Samstag, 31. März 2012

lonely as a cloud


Heute vor 175 Jahren ist der englische Maler John Constable gestorben. Dieses hübsche Bild ist allerdings nicht von ihm, das ist von dem englischen Maler William Daniell, der heute nicht mehr so bekannt ist. Daniell starb im gleichen Jahr wie Constable und war zu seinen Lebzeiten sogar bekannter als Constable. Vielleicht komme ich ja noch einmal dazu, auch über ihn zu schreiben. John Constable taucht in diesem Blog häufig auf, zum ersten Mal in dem Post ➱John Constables Wolken vor zwei Jahren.Wenn Sie damals diesen Blog noch nicht entdeckt hatten, dann lesen Sie das doch einfach einmal.

William Daniell hat mit seinem Onkel Indien bereist und die Schönheit der Gegenden somewhere east of Suez gemalt, was damals nicht nur die East India Company, sondern ganz England interessierte. Wenn man wie Constable nur die englische Landschaft und den Himmel darüber malt, dann ist das natürlich nicht so interessant wie dieser Blick auf Kanton [廣州市 / 广州市].

Wenn ich den Post hier heute mit lonely as a cloud betitelt habe, ist das natürlich dem berühmten ➱Gedicht von William Wordsworth entnommen. Und mit der Anspielung auf dieses Gedicht möchte ich Sie darauf vorbereiten, dass es hier vom morgigen Tag an wieder einen ganzen Monat Gedichte geben wird. Weil der April in Amerika der ➱Poetry Month ist. Und weil sich dieser Blogger in den beiden letzten Jahren diesem schönen Brauch angeschlossen hat. Kann man alles im Archiv nachlesen. Haben Sie keine Angst vor Gedichten, sie werden interessant präsentiert. Auf jeden Fall sind 2010 und 2011 die Leserzahlen im April nicht gesunken, davon können Deutschlehrer nur träumen.

Es wäre jetzt ja ganz nett, wenn ich eine Vielzahl von Beziehungen zwischen John Constable und William Daniell aufzeigen könnte. Es gibt nicht so viele, sie haben sich natürlich gekannt. William Daniell hat einmal den berühmten John Fisher porträtiert. Dieser John Fisher war der Bischof von Salisbury. Und einer der größten Förderer von John Constable. Auf diesem Bild der Kathedrale von Salisbury (das er selbst in Auftrag gegeben hatte), kann man ihn links unten mit seiner Gattin beim Sonntagsspaziergang sehen. Aber es gibt doch noch etwas ganz Erstaunliches, was John Constable und William Daniell verbindet. Im Jahre 1822 hatte die Royal Academy die Wahl, John Constable oder William Daniell aufzunehmen. Und was tun sie? Sie ahnen es schon, die Akademie stimmt mit 17 zu 11 für William Daniell. John Constable darf erst sieben Jahre später dieses R.A. hinter seinen Namen schreiben.

Noch mehr Constable: John Constables Wolken, lonely as a cloud, Himmel, Reynolds, Claude Lorrain, Claude, Thomas Girtin, Richard Wilson, Sir William Beechey, Aquarellmalerei, Richard Parkes Bonington, Thomas Girtin, Francis Danby, Kulturwandel, William Turner in Kiel, Caspar David Friedrich, Kreidefelsen, Carl Blechen, Eduard Gaertner, Abstraktion, Johan Christian Clausen Dahl, John Ruskin, Kunst, Le Tréport, John Trumbull, John Hoppner, Gordale Scar, William Etty, Thomas Moran, Thomas Eakins

Freitag, 30. März 2012

Karl May


Aber was nützen solche Fragen angesichts des Todes, der nicht abzuwenden ist! Was können Vorwürfe helfen, wo überhaupt nicht mehr zu helfen ist! Ich kann nur klagen, aber nichts ändern; ich kann nur trauern, doch keinen Toten ins Leben zurückrufen. Ich? Ja, ich! Habe ich doch die Roten kennen gelernt während einer ganzen Reihe von vielen Jahren und unter ihnen einen, der hell, hoch und herrlich in meinem Herzen, in meinen Gedanken wohnt. Er, der beste, treueste und opferwilligste aller meiner Freunde, war ein echter Typus der Rasse, welcher er entstammte, und ganz so, wie sie untergeht, ist auch er untergegangen, ausgelöscht aus dem Leben durch die mörderische Kugel eines Feindes. Ich habe ihn geliebt wie keinen zweiten Menschen und liebe noch heut die hinsterbende Nation, deren edelster Sohn er gewesen ist. Ich hätte mein Leben dahingegeben, um ihm das seinige zu erhalten, so wie er dieses hundertmal für mich wagte. Dies war mir nicht vergönnt; er ist dahingegangen, indem er, wie immer, ein Retter seiner Freunde war; aber er soll nur körperlich gestorben sein und hier in diesen Blättern fortleben, wie er in meiner Seele lebt, er, Winnetou, der große Häuptling der Apachen. Ihm will ich hier das wohlverdiente Denkmal setzen, und wenn der Leser, welcher es mit seinem geistigen Auge schaut, dann ein gerechtes Urteil fällt über das Volk, dessen treues Einzelbild der Häuptling war, so bin ich reich belohnt.

Das musste ja mal gesagt werden. Dieser Mann, der Dr. Karl May (ja auch den Titel hat er), der so lange bei den Indianern gewohnt hat, der kann nicht lügen. Hier spricht einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller über seinen Freund Winnetou. Heute vor hundert Jahren ist er seinem Freund in die ewigen Jagdgründe nachgefolgt. Ja, sein roter Blutsbruder Winnetou musste im dritten Band den Romantod sterben. Während man das Ave Maria sang: Als der letzte Ton verklungen war, wollte er sprechen – es ging nicht mehr. Ich brachte mein Ohr ganz nahe an seinen Mund, und mit der letzten Anstrengung der schwindenden Kräfte flüsterte er: »Schar-lih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!«

Ich kann wenig über den Romanautor Karl May sagen, denn ich gehöre zu den wenigen, die ihn nie gelesen haben. Ich habe allerdings Charles Sealsfield, Balduin Möllhausen und Friedrich Gerstäcker gelesen (aus dessen Romanen sich Karl May ja reichhaltig bedient hat). Mein kleiner Bruder war ein begeisterter Karl May Leser, hatte beinahe alle Romane. Hardcover, mit diesen seltsamen Bildern vorne drauf. Unser Schäferhund las die auch gerne, als er jung war. Knabberte immer den Buchrücken an. Nur Karl May, keine anderen Bücher.

Ein Journalist namens Oskar Robert Achenbach hat 1933 nach einem Besuch auf dem Obersalzberg über einen der berühmtesten Karl May Leser geschrieben: Auf einem Bücherbord stehen politische oder staatswissenschaftliche Werke, einige Broschüren und Bücher über die Pflege und Zucht des Schäferhundes und dann, deutsche Jungen, hört her! Dann kommt eine ganze Reihe Bände von - Karl May! Der Winnetou, Old Surehand, der Schut, alles liebe alte Bekannte! Den Text hat der Karl May Verlag sofort für Werbezwecke benutzt. Ich nehme mal an, dass Hitlers Schäferhund nicht an seinen Karl May Bänden herumgeknabbert hat.

