Seiten
▼
Sonntag, 30. September 2018
Sommerende
Wir haben den Monat September mit etwas Lyrischem begonnen, und ich möchte ihn auch mit einem Gedicht schließen. Mir ist ein wenig nach Sommerende, da brauche ich nur aus dem Fenster zu schauen. Ich könnte jetzt Rilkes Gedicht Herbsttag zitieren, aber das steht mit anderen Herbstgedichten in dem Post Herbst. Da findet sich auch Wilhelm Lehmanns schönes Gedicht Fahrt über den Plöner See. Das Bild hier aus dem Jahre 1907 ist von dem interessanten Maler Gustav Kampmann, der am 30. September 1859 geboren wurde.
Er hat wunderbare plakativ großflächige Landschaftsbilder gemalt, die nach hundert Jahren noch modern wirken. Der junge Theodor Heuss schreibt 1909 über Kampmann: daß eben diese Intensität, mit der er das Momentane, das rasch Vorübergehende oder den schwer sagbaren feinen “Stimmungsgehalt“ der Atmosphäre ergreift und zu einer runden, bildhaften Darstellung bringt, in der modernen deutschen Landschaftskunst ihm dauernd einen hervorragenden Platz sichern wird. Ich habe hier zu dem Maler noch eine sehr interessante Seite.
Wenn ich nicht unbedingt ein Gedicht hätte präsentieren wollen, hätte ich heute über ihn schreiben können. Vielleicht kommt das noch einmal.
Heute möchte ich ein Gedicht bringen, das noch nicht in diesem Blog stand. Es ist Erich Kästners Gedicht Der September:
Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün.
Goldlack und Astern flaggt der Garten,
und tausend Königskerzen glühn.
Das ist ein Abschied mit Posaunen,
mit Erntedank und Bauernball.
Kuhglockenläutend ziehn die braunen
und bunten Herden in den Stall.
Das ist ein Abschied mit Gerüchen
aus einer fast vergessenen Welt.
Mus und Gelee kocht in den Küchen.
Kartoffelfeuer qualmt im Feld.
Das ist ein Abschied mit Getümmel,
mit Huhn am Spieß und Bier im Krug.
Luftschaukeln möchten in den Himmel.
Doch sind sie wohl nicht fromm genug.
Die Stare gehen auf die Reise.
Altweibersommer weht im Wind.
Das ist ein Abschied laut und leise.
Die Karussells drehn sich im Kreise.
Und was vorüber schien, beginnt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen