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Sonntag, 4. Juni 2017
Pfingsten
Pfingsten ist ein christliches Fest, an dem die Ausgießung des Heiligen Geistes an die in Jerusalem versammelten Jünger gefeiert wird, wie es die Apostelgeschichte (2,1-4) berichtet. In der älteren Kunst wird die Herabkunft des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube oder im Bild von Feuerzungen über den Häuptern dargestellt. Mit der Aussendung des Heiligen Geistes, der die Apostel andere Sprachen sprechen und verstehen lässt, beginnt die Verkündigung der Heilsgeschichte. In den Postkarten findet sich diese christliche Ikonographie nicht, sie gestalten ausschließlich - soweit dies von uns überprüft werden konnte - säkulare Motive, die freilich zuweilen christliche Vorstellungen des Pfingstfestes aufnehmen: Es ist die Natur, die vom Hauch Gottes, vom "Lebensodem" bzw. vom "Pfingstgeist" belebt wird; der Spaziergang in die erblühende Natur, in den "grünen Dom der Wälder," tritt dem Kirchgang an die Seite. Das steht auf der wirklich schönen Seite vom ➱Goethezeitportal. Dort findet sich auch das Gedicht Pfingstbestellung aus dem Jahre 1932 von Joachim Ringelnatz, das ich mal eben zitieren möchte:
Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.
Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört`s nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.
Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt —
Pfingstochse meinetwegen —
Dem Honorar entgegen.
Es ist noch viel mehr als dies auf der Seite, massenhaft Pfingstgedichte und Postkarten. Der geschmückte Pfingstochse ist als Volksbrauch beinahe ausgestorben. Und von dem Pfingstochsen mit den weißen Hosen, von dem Ringelnatz redet, spricht heute auch nimand mehr. Das heißt heute overdressed.
Ich wünsche all meinen Lesern ein frohes Pfingstfest, auch wenn sich der Himmel grau bezieht. Hier oben regnet es, und den Flohmarktbesuch spare ich mir heute. Und weiße Hosen ziehe ich auch nicht an.
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