ein Biograph schreiben? Nicht wie Tanja Kinkel, das ist uns klar. Aber wohl auch nicht so, dass man das Buch gleich verfilmen könnte. Simon Schama, der immer sehr lebendig schreibt, hat in seinem ➱Essay Clio at the Multiplex im New Yorker dazu einiges zu sagen. Macaulay empfahl seinen Kollegen, die historischen Romane von ➱Sir Walter Scott zum Vorbild zu nehmen. Heute gibt es Profis wie Helen Sword, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Stil akademischer Publikationen zu verbessern. In ihrem Buch Stylish Academic Writing sagt sie: Stylish academic writing can be serious, entertaining, straightforward, poetic, unpretentious, ornate, intimate, impersonal, and much in between. Auf Amy Kelly trifft das alles zu.

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