Dienstag, 27. März 2012
Michael York
Wie schnell sich doch die Mode ändert. Oder: wie konnte man so etwas anziehen? Für den amerikanischen Markt ging das vielleicht als englisch durch. Aber einem Model wie diesem verzeiht man natürlich alles. Er sah immer so aus, wie man sich den upper class Engländer vorstellt, und das genügte ja in einer Vielzahl von Filmen. Weil viele sich heute einfach mit dem Stereotyp begnügen, oder wie es in dem alten Cole Porter Song heißt Is it the real turtle soup or merely the mock? Viele sind heute mit dem mock zufrieden. Und deshalb könnte ich auch gar nicht sagen, ob Michael York wirklich ein guter Schauspieler ist, oder ob er nur exzellent in das Stereotyp passt. Seine Filmrollen wurden mehr von seinem guten Aussehen als von seinem beachtlichen Talent bestimmt, sagt das rororo Filmlexikon, aber wir sollten natürlich bedenken, dass der Oxford Absolvent immer auch ein hervorragender ➱Schauspieler auf der Theaterbühne war. Von dieser Karriere dringt wenig zu uns.
Er passte natürlich perfekt in die Rolle in Joseph Loseys Accident, aber auch in die Rosemunde ➱Pilcher Verfilmung September - die Plüschversion, in der ➱Jacqueline Bisset mitspielt. Abgesehen davon, dass da seine Anzüge zu neu waren. Und sein Brigg Köfferchen auch. Ich habe mir damals lange überlegt, warum machen Engländer solche Fehler? Die Verantwortliche für die Kostüme heißt Florence Nicaise, ich habe noch nie wirklich von ihr gehört. Dem großen Visconti, der sogar auf die Auswahl der Tapeten im Hintergrund achtete, wäre das nie passiert.
Michael York ist natürlich nicht der einzige Schauspieler, der diesen perfekten Zelluloidengländer spielen kann, auch Jeremy Irons oder James und Edward Fox können das. Aber keiner kann wie er den ewigen großen Jungen spielen. Michael York hat mehrere Schwestern, aber keine heißt Susannah. Aus irgendeinem Grund wird Susannah York immer für die Schwester von Michael York gehalten. Ja, sie haben beide den Namen York, sie waren beide blond. Als sie jung waren, sahen sie sich ein wenig ähnlich. Sie haben auch in einem Film (Conduct Unbecoming) zusammen gespielt, aber da hört es auch schon auf.
Michael York hat große Erfolge gehabt, wie zum Beispiel in ➱Cabaret. Doch er hat auch in seltsamen Filmen mitgespielt, als König Alfred in Alfred the Great oder als Logan in Logan's Run möchte ich ihn kein zweites Mal sehen. Aber als d'Artagnan in den Richard Lester Filmen von Dumas' Musketieren, da kann ich ihn immer wieder sehen. Forever young. Jeffrey Richards schrieb über ihn: But of Michael York it would be no exaggeration to say that in him the cinema had found a D'Artagnan worthy to stand beside Doug Fairbanks.
Der ewig junge Michael York wird heute siebzig, unsere herzlichen Glückwünsche gehen nach Kalifornien. Ja, da wohnt unser typischer Engländer häufig, er hat auch längst einen amerikanischen Pass. und was tut er da? Er bringt den Amerikanern England nahe und tourte vor fünf Jahren ein halbes Jahr mit Camelot durchs Land: As a fairly new American citizen I wanted to see my adopted country in all its sea to shining sea variety, and what better way, I thought, than by headlining in a musical that has become part of the cultural fabric. The time seemed right too – in a world run by too many Mordreds, people needed to be reminded of Camelot’s brief and shining moment of idealized government, where love and honor were realities and not just cynical spin words.
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