Seiten

Montag, 8. April 2024

Port-au-Prince


Ich habe über das Wochenende noch mehr von dem amerikanischen Dichter Eugene Ethelbert Miller gelesen, der hier gestern im Blog war. Ein Gedicht fiel mir besonders auf, es heißt Port-Au-Prince. Mit diesem Namen sind wir in der einst von den Franzosen beherrschten Karibik; da waren wir mit dem schönen Post Vaterlandsverräter?, in dem es viel Musik gibt, schon einmal. 

Den Namen Port-Au-Prince kenne ich, seit ich vor Jahrzehnten mit meinem Photoapparat auf der anderen Seite der Weser unterwegs war. Und in Lemwerder neben der Fähre, im Bootshafen von Abeking & Rasmussen, eine Luxusyacht aus Mahagoni sah, deren polierten Heckspiegel in großen Lettern der goldene Schriftzug Port-au-Prince zierte. Ich wusste damals nichts von Papa Doc Duvallier (dem diese Yacht vielleicht gehörte) oder Baby Doc Duvallier, wusste nichts von all den Diktatoren in jener Gegend der Welt. Auch von Porfirio Rubirosa, dem Schwiegersohn des Diktators der Dominikanischen Republik hatte ich noch nie gehört. Heute kann ich Andreas Zielcke wunderbares Buch Der letzte Playboy: Das Leben des Porfirio Rubirosa unbedingt empfehlen. Ich muss auch gestehen, dass ich damals, als ich das Boot bestaunte (das Farbphoto habe ich immer noch), auch Heinrich von Kleists Die Verlobung in St. Domingo noch nicht gelesen hatte. Und mit dieser Novelle sind wir eigentlich mitten in unserer Geschichte. 

Das steht so in dem Post Haiti, und das war das erste, das mir einfiel, als ich das Gedicht Port-Au-Prince von Ethelbert Miller las: 

Port-Au-Prince

inside the car
françois and i
could see the light
coming from the
cigarette michele
duvalier was smoking
her husband
declared president
for life looked like
a fat chauffeur
sitting beind the
wheel

françois
and i smiled

the small
procession of cars
slipping past us
in the dark

we did not know
that a few miles
away people were
already celebrating
nor could we see
joy on the faces
of the men who ran
holding knives and
sticks to the place
where papa doc
was buried
tonight even
ghosts will die

as françois and i
walk barefoot
at the center
of port-au-prince


Heute wird man bei Abeking & Rasmussen keine Schiffsnamen und Heimathäfen mehr photographieren können. Was sie bauen, bleibt streng geheim. Da steht dann im Baunummernbuch (das hier vollständig zugänglich ist) nur n.n. Die Yachten werden für Millionäre und Milliadäre gebaut, für Scheichs und vielleicht auch für Diktatoren. Aber wahrscheinlich wird kein Boot mehr nach Port-au-Prince geliefert. Obgleich es da noch bei aller Armut und aller Kriminalität noch genügend Millionäre gibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen