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Mittwoch, 29. Februar 2012

29. Februar


29. Februar, ein geschenkter Tag! Da mache ich doch mal Pause. Weil ich gerade an einem Artikel schreibe, der ein wenig länger wird. Heißt Leuchttürme und steht morgen hier. Damit Sie sich schon ein bisschen einstimmen können, gibt es schon mal diesen schönen Leuchtturm von Edward Hopper. Und falls Sie vor Jahren den Post Einsamkeit verpasst haben, dann lesen Sie doch hier alles über ➱Edward Hopper.

Ich habe noch einen zweiten Leuchtturm für Sie, der aussieht, als hätten Magritte, Dali und ➱Radziwill sich zusammengetan, um einen surrealistischen Leuchtturm zu malen. Aber das Bild Mannequin Lighthouse, das x-fach im Internet steht, ist von einem gewissen ➱Paul Grand. Über den ich leider nichts weiß, aber ich finde die Photomontage sehr bizarr. Natürlich hat es Salvador Dali nicht ausgelassen, auch einen ➱Leuchtturm zu malen, und es gibt auch einen von ➱Yves Tanguy.

Ich merke gerade, dass das ein schönes Thema wäre, Leuchttürme in der bildenden Kunst zu behandeln. Ich lasse das heute mal, weil ich ja heute nichts schreiben wollte, stelle aber noch einen sehr schönen romantischen Leuchtturm von Carl Blechen hier hin. Einen Post zu dem Maler ➱Carl Blechen gibt es in diesem Blog natürlich auch.

Dienstag, 28. Februar 2012

Lilla Cabot Perry


Die Zeitung hat etwas Stoffliches, sie ähnelt beinahe der Gardine. Das aprikosenfarbene Rosa, das im ganzen Bild ist (sogar im blauen Muster des Sessels), liegt auch auf der Zeitung. Ich wundere mich ein wenig, dass der Herr eine Zeitung liest, eigentlich liest er Bücher. Oder schreibt welche, er ist ein Gelehrter, ein Harvard Professor. Selbst wenn wir sein Gesicht nicht vollständig erkennen können, selbst wenn wir nicht wüssten, wer er ist - es ist uns klar, dass es sich hier um einen distinguierten Herren handelt. Wie seine Hand die Zeitung hält! Wie wird sie erst eine Teetasse halten?

Hier ist Thomas Sergeant Perry noch einmal, diesmal liest er ein Buch. Man beachte, wie er seine Tabakspfeife hält. Er trägt für den Akt des Lesens etwas, was wie eine samtene Hausjacke aussieht. An dem hohen steifen Kragen können wir erkennen, dass wir noch im 19. Jahrhundert sind. Er ist auf diesem Portrait von 1889 vierundvierzig Jahre alt, wirkt aber älter. Auf dem Bild mit der Zeitung ist er 36 Jahre älter, das sieht man ihm kaum an. Perry kommt aus Amerikas feiner Gesellschaft, das ist uns schon klar. Sein Großvater war Commodore Oliver Hazard Perry, ein amerikanischer Held.

Die Gattin unseres Harvard Professors, die diese beiden Bilder gemalt hat (hier ein Selbstportrait von ihr) kommt natürlich auch aus der feinen Gesellschaft. Sie heißt Lilla Cabot und kommt aus Boston. Wo es so schon in diesen Knittelversen heißt: And this is good old Boston, The home of the bean and the cod, Where the Lowells talk only to Cabots, And the Cabots talk only to God. Als sie das erste Portrait ihres Gatten malt, ist sie gerade in Paris gewesen, hat die Impressionisten gesehen und Monet kennengelernt. Den Einfluss von Monet, der ihr Mentor bleiben wird (das Ehepaar macht fortan regelmäßig Urlaub in Giverny), merkt man dem ersten Portrait nicht an. Dem zweiten schon.

Die amerikanische Malerin Lilla Cabot Perry ist heute vor 79 Jahren gestorben. Erstaunlicherweise wird sie von der Kunstgeschichte kaum behandelt. Ihr Name fehlt in Matthew Baigells Dictionary of American Art, in Oliver Larkins Art and Life in America (einem Buch, das einmal mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde) und in Robert Hughes' American Visions, um nur einige Titel zu nennen. Warum? Weil sie eine Frau ist? Weil sie zur High Society gehört und man sie als malende Dilettantin betrachtet?

Man könnte viele ihrer Bilder als Illustrationen für den Buchumschlag von Henry James Romanen nehmen. Die Welt von Henry James ist auch die Welt, aus der sie kommt. Ihr Ehemann ist der beste Freund von Henry James gewesen. Ihre Schwester hat den Maler John LaFarge geheiratet, von dem wir ein schönes Jugendbild von ➱Henry James haben. Allerdings muss man sagen, dass sie von der Familie James nicht so begeistert war. Von einer poky banality of the James house hat sie gesprochen und ätzende Bemerkungen über die Mutter von Henry James' gemacht. Sicherlich nicht zu Unrecht. Bis auf Henry, den sie vergötterte, sollen ihre Kinder bei ihrem Tod nicht geweint haben. In dieser steifen Welt der amerikanischen Oberklasse zeigt man keine Emotionen. Die arme hysterische Alice ist sicherlich ein Opfer der fehlgeleiteten Erziehung der frömmelnden Mary James gewesen.