Donnerstag, 29. März 2012

Québec


Heute vor 380 Jahren haben die Engländer und Franzosen den Vertrag von Saint-Germain-en-Laye abgeschlossen. Es musste dieser Ort sein, weil da das Schloss stand, das die französischen Könige bewohnten, bevor sie nach Versailles umzogen. Mit diesem Vertrag gaben die Engländer den Franzosen Québec zurück. Irgendwann haben sie es sich wieder geholt, das ist eine lange Geschichte. Aber in Québec gibt es heute noch knallharte Nationalisten, die nur Französisch sprechen und am liebsten ein eigener Staat wären. Leider hat ihnen der oberste kanadische Gerichtshof das verboten.

Ansonsten sind die Kanadier ja Leute, mit denen man gut auskommen kann. Wir hatten an meinem Institut immer wieder kanadische Gastprofessoren. So habe ich mir mit Aritha Van Herk (links) ein Büro geteilt, wir haben meistens über Raymond Chandler geredet, nie über ihre Romane. Dabei hatte ich die aus Höflichkeit alle gelesen, bevor sie ankam. Sie war damals schon ziemlich berühmt, und ihre Romane gab es schon in deutscher Übersetzung bei Rowohlt. Sie war von meinen englischen Schuhen begeistert, vielleicht hat sie die inzwischen schon in einen Roman hineingeschrieben. Gastprofessoren, die selbst Schriftsteller sind, sind ja für den Literaturunterricht eine tolle Sache. Unsere Studenten haben auf jeden Fall immer davon profitiert.

Natürlich gab es auch immer wieder einmal Verständigungsprobleme kultureller Art. Ich habe während eines Fußballspiels versucht, Rudy Wiebe (links) die Regeln des Spiels zu erklären. Er hingegen erzählte mir alles über kanadisches Eishockey, das nicht so langsam, und langweilig sei wie das, was da vor unseren Augen auf dem Rasen stattfand. Der Dichter Stephen Scobie war von dem deutschen Wort Schwarzfahrer so begeistert, dass er gleich ein Gedicht mit dem Titel Black Riders schrieb. Den Dichter Henry Beissel habe ich ➱hier schon einmal erwähnt, und den Sprachwissenschaftler und Jazzkritiker ➱Jack Chambers natürlich auch.

Dass halb Kanada zu uns kam, war natürlich kein Zufall. Die Universität verdankte das der beharrlichen Arbeit von Professor Konrad Groß (links), dem es immer wieder gelang, interessante Gäste in die kulturelle Provinz zu locken. Sogar die große Margaret Atwood ist einmal gekommen, allerdings nur für einen Tag. Das war das Jahr, in dem sie in Berlin war (und dort The Handmaid's Tale schrieb). Ich hatte da meinen Photoapparat mitgeschleppt und mit dem Teleobjektiv einige schöne Aufnahmen gemacht. Nach ihrem Vortrag gab es eine Fragestunde, in der ein Kollege sich peinlicherweise bemüßigt fühlte, die Schriftstellerin zu attackieren und an einem ihrer Bücher herumzumäkeln.

Er hatte zwar ihre Bücher nie gelesen, konnte aber darüber reden - das gehört zu den Grundbedingungen von Universitätswissenschaftlern und anderen Vertretern der chattering classes. Denn was wären alle möglichen Talkshows zum Thema Kultur, wenn wir die chattering classes nicht hätten? Und, andersherum, was wären Richard David Precht und Thea Dorn, wenn sie die Talkshows nicht hätten? Margaret Atwood ging mit dieser peinlichen und unhöflichen Kritik ganz souverän um, indem sie charmant lächelte und fragte Have you read my book? In diesem Augenblick machte meine Kamera in die atemlose Stille im Saal ein lautes Klack. Immer wenn ich das Photo anschaue, höre ich ihre Stimme: Have you read the book?

Eines Tages hatten wir eine Professorin aus Québec zu Gast. Das Thema ihres Vortrags interessierte mich überhaupt nicht, aber aus Höflichkeit gegenüber dem Konnie Groß bin ich dahin gegangen. Der Vortrag war im Englischen Seminar, er war in englischer Sprache angekündigt. Und was macht diese beinharte Québécoise? Sie schnattert auf Französisch los (was im übrigen nicht das feine Französisch von Paris ist). Das war natürlich ein Affront, zumal zu diesem Vortrag auch die nicht-universitäre Öffentlichkeit eingeladen war. Die ersten Zuhörer verließen da schon den Hörsaal. Ich bin da geblieben.

Ich trug an dem Tag ein englisches Hemd mit einem steifen hohen Kragen, das verleiht einem Haltung und Würde. Ich weiß nicht, welches Modemagazin vor Jahrzehnten diesen blöden Spruch dressing well is the best revenge herausgebracht hat, aber es gibt so Situationen, in denen elegante Kleidung wie eine Ritterrüstung ist. Als der Vortrag zu Ende war, gab es nur ein kurzes Beifallsklopfen. Und auch keine Fragen oder Diskussionen. Als ich den Hörsaal gerade verlassen hatte, war plötzlich diese Separatismusfanatikerin neben mir und fragte mich, wo die Damentoilette sei. Natürlich auf Québec-Französisch. Und da habe ich mich gerächt und im schönsten Französisch gesagt: Je vous prie de m'excuser, Madame, mais je ne parle pas français. Ich glaube, sie hat diese kleine Beleidigung verstanden.

Die Verträge von Saint-Germain-en-Laye haben ja selten eine politische Ruhe gebracht. Das Edikt von Saint-Germain-en-Laye vor vierhundertfünzig Jahren bedeutete den Beginn der Hugenottenkriege. Und bei der Vertragsunterzeichnung des Friedens von Saint-Germain-en-Laye soll der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor! (Rächer, erstehe du mir einst aus meinen Gebeinen!) gesagt haben. Vielleicht hätten die Engländer Québec doch besser behalten, dann hätte ➱General Wolfe Québec nicht zurückerobern müssen.

In days of yore, from Britain's shore
Wolfe, the dauntless hero, came
And planted firm Britannia's flag
On Canada's fair domain.
Here may it wave, our boast and pride
And, joined in love together,
The thistle, shamrock, rose entwine
The Maple Leaf forever!


Das ist The Maple Leaf forever, beinahe die Nationalhymne von Kanada. Aber in Québec würden sie sich eher die Zunge abbeißen als dieses Lied zu singen.

Mittwoch, 28. März 2012

Dirk Bogarde


611 Seiten, Farbabbildungen und angeblich eine authorised biography (das klingt immer gut, bedeutet aber meistens gar nichts), so kam die Biographie Dirk Bogarde von John Coldstream mit großem Getöse 2004 auf den englischen Markt. Es ist ein Buch, das überflüssig wie ein Kropf ist, für das das Goethe-Wort Getretner Quark wird breit, nicht stark gilt. 1974 gab es das Buch The films of Dirk Bogarde von Margaret Hinxman und Susan D'Arcy, 200 Seiten, schwarz-weiße Photos, in dem jeder Film von 1947 bis 1973 vorgestellt wurde (bei Amazon Marketplace kann man noch ab 3,02 € Exemplare bekommen). Auf einem höheren Niveau war 1996 das Buch Dirk Bogarde: Rank Outsider von Sheridan Morley (dem Sohn des unvergessenen ➱Robert Morley). 192 Seiten, auch schwarz-weiße Photos (besser gedruckt als bei Hinxman und D'Arcy), resümierte es die Filmkarriere von Englands vielleicht bedeutendstem Schauspieler der Nachkriegszeit. Das Buch ist heute noch als Paperback lieferbar.

