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Montag, 10. April 2023

Denn alles Fleisch, es ist wie Gras


Heute vor 155 Jahren wurde im Bremer Dom das Deutsche Requiem von Johannes Brahms aufgeführt, der Komponist dirigierte selbst. Einstudiert hatte das Werk der Bremer Domkapellmeister Carl Martin Reinthaler, der mit Brahms befreundet war. Der 10. April 1868 war ein Karfreitag, da passte das Werk vom Thema her zu dem Tag. Drei Jahre später, am 7. April 1871 (auch wieder einem Karfreitag) wurde im Bremer Dom der erste Satz des Triumphliedes op. 55 von Johannes Brahms aufgeführt. Mit 200 Chorsängern und 80 Orchestermusikern, soviel mussten es zur Reichsgründung schon sein. Es sei eine seiner politischen Betrachtungen über dies Jahr, sagte Brahms über die Komposition, zu der ihn Reinthaler überredet hatte.

Seit mir meine Eltern den Plattenspieler von Braun, den man Schneewittchensarg nannte, gschenkt hatten, und ich den halben Tag in meinem Zimmer Musik hören konnte, liegt an jedem Karfreitag bei mir Brahms Deutsches Requiem auf dem Plattenteller oder im CD Player. Nicht das ganze Werk, nur der zweite Satz in b-Moll Denn alles Fleisch, es ist wie Gras. Ich finde die Wucht unglaublich. Brahms hatte für sein Requiem, das im Untertitel nach Worten der heiligen Schrift deutsche Bibelzitate genommen. Weil es ein deutsches Requiem, sein sollte, Messen auf Latein gab es schon genug. Das Deutsche Requiem machte den 34-jährigen Komponisten berühmt, obwohl es noch nicht ganz fertig war. Auf den fünften Satz (Ihr habt nun Traurigkeit) musste das Publikum noch einige Jahre warten. Uns reichen als poetischer Text heute einige Zeilen aus Luthers Bibelübersetzung.

Denn alles Fleisch, es ist wie Gras 
und alle Herrlichkeit des Menschen
wie des Grases Blumen.
Das Gras ist verdorret
und die Blume abgefallen.


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