Montag, 20. April 2020

der Heckeraufstand


Der Herr hier ist Franz Sigel, er ist im Jahre 1848 der Anführer der Konstanzer Bürgerwehr, er kommandiert eine Truppe von 500 Mann und ist auf dem Weg, sich mit dem badischen Revolutionsführer Friedrich Hecker zu vereinigen. Aber aus dem Heckeraufstand wird nichts, die Revolutionstruppen werden am 20. April 1848 im Schwarzwald von den Regierungstruppen geschlagen. Damit ist der Heckeraufstand zuende, der Aufstand in Baden wird noch bis zum Jahre 1849 weitergehen. Sigel und Hecker fliehen nach Amerika. Beide werden im Bürgerkrieg Offiziere in der Armee der Nordstaaten sein. Sigel (er wird schon in dem Post Landkarten erwähnt) wird General, wie man hier auf dem Photo sehen kann. Hecker bringt es zum Oberstleutnant. Er hat hier schon einen eigenen Post und wird in Deutsche Helden erwähnt, weil er in der Schlacht von Chancellorsville schwer verwundet wird.

Abraham Lincoln hat den General Sigel nicht geliebt, aber er brauchte diese politischen Generäle wie Sigel und Schurz für die deutschen Stimmen im Wahlkampf. Er hat die untergeordnete Rolle von Franz Sigel mit Those not skinning can hold a leg sehr nett beschrieben. Aber den Feind an den Hammelbeinen festhalten, das kann der ehemalige Kriegsminister der provisorischen badischen Regierung unter Lorenz Brentano auch nicht so richtig, sodass die Generäle Halleck und Grant seine Abberufung forden: Sigel will do nothing but run, he never did anything else. Sigel ist kein großer Stratege aber ein Meister des geordneten Rückzugs. Deshalb lieben ihn seine Soldaten, wenn es keine Schlacht gibt, kann man auch nicht in einer Schlacht sterben.

Das Gefecht auf dem Scheideckpass fordert erstaunlich wenige Tote, wenn man bedenkt, dass auf beiden Seiten tausend Mann unterwegs sind. Die Verluste sind nicht vergleichbar mit dem Blutbad, das der Kartätschenprinz in Berlin anrichtet. Die badischen Truppen verlieren allerdings ihren Anführer, den General Friedrich von Gagern. Der steht eigentlich in holländischen Diensten, mit dem Prinz von Oranien war er in Waterloo dabei gewesen. Er hat am Vortag den dringenden Befehl erhalten, sofort nach Holland zurückzukehren, tut das aber nicht. Wird dann gleich zu Beginn des Gefechts unter ungeklärten Umständen vom Pferd geschossen. Die Rückreise nach Holland wäre besser gewesen.

Ich könnte ja nun heute als Gedicht das Heckerlied hier hinstellen, oder die Version des Heckerlieds von Hannes Wader, aber ich habe da noch einen anderen 1848er. Und der dichtet. Bei dem Gefecht im Schwarzwald war er nicht dabei, da war er schon auf der Flucht vor den Behörden. Als alles in Baden vorüber ist, und auch Carl Schurz (der in Amerika noch General und Innenminister wird) geflohen ist, dichtet Ludwig Pfau:

Achtzehnhundertneunundvierzig

Das Recht erlag, der Freiheitskampf ist aus,
Die Sonn' erlosch, die unserm Bund geschienen;
Das Wetter schlug in unsrer Liebe Haus,
Und unser Glück liegt unter den Ruinen.

Ein Flüchtling bin ich ohne Dach und Land,
Zum fernen Westen ziehst du mit den Deinen;
Weit übers Weltmeer reich' ich dir die Hand -
Wird eine Heimat je uns wieder einen?

Seine Waffe im Kampf für die Freiheit ist nicht das Gewehr oder der Säbel, seine Waffe ist die Feder. Und er schreibt eine Vielzahl von politischen Gedichten: König HumbugHerr Biedermeier, Die deutschen Flüchtlinge, Zum 18. März 1848, Lied vom Gottesgnadenfritz, Badisches Wiegenlied und das 1849 da oben. Man kann das alles auf dieser Seite lesen. Er ist nicht so berühmt geworden wie Heinrich Heine, aber vergessen hat man ihn nicht.

Er hat aber auch eine Vielzahl von Liebesgedichten geschrieben, und von denen nehme ich mir heute mal eins:

Zum letzten Mal

Nun muß ich dich, du Teure, lassen,
Und blieb mir keine andre Wahl,
So laß noch einmal dich umfassen -
O einmal noch, zum letzten Mal!

In deinen Armen laß mich liegen
Und, wie der Kelch im Sonnenstrahl,
In deinem holden Blick mich wiegen -
O einmal noch, zum letzten Mal!

An deinen Busen laß mich sinken
Und durst'ge Küsse ohne Zahl
Von deinen süßen Lippen trinken -
O einmal noch, zum letzten Mal!

Laß mich ins tiefste Herz dich drücken,
Mit dieser Stunde sel'ger Qual
Will ich mein ganzes Leben schmücken -
O einmal noch, zum letzten Male!


Einen Post Ludwig Pfau gab es in diesem Blog auch schon einmal, habe ich erst gemerkt, als ich angefangen hatte, dies hier zu schreiben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen