Sonntag, 12. April 2020

der romantische Mozart


Mozart ist Wiener Klassik, sagte der Musiklehrer. Die Klasse schrieb mit: Mozart ist Wiener Klassik. War das alles, was es zu Mozart zu sagen gab? Bei diesem Musiklehrer (der schon in den Posts Die Seeräuber Jenny und Die Harmonie der Welt erwähnt wird) war das alles. Ich meldete mich und sagte, dass man bei Mozart aber auch romantische Elemente entdecken könne. Das Ergebnis dieser Meinung war, dass ich am Ende des Schuljahres statt meiner üblichen Note gut die Note befriedigend bekam.

Am 12. April 1784 hat Wolfgang Amadeus Mozart sein 17. Klavierkonzert in G-Dur vollendet, das er wie das 14. Klavierkonzert für seine Schülerin Barbara Ployer geschrieben hat. Im Wikipedia Artikel zu dem Klavierkonzert kann man lesen: Das 17. Klavierkonzert gehört zu den Konzerten, die bereits in die kommende romantische Epoche deuten. So hat E.T.A. Hoffmann eine auf Schubert weisende Harmoniefolge im dritten Satz als 'Beispiel der romantischen Musik' bezeichnet.

Und BR-Klassik fragte den polnischen Pianisten Piotr Anderszewski (der hier das Klavierkonzert spielt und selbst dirigiert): Herr Anderszewski, es scheint, als habe Mozart in seinem G-Dur-Konzert bewusst experimentiert. E.T.A. Hoffmann hat dieses Konzert - die Nr. 17 in der Reihe der Mozart'schen Klavierkonzerte – als das erste romantische Klavierkonzert bezeichnet, weil es an manchen Stellen bereits auf Schubert vorausweise. Sehen Sie das auch so? Und der Pianist antwortet: Es ist immer schwierig, genau zu definieren, was denn nun Romantik wirklich bedeutet. Aber ja, für mich hat eigentlich fast alles von Mozart eine romantische Note. Reicht uns das an Romantik? Ich hätte da noch das Mozartfest Würzburg, das im letzten Jahr das Thema Mozart, ein Romantiker? hatte. Auf deren Seite ist ein sehr interessanter Aufsatz von dem Musikwissenschaftler Ulrich Konrad zu lesen. Mein Musiklehrer lebt schon lange nicht mehr. Wenn er das hier lesen könnte, dann würde er sich schämen und nachträglich meine Musiknote ändern.

Ich brauche jetzt noch ein Mozartgedicht. Natürlich hätte ich mich bei der Sammlung des Dänen Georg Nikolaus von Nissen bedienen können, der Mozarts Witwe Constanze geheiratet und die erste Mozart Biographie geschrieben hat, aber ich wollte etwa ganz besonderes. Und da kam ich auf den Pianisten Alfred Brendel, der immer Gedichte geschrieben hat. Dies hier ist wirklich schräg und kein bisschen romantisch, aber ich glaube, das kennen Sie noch nicht:

Als Mozart ermordet worden war
ahnte niemand
nicht einmal Haydn
daß kein Geringerer als Beethoven
die ruchlose Tat begangen hatte
Während einer Landpartie
da Mozart
vom Bockspringen ermüdet
im Grase ruhte
näherte sich Beethoven
als Salieri verkleidet
mit der Geräuschlosigkeit einer Katze
und träufelte dem Schöpfer der Kleinen Nachtmusik
Gift ins Ohr

An dieser Stelle wäre einzuflechten
daß es im Leben Beethovens
ein gut gehütetes Geheimnis gab
Beethoven WAR EIN NEGER
und Mozart HATTE ES BEMERKT
Nach einem von Beethovens berühmten Forte-
piano-Vorträgen
hörte man Mozart halblaut zu Süßmayr sagen
Für an Nega spülta netamoi schlecht
Nun lag er da
und das Gift gluckste in ihm
Grimmig in sich hineinlachend
schlich der junge Übeltäter davon
im festen Besitz der Tonart c-moll
die ihm
von dieser Stunde an
keiner mehr streitig machen würde

Ich wünsche all meinen Lesern ein frohes Osterfest.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen