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Samstag, 1. April 2017

Poetry trumps Trump


In Amerika beginnt heute der National Poetry Month, in diesem Blog hat es diese schöne Sitte auch seit den Anfängen gegeben. Sie können das gerne überprüfen. Bei ➱NDR Kultur gibt es auch den ganzen Monat Gedichte. Heute gibt es da ➱Hans und Mops von Barthold Heinrich Brockes, gelesen von Jan Philipp Reemtsma. Muss nicht sein. Wenn schon Frühling, und wenn schon Brockes, dann gibt es nur eins. Nämlich seine Kirsch-Blühte bey der Nacht, keine Möpse. Zum National Poetry Month hat Donald Trump wahrscheinlich auch schon etwas getwittert, aber das interessiert mich nicht so sehr.

Als ich bei Google poetry und Trump eingab, stieß ich auf ➱Tommy Welty, der in seinem Blog sagt: There’s zero content about Donald Trump in this post. But, every time I put his name in the title of a blog post people read it. This post is full of poetry because it’s National Poetry Month and I want everybody to read lots of poems. Poetry trumps Trump. You’ve been baited and switched. I’m bad but you’re reading my diary so who’s worse? The person who just wants to share some poems? Or, the person who saw their friend’s diary lying there open on the coffee table of social media and decided to read it. Tread lightly, that’s how Ginny opened the Chamber of Secrets. Also, Donald Trump is a low-rent Voldermort but ask me how I really feel about him.

Ich kann nicht versprechen, dass es in meinen Posts in diesem Monat einen zero content about Donald Trump geben wird. Ich habe schon ein, zwei Posts geschrieben, und da wird er schon erwähnt. Aber das alles vergessen wir einmal und wenden uns dem Hamburger Barthold H(e)inrich Brockes zu (der in diesem Blog schon in den Posts ➱Frühlingsanfang, ➱Winter und ➱Albert von Haller vorkommt), einem Dichter, den sogar ➱Arno Schmidt mochte. Auf jeden Fall hat er einen Radioessay über ihn geschrieben (der sich in Die Ritter vom Geist findet). Vielleicht gibt es ja mal eine Brockes Renaissance. Beim  Göttinger Wallstein erscheint auf jeden Fall eine Gesamtausgabe. Aber seine Gedichte, die unter dem schönen Titel Irdisches Vergnügen in Gott erschienen sind, kann man auch in eine Reclam Band lesen. Und Kirsch-Blühte bey der Nacht, vielleicht sein schönstes Gedicht, jetzt bei mir:

Ich sahe mit betrachtendem Gemüte
Jüngst einen Kirsch-Baum, welcher blüh'te,
In küler Nacht beym Monden-Schein;

Ich glaubt', es könne nichts von gröss'rer Weisse seyn.
Es schien, ob wär' ein Schnee gefallen.
Ein jeder, auch der klein'ste Ast
Trug gleichsam eine rechte Last
Von zierlich-weissen runden Ballen.
Es ist kein Schwan so weiß, da nemlich jedes Blat,
Indem daselbst des Mondes sanftes Licht
Selbst durch die zarten Blätter bricht,
So gar den Schatten weiß und sonder Schwärze hat.
Unmöglich, dacht' ich, kann auf Erden
Was weissers ausgefunden werden.

Indem ich nun bald hin bald her
Im Schatten dieses Baumes gehe:
Sah' ich von ungefehr
Durch alle Bluhmen in die Höhe
Und ward noch einen weissern Schein,
Der tausend mal so weiß, der tausend mal so klar,
Fast halb darob erstaunt, gewahr.
Der Blühte Schnee schien schwarz zu seyn
Bey diesem weissen Glanz. Es fiel mir ins Gesicht
Von einem hellen Stern ein weisses Licht,
Das mir recht in die Sele stral'te.
Wie sehr ich mich an Gott im Irdischen ergetze,
Dacht' ich, hat Er dennoch weit grös're Schätze.
Die gröste Schönheit dieser Erden
Kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.

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