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Sonntag, 14. Oktober 2018

Pfauen


Heute ist die Frankfurter Buchmesse für jedermann geöffnet, dann ist wieder alles vorbei. Die Leute kaufen weniger Bücher, das kennen wir schon. Es können auch immer weniger lesen, wissen wir auch schon. Vielleicht ist es an der Zeit, einmal ein Buch zu empfehlen, dass jedermann lesen kann. Jede Frau auch. Ist keine Weltliteratur, ist aber sehr vergnüglich. Die Hauptrolle in dem Roman spielt ein Pfau, der auch den Titel für den Debütroman der Übersetzerin Isabel Bogdan liefert:

In einem Anfall von Übermut hatte Lord McIntosh eines Tages fünf Pfauen erworben, drei Weibchen und zwei Männchen; er stellte es sich hübsch vor, wenn die Männchen auf der riesigen Rasenfläche vor dem Wohnhaus umherstolzierten und Räder schlugen. Die weniger hübschen Weibchen sollten sich dezent im Hintergrund halten und den Männchen unauffällig überhaupt erst einen Grund liefern, miteinander zu wetteifern und Räder zu schlagen. 

Die Realität wird jetzt etwas anders aussehen, als sich Lord McKintosh das vorgestellt hat: Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt. Nun gab es oben in dem kleinen Tal am Fuße der Highlands glücklicherweise kaum Dinge, die blau waren und glänzten. Es gab Wiesen und Weiden und Bäume und überhaupt viel Grün, und es gab die Heide. Und jede Menge Schafe. Das einzige blau Glänzende, was sich gelegentlich hierher verirrte, waren die Autos von Feriengästen. Lord und Lady McIntosh hatten die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, Scheunen und alles, was sonst zu ihrem Anwesen gehörte und sich dafür eignete, zu Feriencottages umbauen lassen, damit der alte Kasten das Geld, das er verschlang, wenigstens halbwegs wieder hereinholte.

Ein schottisches Landhaus liefert die Theaterbühne, jetzt brauchen wir nur noch die Akteure: Lord und Lady McIntosh und die Gäste. Und natürlich die Pfauen. Was nun kommt ist ein wenig Fawlty Towers, ein wenig Evelyn Waugh und ein wenig P.G. Wodehouse. Wie gesagt, keine Weltliteratur. Aber immer amüsant. Und stilistisch gut geschrieben, mit feiner Ironie gewürzt. Ist etwas für Rekonvaleszenten, die im Bett liegen, für Leute, die am Strand liegen und einfach für zwischendurch. Auch diese Literatur gibt es. Glücklicherweise. Wenn Sie gerade Krieg und Frieden lesen und ein schlechtes Gewissen haben, trösten Sie sich mit Shaw, der gesagt hat: All normal people need both classics and trash.

1 Kommentar:

  1. Englische Landhäuser ohne England im Hintergrund sind so langweilig wie Isabel Bogdans Pfauen-Getändel und viel weniger interessant als z. B. The Scoop von Evelyn Waugh.

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