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Dienstag, 5. November 2019

Washington Allston


Diese kühle Blonde ist die Prinzessin Florimel. Auf jeden Fall stellt sich ein Fan der Chronicles Of Amber so vor. Florimel ist ein schöner Name, es stecken Blume (Flora) und Honig (mel) darin. Aber der Science Fiction Autor Roger Zelazny hat diese Prinzessin Florimel nicht erfunden, die gibt es schon ganz lange. Also ungefähr seit 1590. Dass ich Zelaznys Florimel überhaupt kannte, liegt daran, dass ich vor vielen Jahren mal einen Artikel über SF etc (genauer gesagt, einen Hassartikel) geschrieben habe, Teile davon sind in den Post Fantasy gewandert.

Ich lasse einmal die Chronicles Of Amber draußen vor und springe ins 16. Jahrhundert zu der Florimel, die in Edmund Spensers epischem Gedicht The Faerie Queene vorkommt. Da heißt es über die in goldene Kleider gehüllte Florimel: Still as she fled her eyes she backward threw As fearing evil that pursued her fast And her fair yellow locks behind her flew. Dieses zwei hundert Jahre alte schöne romantische Bild setzt Spensers Zeilen perfekt um. Das Bild ist von dem amerikanischen Maler Washington Allston, der heute vor 240 Jahren geboren wurde.

Allston war vier Jahre in Italien, man nannte ihn in Rom den amerikanischen Tizian, häufig haben seine Bilder etwas von dem großen Venezianer. Dieses Selbstportrait mit der interessanten Verteilung von Licht und Schatten hat er 1805 in Rom gemalt. Allston hatte in Harvard studiert und war danach nach London gereist, wo er zwei Jahre lang der Schüler von Benjamin West war. Viele amerikanische Maler sind im 18. und frühen 19. Jahrhundert nach England gereist, Benjamin West und John Singleton Copley waren die frühesten. Lesen Sie mehr dazu in dem Post 18th century: America.

Allston ist einer der ersten in Amerika, der den Vornamen Washington bekommt. In Rom wird er seinen Namensvetter Washington Irving, den Erfinder der amerikanischen Short Story, kennenlernen, sie werden Freunde. Auch den englischen Dichter Samuel Taylor Coleridge, der zu einem lebenslangen Freund wird, lernt Allston in Rom kennen. Er wird ihn ein Jahrzehnt später, wenn er mit seinem  Schüler Samuel Morse England besucht, portraitieren. Und nicht nur das, er wird auch ein Gedicht für Coleridge schreiben, denn er ist nicht nur Maler, er ist auch noch Dichter. Die vier Jahre in Italien sind die glücklichste Zeit seines Lebens.

Washington Allstons Vater soll auf dem Sterbebett über seinen Sohn gesagt haben: He who lives to see this child grow up will see a great man. Ich weiß nicht, wie wahr diese Geschichte ist, aber der Sohn von dem Plantagenbesitzer William Allston ist ein großer Mann geworden. Ein Stadtteil von Boston heißt heute noch nach ihm. Den Tod seines Vaters umgibt eine mysteriöse Geschichte, der Captain Allston hatte gerade die Schlacht von Cowpens überlebt, war nach Hause geritten und starb dann plötzlich auf seiner Plantage, wahrscheinlich wurde er von einem Diener vergiftet.

Diese drei Landschaftsbilder von Allston in den letzten Absätzen zeigen uns, dass er im Pariser Louvre und in Rom genügend Bilder von Claude Lorrain gesehen hat, an dessen formelhafter Landschaft kaum ein Landschaftsmaler vorbeikommt. Seine Bilder werden auch die amerikanische Landschaftsmalerei beeinflussen. Allston kehrt 1818 aus Europa nach Boston zurück, aber seine große Zeit ist vorbei. Robert Southey wird in The Vision of Judgment schreiben:

Here lost in their promise
And prime, were the children of Art, who should else have deliver'd
Works and undying names to grateful posterity's keeping,
Such as Haydon will leave on earth; and he who, returning
Rich in praise to his native shores, hath left a remembrance
Long to be honour'd and loved on the banks of Thames and of Tiber:
So may America, prizing in time the worth she possesses,
Give to that hand free scope, and boast hereafter of Allston.


Zu seinem sechzigsten Geburtstag organisieren Freunde in Harding's Gallery in Boston eine Ausstellung seines Werkes. Es sind nur die Werke, die man in Amerika hat finden können: Such pictures of this great master as could be obtained on this side of the Atlantic, were collected for exhibition at Boston in the spring of 1839 and, although his largest and most celebrated works were not included, the variety, originality, artistic finish, and beauty — the mature skill and refined genius manifest in this gallery, made a deep and delightful impression upon all spectators versed in art, or endowed with a sense of the beautiful, schreibt Henry Tuckerman in seiner Geschichte der amerikanischen Maler.

Das Bild von der fliehenden Florimel war in der Ausstellung, vielleicht sein schönstes Bild. Man musste den Maler aus einem life of great seclusion reißen, das er in dem Bostoner Vorort Cambridgeport führte: Allston starved spiritually in Cambridgeport; he fed upon himself. There was nothing congenial without, and he turned all his powers inward and drained his memory dry. His works grew thinner and vaguer everyday, and in his old age he ruined his great picture. I know no more melancholy sight than he was, so rich and beautiful a nature, in whose veins the south ran warm, which was born to have grown to such a height . . . stunted on the scant soil and withered by the cold winds of that fearful Cambridgeport, hat der Bildhauer William Wetmore Story geschrieben.

Vielleicht hätte Allston in London bleiben sollen, wo ihn die Royal Academy 1819 zum Associate ernannt hatte, im selben Jahr übrigens, in dem auch John Constable ARA hinter seinen Namen schreiben konnte. Mein Lieblingsbild von Allston ist Rising of a Thunderstorm at Sea. Er hat es 1804 in Paris gemalt, wo er die Bilder mit Stürmen und Schiffbruchszenen von Joseph Vernet gesehen hatte: In Allston’s thunderstorm the tremendous presence and power of nature, the smallness of man, and the gallantry of his will to master nature expressed by the beauty of the swaying ship are felt by a mind peculiarly open to impressions of solemnity and grandeur. The whole tone is changed. Nature had never been felt in this way by Vernet or in American painting. Sagt Edgar Preston Richardson in Washington Allston: A Study Of The Romantic Artist In America und betont das Einmalige dieses Bildes.

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