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Dienstag, 14. April 2020

Henri Lehmann


Die Kunsthalle Kiel besitzt ein Bild von dem Maler, der am 14. April 1814 in Kiel geboren wurde. Sie bekam es nach seinem Tod testamentarisch aus seinem Nachlaß, die Hl Katharina, die zum Himmel entschwebt, wird aber nie gezeigt. Dabei war der Maler in seiner Zeit ein bedeutender Mann. Seinen Vornamen Heinrich hatte er abgelegt, er war jetzt Henri Lehmann, 1853 Offizier der Ehrenlegion, Professor an der Académie des Beaux-Arts. Er war ein Schüler von Ingres, der ihn als seinen besten Schüler bezeichnet hat, und er hatte schon mit einundzwanzig Jahren sein erstes Bild im Pariser Salon zeigen können. Dieses Portrait von Franz Liszt, mit dem er befreundet war, hat er drei Jahre später gemalt.

Es wird jetzt schwierig, ein Gedicht für Franz Liszt (der hier schon einen Post hat) zu finden, wo man doch seine Musik schon als sinfonische Gedichte bezeichnet hat. Franz Grillparzer, der selbst komponierte, hat ein Liszt Gedicht geschrieben, das mag ich nun gar nicht. Man könnte Freiligraths O lieb’, solang du lieben kannst! nehmen, das Liszt vertont hat, und dessen Melodie er später er noch einmal als Liebestraum Nr. 3 recycelt hat. Ich mache lieber etwas anderes, ich präsentiere noch einmal Alfred Brendel, der ja auch viel Franz Liszt gespielt hat:

Schweigen wir
der Lärm ist schon groß genug
Ohnehin
hört man die eigene Stimme nicht mehr
Gestikulierend
grüßen wir uns
werfen die Arme in die Luft
schürzen
in komischer Verzweiflung
die Lippen
Wenn niemand hinsieht
wagen wir eine Berührung
das ist immer noch das Schönste
einander berühren ohne zu sprechen
Von Deinem Mund
lese ich ihn ab
Deinen kleinen Seufzer
Deinen unhörbaren Schrei

Der in London lebende Pianist, der neben seinen kleinen Gedichten eine Vielzahl von Büchern geschrieben hat, hat seine Gedichte zusammen mit Richard Stokes auch ins Englische übertragen:

Surrounded by all that noise
let us be silent
No chance
even to hear one’s own voice
A few gestures will do
arms flung above our heads
lips pursed in comic despair
When no one’s looking
we swiftly touch each other
What could be lovelier
than wordless touching
From your lips
I can read your tiny sighs
your inaudible scream

Irgendwie ist das beinahe schon ein Gedicht von der Liebe in den Zeiten der Corona, wenn niemand hinsieht wagen wir eine Berührung.

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