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Dienstag, 18. Dezember 2018

Pergamonmuseum


Beginnen wir den Tag mit einem Gedicht von Gerhard Falkner aus seinen Pergamon Gedichten (die es hier auch als Videoclips gibt):

Aphrodite, auf deren Wink hin sich die Tiere paaren
mit Schenkeln wie aus bestem attischen Gestüt
und in Gewändern wie von Botticelli übergossen
(die im Gekräusel ihre Wallung widerspiegeln)
Aphrodite, wie im Tanz, inneren Impulsen
von Kampf und Kühnheit folgend, von Rock´n´Roll
tritt dem Giganten, dessen Schönheit selbst den Marmor
aus der Fassung bringt mit der Sandale in die Kehle
wie einem erschlagenen Hund, um ihm die Lanze
wie im Tanze aus dem Leib zu ziehen, man denkt sich
Perseus hätte diese Schenkel brauchen können
als die Gorgonen ihn verfolgten, wenn man nicht bedenkt
dass Perseus eben diese Schenkel hatte, vom Rock´n´Roll
das ganze Geheimnis liegt immer in den größeren
Zusammenhängen, die Frauen, die als Göttinnen den Fries
durchkämpfen sind den Männern gleichgestellt an Kraft
nicht jedoch an Schönheit überlegen
(ein großer griechischer Gedanke!)


Das erste Pergamonmuseum wurde am 18. Dezember 1901 von Wilhelm II eröffnet. Enthüllt wurde damals auch ein von Adolf Brütt geschaffenen Bildnis von Carl Humann, dem Entdecker des Pergamonaltars. Was den Engländern ihre Elgin Marbles sind, wird den Deutschen ihr Pergamonmuseum. Als ich jung war, fand ich es toll, oben auf den Stufen zu sitzen. Gab dieses Gefühl von edler Einfalt und stiller Größe. Damals war das noch Ost-Berlin. Dann durfte man eines Tages die Stufen nicht mehr betreten, jetzt offensichtlich wieder. Allerdings bleibt der Altar bis 2023 zellophanverpackt, man baut das Museum um.

Die Gebäude auf der Museumsinsel sind seit den Tagen von Wilhelm von Bode immer wieder umgebaut worden. Das erste erste Pergamonmuseum wurde nach acht Jahren abgerissen. Die Gemäldegalerie aus Dahlem wurde zur Museumsinsel umgesiedelt, auch der Pergamonaltar bekam einen neuen Platz. Was in diesen Räumen dem staunenden Beobachter dargeboten, das ist eine solche Fülle von Schönheit, wie man sie sich gar nicht herrlicher vereint vorstellen kann, sagte Wilhelm II bei der Eröffnung.

Wilhelm von Bode war nicht ganz dieser Meinung, er hatte das Unternehmen von Anfang an boykottiert, um sein Museum zu bauen. Das eines Tages seinen Namen tragen wird. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (die im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Bernd Neumann immerhin etwas von ihrem Job versteht) sagte: Ein architektonisch überzeugendes Entree. Für den Volksmund war das Gebäude von David Chipperfield, das jetzt die James Simon Galerie heißt, die teuerste Garderobe der Welt. Fehlplanungen und Bauskandale, Größenwahn und architektonische Leere. Zum architektonischen Größenwahn neigte man in Berlin ja schon immer, wie die ZDF Serie Böse Bauten beweist.

Damit heute noch ein wenig Kultur in diesen Post kommt, habe ich neben Gerhard Falkner noch ein Pergamon Gedicht von Dirk von Petersdorff mit dem schönen Titel Pergamonaltar:

Aus Winternebel drei hereingeschneit 
die Tempeltreppe Traumgelegenheit –
Ägäisinseln, Haare wehn ums Kinn,
und Umschau hält die Felsenkönigin,
die nackt ins Meer zum Zähneputzen ging,
wenn überm Kopf nah Sternenlaken hing.
Sie mögen sie und laufen ihr davon,
sein Sohn und er erreichen Babylon,
da vor den Mischungen aus Schlangen, Katzen
befühlen kurz den Stein der Löwentatzen, 
dann demolierter Gott aus Urgebieten
mit seinem Schild: ›für nicht bekannte Riten,
besichtigt man so wie ein Zugereister,
treibt sich herum auf dem Gebiet der Geister.

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