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Dienstag, 23. Juli 2019

Melodrama


Lass den Fernseher an, sagte ich zu Uwe. Trotz des Miniformats des Bildschirms hatte ich von der anderen Seite des Raumes gesehen, welcher Film gerade angelaufen war. Das Fernsehgerät war ein kleiner Portable, den Uwe sich mal für das Boot gekauft hatte. Der Bildschirm war bestimmt nicht größer als ein Blatt 18 x 24 Photopapier, aber das machte nichts, A Tale of Two Cities musste ich sehen. Schon wegen Dirk Bogarde als Sidney Carton. Es war ein Schwarzweißfilm, das wollte der Regisseur Ralph Thomas so, weil er sagte, dass der Roman von Charles Dickens was written in black and white, and it's got to be made in black and white.

Es gibt ein halbes Dutzend Verfilmungen des Romans, diese von 1958 war letztlich ein Re-Make des Filmes von 1936 mit Ronald Colman in der Rolle des Sidney Carton. Wenn Sie wollen, können Sie den Film hier sehen. Ralph Thomas wollte Hollywood übertreffen. Was in den Pinewood Studios entstand, war die teuerste englische Kinoproduktion des Jahres. Dass Ralph Thomas Dirk Bogarde für die Hauptrolle nahm, war nur logisch. Mit den Doktorfilmen der 50er Jahre (lesen Sie mehr in dem Post Doktorspiele) hatte die Karriere von Thomas begonnen. Und ebenso die von Bogarde. Der deutsche Verleihtitel des Films war Karren zum Schafott. Im Jahr 1958 gab es noch einen Film, der Schafott im Titel hatte, der hat aber nichts mit der Französischen Revolution zu tun. Der berühmte Film mit Jeanne Moreau und dem Soundtrack von Miles Davis hat hier schon einen Post. Den Soundtrack werden Sie sicher als CD haben. Sonst müssen Sie nochmal Miles Davis anklicken.

Die DVD von A Tale of Two Cities kann man bei Amazon Marketplace ab 1,46 kaufen, und die Amazon Seite versichert mir, dass ich den Film vor zehn Jahren gekauft habe. Man kauft sich immer vergangene Erinnerungen zurück, auch wenn man am Schluss des Filmes heulen muss. Halten Sie Taschentücher bereit für das Ende des Films, wenn das schnuckelige kleine Dienstmädchen (Marie Versini, auch bekannt als Nscho-tschi in Winnetou) Sidney Carton zur Guillotine begleitet.

It was the best of times, it was the worst of times, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness, it was the epoch of belief, it was the epoch of incredulity, it was the season of Light, it was the season of Darkness, it was the spring of hope, it was the winter of despair, we had everything before us, we had nothing before us, we were all going direct to Heaven, we were all going direct the other way – in short, the period was so far like the present period, that some of its noisiest authorities insisted on its being received, for good or for evil, in the superlative degree of comparison only. Mit diesem berühmten Satz beginnt der Roman von Charles Dickens. Der Film von Ralph Thomas verzichtet auf ihn (der Film von 1936 zeigt den Satz auf einer Tafel), man kann nicht alles von einem Roman verfilmen. Sie können den Film hier ganz sehen, und die Melodrama Research Group der Universität von Kent hat hier eine schöne Interpretation des Films.

Ein Jahr bevor der Film in die Kinos kam, war A Tale of Two Cities auf der englischen Bühne zu sehen. Denn am 23. Juli 1957 gab es am Sadler’s Wells in London die Uraufführung der Oper von Arthur Benjamin. Die Oper war nicht ganz neu, 1951 hatte sie beim Festival of Britain einen Preis erhalten. Und die BBC hatte schon 1953 eine Studioaufnahme ausgestrahlt, aber jetzt war das romantische Melodrama in sechs Szenen zum ersten Mal auf der Bühne. Diese Aufführung gibt es leider nicht bei YouTube, aber bei der Firma Opera Depot ist die CD noch erhältlich. Kostet 7.48 $, das Porto nochmal das Doppelte. Es lohnt sich unbedingt, hier singt ein Staraufgebot der damaligen Zeit: Amy ShuardHeather HarperHeddle NashJohn Cameron und Alexander Young. Es war ein Riesenerfolg, sieben Mal wurden die Akteure vor den Vorhang gebeten.

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