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Freitag, 21. Dezember 2018

Sir András Schiff


Er hat nichts von den asiatischen Wunderkindern wie Lang Lang, William Youn und Seong-Jin Cho an sich, die immer wieder auftauchen. Er ist niemand für das Showbusiness. Seit über vierzig Jahren ist er im Geschäft und hat beinahe alles eingespielt, was man einspielen kann, von Bartok bis Bach. Der Ungar András Schiff ist auch ein Star, aber eher still und zurückhaltend, vielleicht liegt das am englischen Einfluss. Er hatte englische Verwandte, beim Besuch der Verwandten hat er George Malcolm kennengelernt, der ihn sehr beeinflusst hat. Seit 2001 ist Schiff englischer Staatsbürger, 2014 hat die Königin ihn zum Knight Bachelor gemacht. In Ungarn wird er aus Protest gegen die augenblickliche Regierung nicht mehr auftreten: Ungarn habe ich nicht aufgegeben, aber sehr optimistisch kann man da nicht sein. Die Fidesz-Regierung wird noch lange bleiben. Und das Hauptproblem sind nicht die Politiker, sondern das Volk, die Menschen – und ja, ich weiß, man darf nicht generalisieren. Aber immerhin, durch die Menschen, um nicht zu sagen: den Pöbel wurde Orbán zum zweiten Mal mit einer Zweidrittelmehrheit gewählt. Genau wie die Italiener, die dreimal für Berlusconi gestimmt haben.

Der englische Cembalist George Malcolm hatte Schiffs Interesse auf Johann Sebastian Bach gelenkt, und über Bach und das Cembalo hat Schiff einiges zu sagen. Der Pianist benutzt in seinen Konzerten zwar auch einen Steinway, aber das ist nicht sein Lieblingsinstrument: Das Problem ist, dass die meisten Pianisten überhaupt nicht neugierig sind. Sie nehmen oft lieber einen mittelmäßigen Steinway als einen guten Bösendorfer, weil sie auf dem Letzteren gar nicht spielen können. Privat bevorzugt er einen Bösendorfer, für die Firma macht er auch schon mal Reklame. Schiffs Bach ist nicht jedermanns Bach, schon Joachim Kaiser kritisierte, dass Schiffs Klavierspiel zu prätentiös sei. Hartgesottene Glenn Gould Fans werden Schiffs Bach nicht mögen.

Andras Schiff, der jeden Tag mit einer Stunde Bach (natürlich ohne Pedal) beginnt, wird heute fünfundsechzig. Dazu wollen wir ganz herzlich gratulieren. Wir gratulieren auch Dame Misuko Uchida, die gestern siebzig wurde (und die auch Bach spielen kann). Zur Feier des Tages gibt bei mir heute Bachs Goldberg Variationen, und dann habe ich da noch ein interessantes, beinahe zweistündiges, Interview, das NDR Kultur vor einigen Tagen gesendet hat.

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