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Montag, 13. April 2015

Semperoper


Heute vor 174 Jahren wurde in Dresden das Opernhaus eröffnet, das man gemeinhin Semperoper nennt. Böse Menschen reden gerne von der ➱Radeberger Arena. Die Brauerei ist nur einige hundert Meter vom Opernhaus entfernt, seit 1992 gibt es eine Kooperation beider Häuser. Das Opernhaus, das Gottfried Semper 1841 gebaut hatte, sah damals noch etwas anders aus als das heutige Haus, das im Jahr 1878 fertig wurde. Das musste Semper aus der Ferne bauen. Im Jahr des Baubeginns 1861 galt der Haftbebefehl gegen den Revolutionär von 1849 immer noch.

Einmal im Jahr ist in der Oper Opernball, da wird Radeberger Bier und Rotkäppchen Sekt serviert. Dann kommen immer illustre Gäste. Wie zum Beispiel Kurt Biedenkopf. Man wundert sich, dass der sich nach Gästehaus Affäre, Dienstwagen Affäre, Putzfrauen Affäre, Paunsdorf Affäre und Ikea Affäre überhaupt noch nach Dresden zurücktraut. Aber im Gegensatz zu Gottfried Semper lief da kein Haftbefehl gegen ihn. Und dann war da auch noch die Skandalnudel Naomi Campbell, aber die war nach einer Viertelstunde wieder weg.

Es gab auch ein wenig Kultur. Armin Müller-Stahl hatte angekündigt, ein Gedicht von Erich Kästner vorzulesen. In allen Meldungen über den Opernball stand aber nicht, welches Gedicht. Wir erfahren alles über Naomi Campbell, Jürgen Drews und Roland Kaiser, aber nichts über Erich Kästner. Der ja in Dresden geboren wurde und einmal gesagt hat: Wenn es zutreffen sollte, dass ich nicht nur weiß, was schlimm und hässlich, sondern auch was schön ist, so verdanke ich diese Gabe dem Glück, in Dresden aufgewachsen zu sein.

Und er hat auch geschrieben: Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen Mich läßt die Heimat nicht fort. Ich bin wie ein Baum, der - in Deutschland gewachsen - wenn's sein muß, in Deutschland verdorrt. Die Gestapo hat ihn mehrfach verhaftet, aber er wird das sogenannte ➱Dritte Reich überleben. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Kästner in ➱Leipzig studiert und eine Dissertation über Friedrich den Großen und die deutsche Literatur geschrieben. Nebenbei schrieb er für die Neue Leipziger Zeitung. Doch da flog er 1927 raus, weil der das Gedicht Nachtgesang des Kammervirtuosen (illustriert von seinem Freund Erich Ohser, der das Dritte Reich nicht überlebte) geschrieben hatte. Aber ein erotisches Gedicht, in dem die neunte Sinfonie von Beethoven erwähnt wird, im hundertsten Todesjahr von Beethoven, das ging nun gar nicht. Wir drucken es hier aber gerne noch einmal ab:

Du meine neunte letzte Sinfonie!
Wenn du das Hemd anhast mit rosa Streifen...
Komm wie ein Cello zwischen meine Knie,
Und lass mich zart in deine Seiten greifen.

Laß mich in deinen Partituren blättern.
(Sie sind voll Händel, Graun und Tremolo) -
Ich möchte dich in alle Winde schmettern,
Du meiner Sehnsucht dreigestrichnes Oh!

Komm lass uns durch Oktavengänge schreiten!
(Das Furioso, bitte, noch einmal!)
Darf ich dich mit der linken Hand begleiten?
Doch beim Crescendo etwas mehr Pedal!!

Oh deine Klangfigur! Oh die Akkorde!
Und der Synkopen rhythmischer Kontrast!
Nun senkst du deine Lider ohne Worte...
Sag einen Ton, falls du noch Töne hast!

2 Kommentare:

  1. Oops, ist Ihnen da ein kleines Missgeschick unterlaufen? Richtig ist, einige 100 m von der Oper gibt es die kleine Schenke unterhalb der Brühlschen Terrasse: Das Lokal nennt sich Radeberger Spezialausschank und ja, da wird sogar gebraut. Das Zwickelbier zum Beispiel. Gibt es nur dort. Trotzdem befindet sich die Radeberger Brauerei da wo sie schon immer war: in Radeberg.

    Radeberger Arena ist mir als gebürtigem Dresdner neu. Allerdings nennt man das Opernhaus bei uns zu Haus ob der allgegenwärtigen Meinung "Schönste Brauerei der Welt".
    Das musste ich loswerden.

    Aber natürlich hat mich dieser Post sehr amüsiert.

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  2. Entschuldigung: Ich wollte "allgegenwärtige Werbung" schreiben.

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