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Mittwoch, 2. Januar 2019

Jahresbeginn


Ich schaue mir den Film C'etait un rendez-vous von Claude Lelouch jede Woche einmal an, es ist auch ein wenig Nostalgie dabei, weil es mich an die Nacht in Paris im Jahre 1959 erinnert. Den Film hatte mir Astrid vor Jahren mit der Musik von Snow Patrol geschickt, der hat aber nicht die Originallänge. Wenn Sie jetzt rasant in das neue Jahr kommen wollen, dann setzen Sie sich zu Claude Lelouch ins Auto und fahren mit ihm morgens um fünf durch Paris. Er wird danach keinen Führerschein mehr haben, Sie dürfen Ihren natürlich behalten. Klicken Sie hier.

Wenn Sie aber langsamer in das neue Jahr kommen wollen, dann lesen Sie das wunderbare Gedicht Meine Seele hat es eilig von Ricardo Gondim (das auch Mario de Andrade zugeschrieben wird), das mir Gerlinde Kammholz gestern zugeschickt hat:

Ich zählte meine Jahre und entdeckte,
dass mir weniger Lebenszeit bleibt als die, die ich bereits durchlebte.

Ich fühlte mich wie jenes Kind, das eine Packung Süßigkeiten gewann:
Die ersten aß es mit Vergnügen, doch als es merkte,
dass nur noch wenig übrig waren, begann es sie wirklich zu genießen.

Ich habe keine Zeit mehr für unendliche Konferenzen,
wo man Statuten, Normen, Verfahren und interne Vorschriften diskutiert,
wissend, dass nichts erreicht wird.
Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen,
die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.

Ich habe keine Zeit mehr,
mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen.

Ich will nicht in Meetings sein, wo aufgeblähte Egos aufmarschieren.
Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten.
Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen,
um sich ihrer Stellen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.
Die Menschen, die keine Inhalte diskutieren, sondern nur die Titel.

Meine Zeit ist zu knapp, um Überschriften zu diskutieren.
Ich will das Wesentliche, denn meine Seele hat es eilig.

Ohne viele Süßigkeiten in der Packung…

Ich möchte neben Menschen leben, die sehr menschlich sind.
Die über Fehler lachen können.
Die sich auf ihre Erfolge nichts einbilden.
Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen.
Die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen.
Die die menschliche Würde verteidigen.
Und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten.

Das Wesentliche ist das, was das Leben lohnenswert macht.

Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die das Herz anderer zu berühren wissen.
Menschen, denen die harten Stöße des Lebens beibrachten,
zu wachsen mit sanften Berührungen der Seele.

Ja…ich habe es eilig…um mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.
Ich versuche, keine Süßigkeiten mehr zu verschwenden, die mir noch bleiben.

Ich bin sicher, dass sie köstlicher sein werden als die,
die ich bereits gegessen habe.

Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen-
in Frieden mit mir, meinen Liebsten und meinem Gewissen.

Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt,
wenn du merkst, dass du nur eines hast.

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