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Sonntag, 13. Dezember 2020

Advent


Aus irgendeinem Grund ist der Post Drei deutsche Weihnachtsgedichte, der seit Weihnachten 2012 im Netz steht, in der Statistik meiner Posts auf Platz eins. Und das nicht erst seit der Adventszeit, der steht in der Statistik schon seit Monaten ganz oben. Also auch schon im Sommer. Aber jetzt haben wir Winter, auch wenn es draußen nicht so aussieht. Draußen ist mieses Wetter und Corona. Und der nächste Lockdown steht vor der Tür, nicht das Christkind. Und der Weihnachtsmann kommt nicht mehr mit dem Schlitten, der kommt jetzt mit einem Audi. Sagt uns die Fernsehwerbung, die in diesem Jahr vor Weihnachten ansonsten etwas zurückhaltend daherkommt. Aber das alles lassen wir im Advent lieber nicht in unser Herz kommen. 

Es ist schon schlimm genug, dass unser Leben bestimmt wird von Wörtern, die wir vor einem Jahr noch nicht kannten. Wenn man da zur Weihnachtszeit Corona gesagt hätte, dann war das ein Gedichtzyklus von sieben Gedichten des englischen Dichters John Donne, die die Geschichte Jesu Christi erzählen. Oder ein Liebesgedicht, das Paul Celan an Ingeborg Bachmann schrieb. Jetzt ist Corona etwas anderes. Lockdown? Was war das? Hatte irgendetwas mit amerikanischen Gefägnissen zu tun. Jetzt bestimmen diese beiden Wörter unser Leben. Nicht mehr der Advent. 

Es war einmal anders. Also zum Beispiel vor mehr als hundert Jahren. Da schreibt ein junger Dichter ein Gedicht, das Advent heißt:

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,

und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

Er ist gerade unsterblich in eine ältere Frau verliebt, die hat ihm gesagt, dass er seinen Vornamen von René in Rainer ändern soll. Hat der Rilke getan. Wie lange Corona und Lockdown bleiben, das wissen wir nicht, aber die Adventszeit, die stade Zeit, kommt jedes Jahr wieder. Nutzen wir den Lockdown einfach zur Ruhe und Einkehr. Und träumen von Winterwäldern, die der einen Nacht der Herrlichkeit entgegensehen.

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