Mehr brauchte man eigentlich nicht an Büchern, weil der Schauspieler inzwischen zu seinem eigenen Biographen geworden war und begonnen hatte, eine mehrbändige Autobiographie zu schreiben. Dazu kam noch die Veröffentlichung eines Bandes von Briefen an eine unbekannte Amerikanerin (A Particular Friendship, 1989). Man konnte seine Filme kaufen, man konnte seine Stimme hören (manches aus seiner Autobiographie wie A Short Walk from Harrods hat er selbst gelesen). Man konnte seine Romane kaufen und seine hervorragend geschriebene Autobiographie in sieben Bänden lesen (A Postillion Struck by LightningSnakes and Ladders, An Orderly ManBackcloth, Great Meadow, A Short Walk from Harrods, Cleared for Take-Off). Wunderbar geschrieben, nicht dieser übliche Quatsch, den Schauspieler sich von Ghostwritern schreiben lassen, wenn sie keine Rollen mehr kriegen. Dies sind die Lebenserinnerungen eines gebildeten Mannes, eines geborenen raconteurs.

Man hätte es bei all dem belassen können. Aber nun kommt John Coldstream, der auf dem Photo des Klappentextes aussieht wie ein nerd und der auch so schreibt. Pedestrian ist das Wort, das die Engländer für solchen Stil haben. Dies ist die gleiche Sorte von Biographie wie diese unsäglichen Diana Biographien. Coldstream muss an der Tür horchen, durchs Schlüsselloch gucken und die schmutzige Wäsche waschen. Muss die überflüssigsten und unwichtigsten Details hervorkramen. Und seitenlang auf dem Thema einer möglichen Homosexualität Bogardes herumharfen. Wen interessiert das außer verklemmten Engländern mit Public School Erziehung? Si tacuisses, John Coldstream.

Dirk Bogarde ist neben seinem öffentlichen Image ein anderer gewesen, ein introvertierter Künstler, der malt und zeichnet. Und der mit ersten Gedichten in einer Sammlung von War Poetry vertreten ist. Ich zitiere aus dieser Zeit einmal das Gedicht Steel Cathedrals:

It seems to me, I spend my life in stations. 
Going, coming, standing, waiting. 
Paddington, Darlington, Shrewsbury, York. 
I know them all most bitterly. 
Dawn stations, with a steel light, and waxen figures. 
Dust, stone, and clanking sounds, hiss of weary steam. 
Night stations, shaded light, fading pools of colour. 
Shadows and the shuffling of a million feet. 
Khaki, blue, and bulky kitbags, rifles gleaming dull. 
Metal sound of army boots, and smoker's coughs. 
Titter of harlots in their silver foxes. 
Cases, casks, and coffins, clanging of the trolleys. 
Tea urns tarnished, and the greasy white of cups. 
Dry buns, Woodbines, Picture Post and Penguins; 
and the blaze of magazines. 
Grinding sound of trains, and rattle of the platform gates. 
Running feet and sudden shouts, 
clink of glasses from the buffet. 
Smell of drains, tar, fish and chips and sweaty scent, 
honk of taxis; and the gleam of cigarettes. 
Iron pillars, cupolas of glass, girders messed by pigeons; 
the lazy singing of a drunk. 
Sailors going to Chatham, soldiers going to Crewe. 
Aching bulk of kit and packs, tin hats swinging. 
The station clock with staggering hands and callous face, says twenty-five-to-nine. 
A cigarette, a cup of tea, a bun, 
and my train goes at ten.

Der Mann, der als Captain den Zweiten Weltkrieg mitgemacht hatte, wurde von der Rank Corporation in den fünfziger Jahren als schönster Mann Englands verkauft. Hatte natürlich einen Bentley und einen schlossähnlichen Landsitz. Hier auf dem Photo ➱Drummer's Yard in Buckinghamshire, das war vorher ein Kinderheim des Roten Kreuzes gewesen. Rank war der Meinung, er müsste so etwas haben. Er zog aus den zugigen Hallen bald aus, aber ➱Beel war nicht viel besser. Eigentlich war er nirgendwo zuhause, bis er ➱Nore fand.

Er hatte diesen Vertrag mit Rank und musste tun, was das Studio wollte. Musste (beginnend mit Doctor in the House) als Dr Simon Sparrow (in der deutschen Fassung hieß er Herbert Sperling) in diesen Doctor Filmen mitspielen - die wir natürlich alle lieben, vor allem wenn James Robertson Justice da auch drin vorkommt. In Doctor in the House spielt die achtzehnjährige Shirley Eaton eine dralle Landschönheit, da kannte sie noch niemand. Als sie goldlackiert in Goldfinger den ➱Filmtod starb, kannte sie die ganze Welt. 

Bevor er als netter Dr Simon Sparrow der box office star von Rank wurde, hatte er neurotische Kleinkriminelle gespielt. Von diesen Filmen wird ➱The Blue Lamp immer in Erinnerung bleiben (vor allem, weil ich bei nächster Gelegenheit über diesen Film schreiben werde). Wenn die Rollen in Blackmailed, Hunted und The Gentle Gunman vielleicht auch ein wenig stereotyp waren, gaben sie Bogarde doch Gelegenheit, eine andere Seite von sich zu zeigen. Die ganzen fünfziger Jahre hindurch war er ein rein englischer Filmstar, aber Ende der fünfziger Jahre begann die Welt, auf ihn aufmerksam zu werden.

Das begann mit der Dickens Verfilmung A Tale of Two Cities (➱hier ganz zu sehen), wo er als Sydney Carton todesmutig für einen Anderen zur Guillotine schreitet (das Photo oben mit dem Zylinder in der Hand ist aus dem Film). Ich kriege da immer noch Tränen in die Augen. Ich habe den Film zu ersten Mal auf einem Minifernseher mit einem Bildschirm im Postkartenformat gesehen, ich kenne noch jede Einstellung (natürlich habe ich inzwischen auch eine DVD). Der nächste Film wurde in Hollywood gedreht (es blieb sein einziger Hollywoodfilm), da verdiente er mit 100.000 Dollar mehr als je zuvor, er war Franz Liszt in Song Without End. In dem Film spielte seine große Liebe Capucine die Prinzessin Caroline Wittgenstein. Sie können sie ➱hier in diesem kurzen Ausschnitt sehen. Dirk Bogarde tut nicht so, als würde er Klavier spielen, er spielt wirklich Liszt. Hatte noch Stunden bei dem Pianisten Victor Aller genommen, hätte den halben Liszt spielen können. Aber dann hatte das Studio angeblich ➱Van Cliburn unter Vertrag, doch daraus wurde nichts. Da nahmen sie dann Jorge Bolet mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra für den Soundtrack. Neben seinen pianistischen Fähigkeiten besaß Bogarde auch eine schöne Singstimme. Eigentlich hätte er Songs for Lovers nicht mit dem Sprechgesang aufnehmen müssen, er hätte es wirklich singen können. Wenn Sie das Multitalent Dirk Bogarde auf die Schnelle kennenlernen wollen, das schauen Sie sich unbedingt dies ➱HIER an.

