Die kennen wir alle. Ob Mutti sie zu Hause gemacht hat, ob sie in der Kantine oder der Mensa serviert wird, oder ob man einem in einem Bundeswehrmanöver eine Kelle davon in den Henkelmann knallt. Oder die preiswerte Erbsensuppe bei Aschinger, wo man so viele Schrippen dazu essen konnte, wie man wollte. Die seltsamste Erbsensuppe, die ich je aß, wurde nach der Vernissage der Bilder eines jungen Künstlers serviert. Mein Professor, bei dem ich damals arbeitete, war, vom Johannistrieb übermannt, zu einer Society Dame gezogen. Hatte Frau und Kinder und das Haus verlassen und lebte jetzt in der Schickeria Welt. Da, wo man ein Schwimmbad im Keller hat und einen Porsche und einen Jaguar vor der Tür. Die Dame förderte auch junge Künstler, und heute war ein Maler mit seinen Bildern zu Gast, der einmal ein Schüler von Harald Duwe gewesen war. Dem gefiel die ganze Gesellschaft nicht. Ich kann dieses Pack nicht ausstehen, flüsterte er mir zu, ich verpiss mich.
Dazu kam es allerdings nicht, da gerade das Highlight des Abends serviert werden sollte: eine von einem Spitzenkoch zubereitete Erbensuppe. Die erwies sich als eine klare Brühe, in der vereinzelte Erbsen schwammen. Ich zählte siebzehn auf meinem Teller. Erstaunlich, was sogenannte Spitzenköche aus der guten alten Erbsensuppe machen können. Und da hat offensichtlich jeder sein eigenes Rezept. Tim Mälzer kippt da noch Weißwein und Pernod hinein. Da wäre man mit der Erbswurst, die sich seit dem Krieg 1870/71 als eiserne Ration der preußischen Armee hält, besser dran gewesen. Mit Erascos Erbenseintopf auch.
Ich bin auf das Thema Erbsensuppe gekommen, weil ich letztens in einem Roman auf das Thema stieß. Es war Nicolas Freelings Krimi Double-Barrel. Ich hatte den aus dem Regal genommen, als ich den Post Peepshow schrieb und aus irgendeinem Grund nicht zurückgestellt. Jetzt las ich ihn noch einmal. Freelings Romane kann man immer ein zweites und ein drittes Mal lesen. In dem Roman kocht van der Valks französische Gattin Arlette ihre berühmte Erbsensuppe. Zum Entsetzen des Gemüsehändlers tut sie Karotten hinein, Französinnen wissen eben nicht, wie man eine holländische Erbsensuppe kocht. Denn die holländische Erwtensoep muss lange kochen, bis dass der Löffel darin steht. Arlettes Erbsensuppe ist nach zwei Tagen fertig und schmeckt Piet van der Valk köstlich.
Wenn jemand wie Nicolas Freeling (der hier einen ausführlichen Post hat) Küche und Kochen in seinen Romanen erwähnt, dann kann das nicht verwundern, schließlich war er Koch, bevor er zu schreiben begann. Seine Autobiograpie hat den Titel The Kitchen and the cook, und ein Kochbuch hat er auch geschrieben. Ähnlich ist es bei Len Deighton, dessen Mutter Köchin war und der jahrelang der Restaurantkritiker des Observer war. Und Kochbücher schrieb und illustrierte. Während der Dreharbeiten zu Ipcress hat er Michael Caine beigebracht, wie man ein Omelett zubereitet.
Diese beiden Autoren sind sicherlich Ausnahmen, allerdings finden wir die Erbsensuppe an den erstaunlichsten Stellen. Seit Aristophanes sie in Die Vögel hineinschrieb, gehört sie zur Literatur. Insbesonders zu einer neuen Romanform, die sich Gourmet Krimis nennt. Und da finden wir eine uns bekannte Autorin Maj Sjöwall, die wir aus den Zeiten kennen, als sie mit Per Wahlöö diese wunderbaren Romane schrieb. Mit denen die Verfilmungen so gar nichts zu tun haben. Sjöwall hat einen kleinen 70-seitigen Krimi geschrieben, der Erbsensuppe flambiert heißt. Guten Appetit.
Was macht Juergen Alberts dabei?Der kocht die Erbsensuppe?
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