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Donnerstag, 8. Oktober 2020

Unterschriften


Bei den Unterschriften unter der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung fällt eine auf, nämlich die von John Hancock (der heute vor 227 Jahren starb). Manche sagen, dass seine Unterschrift so groß ist, weil er der Präsident des Continental Congress war, andere schieben es auf seine Eitelkeit. Hancock soll gesagt haben, dass er seinen Namen so groß geschrieben habe, damit der englische König mit seinen schwachen Augen das Ganze gut lesen könne. So schön die Geschichte ist, sie hat einen kleinen Fehler: dieses Dokument wird der englische König niemals zu Gesicht bekommen, das bleibt in Amerika. George III bekommt nur eine Abschrift, da hat Hancocks Name nicht diese Größe. Hancock war der erste, der die Declaration of Independence unterzeichnet. Alle anderen Abgeordneten schreiben ihren Namen später auf das Pergament. Es wird noch ein halbes Jahr dauern, bis alle Abgeordneten unterschrieben haben. Dass alle am 4. Juli 1776 unterschreiben, ist ein Mythos. Die amerikanische Geschichte besteht aus vielen kleinen Lügen.

Auf diesem Bild von John Singleton Copley schreibt John Hancock seinen Namen noch nicht dreizehn Zentimenter groß. Aber da ist er auch noch nicht der Präsident des Kongresses. Eine große Schreibfeder hält er aber schon in der Hand. Copley konnte Hancock, der sein Nachbar in Beacon Hill war, nicht ausstehen. Ich glaube, man kann das dem Bild anmerken. Hancock ist zurückhaltend gekleidet, nichts auf dem Bild weist auf seinen Reichtum hin. Er kam aus ärmlichen Verhältnissen, aber sein reicher Onkel hatte ihm eine gute Bildung (sprich Harvard) zukommen lassen und ihn in seine Firma aufgenommen. Nun ist der Onkel gerade gestorben und hat ihm das riesige Haus in Beacon Hill hinterlassen. Wenn Hancock mit seiner Kutsche durch Boston fährt, protzt er in Samt und Seide mit seinem Reichtum, man nennt ihn King Hancock. Er ist einer der reichsten Männer der dreizehn Kolonien. Aber für dieses Bild ist er die puritanische Zurückhaltung in Person.

Die übergroße Unterschrift von John Hancock, dessen Name in Formulierungen wie Please, put your John Hancock here! schon zu einem Synonym für das Wort Unterschrift geworden ist, bringt mich zu einem anderen amerikanischen Politiker. Der wie Hancock seinen Reichtum geerbt hat. Allerdings nie in Harvard war. Das hier ist kein Rorschach Test, das ist die Unterschrift von Donald Trump. Er braucht mit seinem Sharpie Pen (für die Firma macht er auch Reklame) lange dazu, beinahe eine Sekunde pro Buchstaben. Obama hatte in ein, zwei Sekunden seinen Namen geschrieben, Sie und ich wahrscheinlich auch. Ich hätte hier ein kleines Video, in dem uns eine Expertin einiges über die Unterschrift sagt.

Man unterschreibt ein Dokument mit seinem Namen, indem man seine Unterschrift unter den Text setzt. Daher kommen die Wörter Unterschrift und unterschreiben. Das mit dem unten hat unser Donald nicht so richtig begriffen. Bei dem Staatsakt zum fünfundsiebzigsten Jahrestag des D-Day unterzeichneten sechzehn Regierungschefs ein Dokument to ensure that the sacrifices of the past are never in vain and never forgotten. Einer von ihnen hat das nicht so richtig hingekriegt, der hat seinen Namen oben links in die Ecke gekritzelt.


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