Und nun kommen beinahe nur noch gute Filme, er bricht Anfang der sechziger Jahre mit der Rank Organization. Jetzt braucht er so schreckliche Sachen wie The Spanish Gardener nicht mehr zu drehen. Jetzt kommt Victim (in dem zum ersten Mal das Wort homosexual im englischen Film vorkommt), jetzt kommen The Servant, King and Country (oben), ➱Darling, ➱Accident. Jetzt kann er sich Regisseure wie ➱Schlesinger, Visconti, ➱Losey, Faßbinder oder Bertrand ➱Tavernier aussuchen. Und jetzt lieben ihn auch alle europäischen Cineasten. Aber nebenbei spielt er in so liebenswerten Trash wie der Spionageklamotte Hot enough for June. Hat mich mal als DVD 'ne Mark gekostet, ist heute schon schwer zu kriegen (aber ➱hier zu sehen).

Vielleicht hätte er La caduta degli dei oder ➱Il Portiere di notte nicht drehen sollen. Und Despair (links), wo er aussieht wie der Zwillingsbruder von Klaus Löwitsch, hätte er sich auch schenken können. Doch er verdiente da 225.000 Dollar, für Joseph Loseys The Servant hatte er nur ein Taschengeld von 10.000 $ bekommen. Aber sein Auftritt in Tod in Venedig macht natürlich alles an schwachen Filmen wieder wett (wenn Sie zwei Stunden Zeit und einen großen Computerbildschirm haben, schauen Sie doch ➱hier hinein).

Er wollte es zuerst ablehnen, geadelt zu werden, hatte die Ehre dann aber doch angenommen, weil er sich sagte, dass Filmschauspielern das nicht so häufig widerfährt. Außer Charles Chaplin. Es war damals wirklich nicht so häufig, die meisten Schauspieler (wie Gielgud und Olivier) sind wegen ihrer Verdienste um das englische Theater geadelt worden (und Alec Guinness' Titel hat wahrscheinlich mehr mit dem Secret Service als mit dem Film zu tun). Als er von der Königin den Knight Bachelor Titel erhielt, hatte man ihn Frankreich längst zum Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres gemacht, ➱Ehrungen hat er in seinem Leben genug erhalten. Dies hier ist so ein typisches Photo aus den fünfziger Jahren, mit dem die Rank Organization dem Publikum ihren Star verkaufte. Im wirklichen Leben hätte er bestimmt nie einen weißen Pullover zum Malen angezogen, die Ölfarbe kriegt man nie wieder raus.

Anfang der siebziger Jahre ist Bogarde - immer auf der Suche nach dem Great Meadow seiner Jugend - nach Südfrankreich gezogen und hat sich einen alten Bauernhof gekauft, den er nach seinem Geschmack umbaute. Da hat er angefangen zu schreiben, da ist er beinahe zu einem Franzosen geworden. Er war der erste Engländer, der der Präsident der Jury des Filmfestivals von Cannes wurde. Obgleich er das nun gar nicht liebte: My idea of hell. You see all the people you thought were dead and all the people who deserve to be dead. After a while, you start to think you might be dead, too.

Für seinen letzten Film war er (obgleich er längst wieder in London lebte, a short walk from Harrods) wieder in Frankreich. Für Bertrand Tavernier wäre er jederzeit aus dem Ruhestand zurückgekommen, hat Bogarde in einem Interview gesagt. Und der Film Daddy Nolstalgie, privat, nostalgisch und elegisch wie Un dimanche à la campagne, ist auch ein würdiger Abschluss seiner Filmkarriere.

Sir Dirk Bogarde (der eigentlich Derek Jules Gaspard Ulric Niven van den Bogaerde hieß) wurde heute vor 91 Jahren geboren. Ich hätte dies eigentlich schon im letzten Jahr zum 90. Geburtstag schreiben sollen, aber da musste ich über Peter Suhrkamp schreiben. Man kann im Internet ein interessantes ➱Interview mit dem jungen Dirk Bogarde finden, und natürlich gibt es auch eine offizielle Dirk Bogarde Website. Wenn Sie den Schriftsteller Dirk Bogarde lesen wollen, dann lesen Sie doch zuerst A Postillion Struck by Lightning. Englands führende Filmkritikerin Dilys Powell sagte damals in der Sunday Times: What emerges is a whole life. Whole in the sense that the sensitive, shy, brilliant human being called Dirk Bogarde speaks to you as you read. Und die Edinburgh Evening News sekundierte: This is a book full of love, and longing, and self-survival...makes wonderful reading. Dem kann man einfach nicht widersprechen.

Ich habe beinahe alles gelesen, was er geschrieben hat, habe auch die meisten Filme gesehen. Ich habe sogar ein Paar englischer Schuhe, deren Modellname Dirk Bogarde ist. Sind von der Firma Oliver Sweeney, ist sonst nicht meine Marke, aber bei diesem Schuh mit einem dreißiger Jahre Leisten konnte ich nicht widerstehen. Dass die Firma diesen Schuh herausbrachte, ist kein Zufall, denn der Creative Director Ronald Haynes (der inzwischen eine eigene Firma hat) hatte sich immer an Dirk Bogarde orientiert. Weil der nicht nur ein Schauspieler und ein Schriftsteller war, sondern auch eine Stilikone. Very British und immer ein klein wenig exzentrisch, wie hier in Modesty Blaise.

Dienstag, 27. März 2012

Michael York


Wie schnell sich doch die Mode ändert. Oder: wie konnte man so etwas anziehen? Für den amerikanischen Markt ging das vielleicht als englisch durch. Aber einem Model wie diesem verzeiht man natürlich alles. Er sah immer so aus, wie man sich den upper class Engländer vorstellt, und das genügte ja in einer Vielzahl von Filmen. Weil viele sich heute einfach mit dem Stereotyp begnügen, oder wie es in dem alten Cole Porter Song heißt Is it the real turtle soup or merely the mock? Viele sind heute mit dem mock zufrieden. Und deshalb könnte ich auch gar nicht sagen, ob Michael York wirklich ein guter Schauspieler ist, oder ob er nur exzellent in das Stereotyp passt. Seine Filmrollen wurden mehr von seinem guten Aussehen als von seinem beachtlichen Talent bestimmt, sagt das rororo Filmlexikon, aber wir sollten natürlich bedenken, dass der Oxford Absolvent immer auch ein hervorragender ➱Schauspieler auf der Theaterbühne war. Von dieser Karriere dringt wenig zu uns.

Er passte natürlich perfekt in die Rolle in Joseph Loseys Accident, aber auch in die Rosemunde ➱Pilcher Verfilmung September - die Plüschversion, in der ➱Jacqueline Bisset mitspielt. Abgesehen davon, dass da seine Anzüge zu neu waren. Und sein Brigg Köfferchen auch. Ich habe mir damals lange überlegt, warum machen Engländer solche Fehler? Die Verantwortliche für die Kostüme heißt Florence Nicaise, ich habe noch nie wirklich von ihr gehört. Dem großen Visconti, der sogar auf die Auswahl der Tapeten im Hintergrund achtete, wäre das nie passiert.

Michael York ist natürlich nicht der einzige Schauspieler, der diesen perfekten Zelluloidengländer spielen kann, auch Jeremy Irons oder James und Edward Fox können das. Aber keiner kann wie er den ewigen großen Jungen spielen. Michael York hat mehrere Schwestern, aber keine heißt Susannah. Aus irgendeinem Grund wird Susannah York immer für die Schwester von Michael York gehalten. Ja, sie haben beide den Namen York, sie waren beide blond. Als sie jung waren, sahen sie sich ein wenig ähnlich. Sie haben auch in einem Film (Conduct Unbecoming) zusammen gespielt, aber da hört es auch schon auf.

Michael York hat große Erfolge gehabt, wie zum Beispiel in ➱Cabaret. Doch er hat auch in seltsamen Filmen mitgespielt, als König Alfred in Alfred the Great oder als Logan in Logan's Run möchte ich ihn kein zweites Mal sehen. Aber als d'Artagnan in den Richard Lester Filmen von Dumas' Musketieren, da kann ich ihn immer wieder sehen. Forever young. Jeffrey Richards schrieb über ihn: But of Michael York it would be no exaggeration to say that in him the cinema had found a D'Artagnan worthy to stand beside Doug Fairbanks.

Der ewig junge Michael York wird heute siebzig, unsere herzlichen Glückwünsche gehen nach Kalifornien. Ja, da wohnt unser typischer Engländer häufig, er hat auch längst einen amerikanischen Pass. und was tut er da?  Er bringt den Amerikanern England nahe und tourte vor fünf Jahren ein halbes Jahr mit Camelot durchs Land: As a fairly new American citizen I wanted to see my adopted country in all its sea to shining sea variety, and what better way, I thought, than by headlining in a musical that has become part of the cultural fabric. The time seemed right too – in a world run by too many Mordreds, people needed to be reminded of Camelot’s brief and shining moment of idealized government, where love and honor were realities and not just cynical spin words.

Montag, 26. März 2012

The Solitary Singer


When I read the book, the biography famous, 
And is this then (said I) what the author calls a man's life? 
And so will some one when I am dead and gone write my life?
(As if any man really knew aught of my life, 
Why even I myself I often think know little or nothing of my real life, 
 Only a few hints, a few diffused faint clews and indirections 
 I seek for my own use to trace out here.)

Der amerikanische Dichter Walt Whitman starb heute vor 120 Jahren. Als er starb, war Herman Melville (wie Whitman 1819 geboren) ein halbes Jahr tot. Den hatte man in Amerika völlig vergessen. Whitman nicht, Tausende kamen zu seiner Beerdigung. Auf seinen Tod war Whitman vorbereitet. Er hatte ein Mausoleum in Auftrag gegeben und sein Hauptwerk Leaves of Grass ein letztes Mal überarbeitet: L. of G. at last complete—after 33 y'rs of hackling at it, all times & moods of my life, fair weather & foul, all parts of the land, and peace & war, young & old. Man hat diese Ausgabe später auch als Deathbed Edition bezeichnet.

Vor einem Jahr stand hier natürlich schon etwas über Walt Whitman, den solitary singer (wie Gay Wilson Allen seine Whitman Biographie betitelte). Und davor gab es auch schon einmal einen kleinen Whitman Artikel. Was soll ich also noch über ihn sagen? Ich lasse heute das letzte Wort einem Dichter: Allen Ginsberg. Der fühlte sich, wie viele seiner Generation Whitman besonders verbunden, sein Gedicht A Supermarket in California ist eine einzige poetische Liebeserklärung:

What thoughts I have of you tonight, Walt Whitman, for I walked 
down the streets under the trees with a headache self-conscious 
looking at the full moon.
In my hungry fatigue, and shopping for images, I went into the neon 

fruit supermarket, dreaming of your enumerations!
What peaches and what penumbras! Whole families shopping at 

night! Aisles full of husbands! Wives in the avocados, babies in the 
tomatoes! - and you, Garcia Lorca, what were you doing down by the watermelons?

I saw you, Walt Whitman, childless, lonely old grubber, poking 

among the meats in the refrigerator and eyeing the grocery boys.
I heard you asking questions of each: Who killed the pork chops? 

What price bananas? Are you my Angel?
I wandered in and out of the brilliant stacks of cans following you, 

and followed in my imagination by the store detective.
We strode down the open corridors together in our solitary fancy 

tasting artichokes, possessing every frozen delicacy, and never passing 
the cashier.

Where are we going, Walt Whitman? The doors close in an hour. 

Which way does your beard point tonight?
(I touch your book and dream of our odyssey in the supermarket and feel absurd.)
Will we walk all night through solitary streets? The trees add shade to 

shade, lights out in the houses, we'll both be lonely.
Will we stroll dreaming of the lost America of love past blue auto-

mobiles in driveways, home to our silent cottage?
Ah, dear father, graybeard, lonely old courage-teacher, what 

America did you have when Charon quit poling his ferry and you got 
out on a smoking bank and stood watching the boat disappear on the black waters of Lethe?

Lesen Sie auch: Walt Whitman, Song of Myself

Samstag, 24. März 2012

Friedrich von Noer


Können Sie sich den vor dem Bild baumelnden Tennissocken wegdenken? Ich fand keine andere Abbildung von Jens Juels Bild des kleinen Prinzen von Noer. Diese Socke ist natürlich der Einfall eines modernen "Künstlers", dessen Namen wir lieber unerwähnt lassen. Ich fand das Bild immer sehr charmant, obgleich Lilli Martius im Katalog von 1958 die Zuschreibung des Bildes an Gröger zweifelhaft fand. Im Katalog von 1973 war alles anders, da zweifelte man nicht mehr am Maler, aber das Kind hieß jetzt Erbprinz Alexander von Schleswig-Holstein. Der ist allerdings nur zwei Jahre alt geworden, sein Onkel der Prinz von Noer hat in die europäische Geschichte eingegriffen.

Nämlich in der berühmten Schleswig-Holsteinischen Frage, die niemand so recht begreift. Auf jeden Fall hat Lord Palmerston gesagt: The Schleswig-Holstein question is so complicated, only three men in Europe have ever understood it. One was Prince Albert, who is dead. The second was a German professor who became mad. I am the third and I have forgotten all about it.

Mit vollem Namen heißt er ja Friedrich Emil August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, er war der Bruder des Herzogs Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Wie sein in Kopenhagen geborener Bruder trat er für die Ablösung Schleswig-Holsteins von Dänemark ein. Das findet man in Dänemark natürlich nicht akzeptabel, denn beide Brüder sind mit dem dänischen König verwandt, ihr Vater hatte schon Ansprüche auf den dänischen Thron erhoben. Mit den Augustenburgern beginnt der ganze Ärger zwischen Dänemark und Schleswig. Der Prinz von Noer wird Kriegsminister der provisorischen Regierung und Kommandeur der Schleswig-Holsteinischen Truppen. Am Morgen des 24. März 1848 fährt er mit 330 Mann mit der Eisenbahn nach Rendsburg. Da läutet man die Feuerglocke, die Soldaten verlassen ihre Quartiere. Nur um festzustellen, dass da draussen schon die kleine schleswig-holsteinische Streitmacht steht. Das ist der Beginn des Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieges.

Der wird sich jetzt drei Jahre lang hinziehen. Wie wir hier auf dem Bild von der Rückkehr der siegreichen dänischen Truppen nach Kopenhagen im Jahre 1849 sehen können, hat der Prinz von Noer die Dänen nicht schlagen können. Ich lasse jetzt mal diesen ganzen politischen Kuddelmuddel beiseite, möchte aber aus Lokalpatriotismus noch auf zwei Männer aus meinem Heimatort hinweisen. Der eine ist der spätere Afrikaforscher Gerhard Rohlfs (lesen Sie doch auch noch den interessanten Post über Emily Ruete), der andere ist der Admiral Brommy, der die Dänen bei Helgoland zum Duell fordert.

Also hierhin, in das Schloss Noer, kann der ehemalige dänische Statthalter Prinz von Noer auf keinen Fall zurück, wo jetzt erstmal alles wieder dänisch ist. Während die Kieler Revolutionäre ja irgendetwas mit der 1848er Revolution zu tun haben, ist der Prinz von Noer kein Revolutionär. Der hat es auch nicht mit der Demokratie, das Ideal einer Regierungsform ist für ihn das Frankreich von Ludwig XIV.

Er benutzt die kleine Volkserhebung nur, um seine eigenen Machtinteressen durchzusetzen. Er wird seine eigene Rolle dreizehn  Jahre später in einem Buch beschreiben, das in Zürich erscheint und Kopfschütteln bei Freund und Feind hervorruft. Es ist eine zweifelhafte Rolle, die der Augustenburger gespielt hat, irgendetwas in der Art von als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet. Er hätte Kind bleiben sollen wie auf dem Bild von Juel, dann wäre er uns in angenehmerer Erinnerung.

Denn die Entscheidungen fallen jetzt nicht mehr in Kiel, Rendsburg oder Flensburg, dies ist ein europäischer Konflikt geworden. Der Prinz von Noer und sein Bruder gehen ins Exil. Nachdem sie zuvor in Dänemark gehörig verhöhnt worden sind. Da wurden nämlich Nachttöpfe produziert, auf deren Boden ein Bild des Herzogs von Augustenburg und des Prinzen von Noer ist. Beide unterm Galgen stehend, mit der Schlinge um den Hals. Und für den Fall, dass diese Symbolik noch nicht ausreichte, stand da auch noch der schöne Spruch auf dem Boden: I to forraedere ere tilvisse, Derfor alle danskere paa jer maa pisse. Was in schöner deutscher Übersetzung Ihr zwei Verräter möget wissen, dass alle Dänen auf Euch pissen heißt.

Das ist das schöne Schloss Augustenborg, das der Bruder des Prinzen am 26. März 1848 verlässt, er wird nie mehr hierhin zurückkehren. Auf Betreiben des russischen Zaren wird er später von Dänemark materiell entschädigt. Seinen Anspruch auf die dänische Krone muss er auch aufgeben. Der Künstler, der in seiner Aktion das Bild von Gröger mit einer Tennissocke verzierte (was will er uns damit sagen?), hätte ja statt der Socke eine kleine Danebrog Fahne nehmen können, dann wäre es eine politische Aussage gewesen. Ich mag das Bild noch immer, natürlich ohne Tennissocke. Als vor vielen Jahren Prince Philip in Kiel war, diskutierte man im Colloquium von Professor Hans Tintelnot wochenlang darüber, welche Bilder man Philip in die Hotelsuite hängen sollte. Ich wagte es, das Jens Juel Bild vorzuschlagen. Als Tintelnot mich etwas irritiert anguckte, sagte ich, dass die beiden Prinzen ja irgendwie miteinander verwandt wären. War das eine zu gefährliche politische Aussage? Philip bekam drei Noldes an die Wände. Nolde geht immer.

Freitag, 23. März 2012

Henri Beyle


Volterranos 'Sybillen' haben mir vielleicht die heftigste Freude eingeflößt, die mir die Malerei je bereitet hat. Ich befand mich schon bei dem Gedanken, in Florenz zu sein, und durch die Nähe der großen Männer, deren Gräber ich gesehen hatte, in einer Art Ekstase. Ich war in die Betrachtung edelster Schönheit versunken, die ich ganz dicht vor mir sah und gleichsam berühren konnte. Meine Erregung war an dem Punkt angelangt, wo sich die himmlischen Gefühle, die uns die Kunst einflößt, mit den menschlichen Leidenschaften vereinen. Als ich Santa Croce verließ, hatte ich starkes Herzklopfen; in Berlin nennt man das einen Nervenanfall; ich war bis zum Äußersten erschöpft und fürchtete umzufallen. Der Schreiber dieser Zeilen, ein Franzose namens Marie-Henri Beyle, der sich als Autor Stendhal (manchmal de Stendhal) nennt, kann nicht wissen, dass dieser Text hier eines Tages in die Medizingeschichte wandert. Die Überwältigung durch den genius loci bis zum Schwinden der Sinne hat heute den schönen Namen Stendhal-Syndrom.

Der Anblick von Moskau, wohin er seinem Kaiser gefolgt war, hat bei ihm übrigens keine ähnlichen Empfindungen hervorgerufen. Da ist er, auf jeden Fall auf dem Papier, ganz kalt: Wir verließen die vom schönsten Feuer der Welt erleuchtete Stadt; das Feuer bildete eine ungeheure Pyramide, gleich den Gebeten der Gläubigen: die Grundfläche war auf der Erde und die Spitze im Himmel. Der Mond schien, glaube ich, über dem Feuer. Das war ein großartiges Schauspiel, aber man hätte allein sein müssen, um es anzusehen, oder umgeben von geistreichen Menschen. Das Traurige an dem Russlandfeldzug war, dass ich ihn mit Leuten machte, die das Kolosseum und das Meer von Neapel im Wert herabgesetzt hätten. Ja, diese coolness, diese desinvolture. 

Die Gebildeten unter den Feuilletonisten haben bei Stendhals Beschreibung vom brennenden Moskau gleich ein Zitat von Ernst Jünger zur Hand. Sie ahnen es schon, die Sache, wo er bei einem Fliegerangriff auf dem Dach des Hotel Raphael steht und dann in sein Tagebuch schreibt: Beim zweiten mal, bei Sonnenuntergang, hielt ich ein Glas Burgunder, in dem Erdbeeren schwammen, in der Hand. Die Stadt mit ihren roten Kuppeln und Türmen lag in gewaltiger Schönheit, gleich einem Kelche, der zur tödlichen Befruchtung überflogen wird. Alles war Schauspiel, war reine, vom Schmerz bejahte und überhöhte Macht. Das ist eigentlich schon a bit too much of a good thing.

Ein bisschen Schmierentheater, Pose, Kitsch. Ich habe ➱Jünger gelesen, als ich bei der Bundeswehr war, ich habe mich damals ein wenig an ihm stilisiert. Ich war nicht der einzige Leutnant im Bataillon, der das tat. Denn für uns war diese Attitüde der desinvolture ein Schutzmantel, niemand sieht gerne Menschen sterben. Ich habe genug Manöverunfälle gesehen, ich weiß, wie ➱Blut riecht. Manches verfolgt mich bis heute in meine Träume.

Stendhal ist heute vor 170 Jahren gestorben. Vor einem Jahr hatte ich an seinem Todestag ➱hier schon einmal einen Artikel über ihn stehen, falls Sie den noch nicht kennen sollten, lesen Sie ihn doch einfach. Ich habe den Schriftsteller mit dem Namen einer deutschen Kleinstadt ja schon mehrfach erwähnt, ich wusste nicht so recht, was ich heute noch über ihn sagen sollte. Sollte ich über eine seiner Geliebten schreiben, wie diese Dame? Oder über über das Verhältnis von Dichtung und Wahrheit in seinem Liebesleben?

Natürlich hätte ich auch über den Film De L'Amour von 1965 schreiben können, der schon auf dem Kinoplakat Stendhal zitierte. Ich habe den damals ja nur wegen der schnuckeligen Elsa Martinelli gesehen, heute kann ich das ja sagen. Damals hätte ich natürlich gesagt, dass ich wegen Stendhal in den Film gegangen wäre. Das Schöne am Alter ist, dass man ehrlicher mit sich selbst wird. Na ja, nicht jedermann. Stendhal sicherlich. Und so zitiere ich hier einmal einige Passagen aus seinen letzten Jahren.

Der letzte Satz in seinem Testament lautete Ich habe ein paar hundert Franken Schulden beim Schneider Michel. Sonst schulde ich niemandem etwas. Ja, die Schneider bezahlen die Gentlemen immer zuletzt. Bis auf die Begleichung der Schneiderrechnung hat er seinen Tod in den Jahren zuvor gut vorbereitet. So schreibt er im April 1837: Es regnet in Strömen. Mir fällt ein, daß Jules Janin zu mir gesagt hat: »Ach, welchen schönen Artikel würden wir über Sie schreiben, wenn Sie tot sind!« Um den Phrasenmachern zu entgehen, kommt es mir bei, diesen Artikel selbst zu schreiben. Er ist erst nach meinem Tode zu lesen. Und schon schreibt er mehrere Entwürfe für einen Nachruf.

Einer der in den Jahren 1837 bis 1842 entstandenen Texte heißt Lebensabend, 1838 in Montpellier geschrieben:

Einst, wenn ich allein war, träumte ich von Liebesabenteuern, die mehr zart und romantisch, als schmeichelhaft für die Eigenliebe waren. Seitdem bin ich minder töricht geworden. Nach und nach habe ich gelernt, daß man vor allem die Eigenliebe bestärken und besonders die Leidenschaft, die man etwa empfindet, wie das schlimmste aller Übel verbergen muß. Tiefe schöne Erkenntnis hat mich bei Gelegenheit vielleicht weniger linkisch gemacht, obwohl ich es noch immer sehr bin, aber sie hat mir meine reizenden Träumereien auf Reisen geraubt. Jetzt denke ich an die Kunst und an die Feldzüge Napoleons. Der letzte Gegenstand ist traurig für mich!
   Ich sehe mich in einem Übergangszeitalter, d.h. einem Zeitalter der Mittelmäßigkeit. Kaum wird es halb verflossen sein, so wird die Zeit, die für die Völker so langsam und für den einzelnen Menschen so schnell dahinfließt, mir zum Abtreten winken.
   Ich war weit törichter, aber weit glücklicher, als ich, schon ein großer Junge, der amtliche Schriftstücke unterschrieb, insgeheim stets an Leidenschaften dachte, die ich alsbald zu empfinden und vielleicht einzuflößen glaubte. Die Erinnerung an einen Händedruck des Nachts unter hohen Bäumen versenkte mich stundenlang in Träume. Jetzt habe ich auf eigne Kosten gelernt, daß man, statt Genuß daran zu haben, Vorteil daraus ziehen soll, will man nicht zwei Tage darauf Reue verspüren...
   Ach, fast möchte ich wieder ein Narr und ein Tor dem wirklichen Leben gegenüber sein und wieder in jene holden törichten Träumereien versinken, die gewiß keinem Menschen ein Haar krümmen können!
   Oft verschmähe ich es, eine Liebschaft anzufangen. Ein Nichts genügt, um mir Mißachtung einzuflößen. Ein Jahr darauf mache ich mir Vorwürfe darüber. Aber dies Gefühl ist im Augenblick stärker als ich, und zum Trost für meine unglückliche Neigung, so leicht etwas zu mißachten, was ich hätte lieben sollen, sagt mir die Vernunft (und das ist falsch und ungewiß): Du sollst nicht mehr lieben!
   Solange man imstande ist, ein Weib, das heißt ein durchaus dummes oder heimtückisch verstelltes Geschöpf wegen seines bezaubernden Geistes und seiner Harmlosigkeit zu lieben, solange man eine ganz und gar törichte Illusion hegen kann, so lange kann man lieben. Und das Glück liegt weit mehr im Lieben als im Geliebtwerden.

Wenn Sie die Illustration da oben irritiert, das ist eine von Stendhal angefertigte Liste der Frauen, die er geliebt hat. Erreicht nicht ganz das Format von Leporellos Liste (Ma in Ispagna son già mille e tre), ist aber irgendwie auch witzig.

Donnerstag, 22. März 2012

Sommer in Lesmona


Eine fünfundsechzigjährige Dame, ihr Mann ist gerade gestorben, zwei ihrer Kinder haben in dem letzten Jahrzehnt Selbstmord begangen, findet in einem Koffer ein Bündel Briefe, beinahe ein halbes Jahrhundert alt. Es sind die Briefe an ihre beste Freundin, die bald darauf gestorben ist. Und es sind Briefe an ihre erste große Liebe, an den Mann, den sie nicht heiraten durfte. Nach langem Zögern wird sie die Briefe, redigiert von einem Freund ihres Mannes, für eine Publikation vorbereiten. Ihr letzter Sohn fällt im Kriege. Als das Buch erscheint, ist sie fünfundsiebzig. Das Buch wird ein Bestseller.

Courths-Mahler? Rosamunde Pilcher? Nein, es ist das wirkliche Leben der Magdalena Melchers, einer Bremer Kaufmannstochter, die ihren Cousin Percy Rösing nicht heiraten darf. Sie wird den Sohn des Bremer Bürgermeisters Dr. Alfred Pauli, den Kunsthallendirektor Gustav Pauli (links), heiraten. Ihre große Jugendliebe wird in Amerika Selbstmord begehen. Hätte Theodor Fontane dieses Leben gekannt, er hätte es ohne Zögern in einen Roman geschrieben, so wie er es schon mit Effi Briest, Schach von Wuthenow und Graf Petöfy getan hat. Gesellschaftliche Skandale sind bei Fontane gut aufgehoben, bei der Klatschpresse natürlich auch. Aber Fontane macht aus dem gesellschaftlichen Skandal Kunst, das kriegt die Bild Zeitung nicht hin.

Uns Bremern (und natürlich auch den Nicht-Bremern) bleibt zwar kein Fontane-Roman, aber doch etwas Lesenswertes: der Briefroman Sommer in Lesmona: Mädchenbriefe. 1951 unter dem Pseudonym Marga Berck bei Christian Wegner in Hamburg erschienen. Ediert von dem Hamburger Senator Hans Harder Biermann-Ratjen, den die Nazis 1936 als Vorstand des Kunstvereins abgesetzt hatten genauso, wie sie 1933 Gustav Pauli aus dem Amt des Kunsthallendirektors gedrängt hatten. Kurz darauf wird der Roman bei Rowohlt als Taschenbuch erscheinen.

Marga Berck hat ihrem Roman ein Gedicht von Lamartine vorangestellt: 

Le livre de la vie est le livre suprême
Qu’on ne peut ni relire, ni fermer à son choix.
La fatal feuillet se tourne de lui-même
Et le passage adoré ne se lit pas deux foix.

Ein Gedicht, das seine Sentenzenhaftigkeit angesichts der wahren Geschichte verliert. Wenig später wird die Autorin ihrem überaschenden Bucherfolg einen weiteren Band Jugenderinnerungen, Die goldene Wolke: Eine verklungene Bremer Melodie, folgen lassen. Mit diesem Buch erinnert sie an eine Vereinigung junger Bremer Kaufleute, Juristen und Schriftsteller, die um die Jahrhundertwende das geistige Niveau der Gesellschaft heben wollten. Rudolf Alexander Schröder (für Marga Berck damals noch Rudi), sein Cousin Alfred von Heymel und Gustav Pauli bilden die Kernzelle der Goldenen Wolke. Ständige Gäste werden Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Borchardt, Eberhard von Bodenhausen und Harry Graf Kessler sein. Dies ist das Bremer Äquivalent zu den Souls, der Gruppe um Duff Cooper und Lady Diana Manners oder der späteren Brideshead Generation. Und sicherlich ein höherer Beitrag zur Kultur als Bremens selbsternanntes Kunstgenie Arthur Fitger (der hier schon einmal auftauchte). Den erwähnt man in diesen Kreisen überhaupt nicht mehr, man hat sich eher den Worpswedern zugewandt.

Ein halbes Jahrhundert nach der Gründung der Gruppe wird sich ein kleiner Rest von Überlebenden im Bremer Essighaus treffen, Rudi Schröder wird die Festrede in Form eines Gedichts halten. Aber das tippe ich jetzt nicht ab, da müssen Sie sich schon ein Exemplar von Die goldene Wolke besorgen. Man kann es noch finden, den Roman Sommer in Lesmona bekommt man bei Amazon Marketplace ab einem Cent.

Sommer in Lesmona ist eine Liebesgeschichte, aber auch ein Sittenbild aus der Bremer High Society um 1900. Es wird da viel geflirtet, getanzt und gesungen. Ich fand es irgendwie rührend, dass ich damals, als ich den Roman zum ersten Mal las, gleich dieses Lied wiederfand:

Daisy - Daisy - give me your answer, do!
I'm half crazy, all for the love of you!
It won't be a stylish marriage
I can't afford a carriage,
But you'll look sweet
upon the seat
Of a bicycle built for two!


Das hatte uns auch unser Englischlehrer beigebracht, woraus man ganz klar sehen kann, dass unsere Lehrer damals noch ein halbes Jahrhundert hinter der Wirklichkeit zurück waren, denn das Lied Daisy Bell stammt noch aus dem 19. Jahrhundert. Der Roman von Marga Berck ist 1985 unter der Regie von Peter Beauvais mit der jungen (und vielleicht noch nicht so zickigen) Katja Riemann in der Hauptrolle verfilmt. Das kam aber nicht ins Kino, war ein Fernsehfilm, den Radio Bremen produziert hatte (die DVD Fassung ist noch immer im Handel). Die Musik zu dem Film schrieb..., nee, da kommen Sie nie drauf. Es ist derselbe, der ein Jahr davor mit einer LP namens Bochum großen Erfolg hatte. Hören Sie hier doch mal in die Titelmelodie hinein. Klingt ganz gefällig. Solange man nicht an Currywurst denkt.

Die Goldene Wolke, die das das geistige Niveau der Gesellschaft heben wollte, gibt es nicht mehr (die Villa, in der Marga Berck ihre Sommermonate verbrachte, ist wieder restauriert). Es gibt noch eine Rudolf Alexander Schröder Stiftung und den Bremer Literaturpreis. Und natürlich die Wittheit zu Bremen. Aber ist da sonst noch was? 1960 erschien bei Schünemann in Bremen ein Buch mit dem Titel Geistiges Bremen, herausgegeben von Alfred Faust aber was da drin stand, war alles Geschichte. Keine Gegenwart, keine Zukunft. Als das Buch erschien, war Willy Dehnkamp für Bremens Kultur zuständig, über den sage ich jetzt nichts, ich habe ihn schon einige Male erwähnt. Aber vielleicht doch noch eine kleine Erinnerung. Ich saß hinter Dehnkamp und seiner Frau in den Kammerspielen in der Böttcherstraße, Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf wurde gespielt. Und als in der Pause das Licht anging, sagte Frau Dehnkamp zu ihrem Mann: Ischa bis jetzt noch nich viel Sinn in. Gefällt mir immer noch der Satz.

Die Mitglieder der Goldenen Wolke wären über so viel Banausentum entsetzt gewesen (sie wären auch über Edward Albee entsetzt gewesen), aber ich fand das eigentlich ganz down to earth. Bei all dem Heiligenkult, der in Bremen mit diesem kurzen Aufflackern der Hochkultur betrieben wird, sollte man immer bedenken, dass nicht nur die Rudolf Alexander Schröders dieser Welt für Bremen stehen. Und so sehr ich für die Lektüre des schönen Romans Sommer in Lesmona werbe, würde ich auch jederzeit die Lektüre des von Doris Kachulle herausgegeben Buches Die Pöhlands im Krieg: Briefe einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie aus dem Ersten Weltkrieg empfehlen.

Sommer in Lesmona wird immer noch gelesen. Und inzwischen gibt es - das musste ja kommen - unter dem Titel Sommer in Lesmona einen Kulturevent. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen musiziert da in Knoops Park, und es gibt ein Picknick. Ursprünglich war das wohl mal so gedacht, dass die Gäste in der Kleidung von 1900 kommen. Aber inzwischen sieht das eher aus wie ein x-beliebiges ☞Straßenfest im Grünen, könnte auch im Stadtpark von Bochum stattfinden. Eher hoi polloi als happy few. Ich sage nur Currywurst. Falls Sie die Erwähnung des Herbert Grönemeyer Liedes weiter oben im Zusammenhang mit der Bremer Lesmona-Romantik unpassend fanden, hier ist sie zu riechen, die Currywurst.

Wenn Sie Tickets für das Ereignis bestellen wollen, dann klicken Sie doch ☞hier. Ansonsten kostet es aber überhaupt nichts, an jedem anderen beliebigen Tag in Knoops Park oder an der Lesum den Admiral Brommy Weg entlang spazieren zu gehen. Sich auf eine Parkbank zu setzen, eine Erstausgabe von Sommer in Lesmona aus der Tasche ziehen und genüsslich zu lesen beginnen.

Es gibt im Internet ein interessantes ➱Lesmona Projekt. Das ist von dem pensionierten Bielefelder Professor Bernd W. Seiler ins Leben gerufen worden. In Bremen hat man so etwas natürlich nicht hingekriegt. Mit dem Heben des geistigen Niveaus der Gesellschaft ist das in Bremen so'ne Sache.