Hysterie scheint damals eine Modekrankheit zu sein. Von der Arbeiterfrauen, die ein viel härteres Leben haben als die Damen der High Society, nie angesteckt werden. Es ist ein ungesundes geistiges Klima im fin de siècle. Da kann man nur glücklich sein, dass es auch Frauen gibt, die sich nicht in eine Opferrolle drücken lassen und als Künstlerin ihren Weg gehen. Wie Edith Wharton, die immer lebenstüchtiger war als Henry James. Oder wie Lilla Cabot Perry, die still und beharrlich ihren eigenen malerischen Weg geht.

Als ihr Gatte eine Professur in Japan annahm, ist sie mit ihm nach Japan gegangen. Sie hat die japanische Kunst aufgesaugt, ihre Bilder haben dadurch eine erstaunliche gestalterische Klarheit gefunden. Das ist jetzt nicht der grassierende second hand Japonismus der europäischen Malerei, sondern eine wirkliche Begegnung mit der japanischen Kunst. Aber so aufgeschlossen sie hier ist, viel weiter als bis hier und bis zum Impressionismus ist sie nicht gegangen. Mit der Moderne, die danach kommt, konnte sie wenig anfangen. Bei der ➱Armory Show war sie nicht vertreten.

Sie ist viel gereist. Wo immer sie war, war sie von Künstlern umgeben. Sie hat auch (ihr Wohlstand machte es ihr möglich) viele Künstler gefördert. Sie hat die Kunst geliebt und gelebt. Vielleicht auf eine andere Weise als ➱Oda Krogh oder ➱Marie Kröyer. Sie ist nicht in die Boheme abgewandert. Aber mit der sterilen Kälte der Boston Brahmins konnte sie ebenso wenig anfangen, wie sie die poky banality der Familie James ertragen konnte. Sie musste die provinzielle Enge von Boston verlassen, um sich selbst zu finden. Sie hat Henry James nie gemalt. Dafür aber den Dichter ➱Edwin Arlington Robinson, der eher ein Außenseiter der Gesellschaft war. Aber drei Pulitzer Preise für seine Lyrik erhielt. Über den von ihr bewunderten Monet hat sie einmal gesagt: I remember his once saying to me: "When you go out to paint, try to forget what objects you have before you--a tree, a house, a field, or whatever. Merely think, here is a little square of blue, here an oblong of pink, here a streak of yellow, and paint it just as it looks to you, the exact color and shape, until it gives your own naive impression of the scene before you." He said he wished he had been born blind and then had suddenly gained his sight so that he could have begun to paint in this way without knowing what the objects were that he saw before him.

Diese Sätze sind für sie zu einer Maxime geworden. Und so malt sie diesen Herbstnachmittag in Giverny, so malt sie ihren Zeitung lesenden Ehemann, und denkt dabei nur in Farben. Seien wir ihr dankbar dafür, a thing of beauty is a joy forever.


Montag, 27. Februar 2012

Friedrich Hecker


Am 27. Februar 1848 begann in Baden die deutsche Revolution. Wir alle wissen, dass sie nicht erfolgreich war. Einer der volkstümlichsten Revolutionsführer war Friedrich Hecker, auf den sogar ein Lied gedichtet wurde, das Heckerlied. Zeitgenössische Abbildungen zeigen ihn in einem Outfit, das aus dem Fundus einer Oper stammen könnte. Immer trägt er seinen Heckerhut. Den gibt es heute noch, er wird von der SPD in Konstanz an Menschen verliehen, die sich um die soziale Demokratie verdient gemacht haben. Hecker hat diese Kopfbedeckung übrigens nicht erfunden. Sie kommt aus Italien, wie beinahe alle Mode, die nicht aus England kommt. Dort heißt er natürlich nicht Heckerhut, sondern Kalabreser.

Der Rest von Heckers Revolutionsverkleidung, der Heckerkluft, ist etwas, was man damals altdeutsch nennt. Altdeutsch ist damals modern. Es erschließt sich wohl nicht auf den ersten Blick, weshalb im Zeitalter der Eisenbahn die Kleidung von Albrecht Dürer modern sein soll, aber es hat seinen Grund. Und der liegt in den Freiheitskriegen, als man dem französischen Geist und der welschen Mode etwas entgegensetzen wollte, selbst wenn man von Napoleon Truppen überrollt worden war. Da tat es die Werthertracht nicht mehr, deren Farben blau und gelb ja auch häufig als ein politisches Bekenntnis zu den Whigs gesehen wurde. Da musste jetzt etwas wirklich deutsches her. Wie das, was der junge Hoffmann von Fallersleben hier auf dem Bild trägt. Und so wurde die ➱Altdeutsche Tracht zur Kleidung des inneren Widerstandes. Die Obrigkeit verstand das Zeichen durchaus, die Tracht wurde an vielen Universitäten verboten. Da man 1848 modisch auf die Revolution noch nicht so ganz vorbereitet war - wahrscheinlich gilt auch hier Lenins Satz Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte! - rekurrierte man auf die gute alte Altdeutsche Tracht. Auf jeden Fall Friedrich Hecker. Oder die politischen Karikaturisten.

In Frankreich sieht das natürlich ganz anders aus, wie uns Delacroix beweist. Da ist die Freiheit oben ohne. So etwas haben wir nicht. Obgleich Frauen auch etwas mit der Revolution zu tun haben, der Unmut über die spanische Tänzerin Lola Montez führt in Bayern zur Revolution. Aber das ist - wie Rudyard Kipling sagen würde - eine andere Geschichte. Und für all diejenigen, die nicht aus Baden sind (die natürlich das Heckerlied singen können), oder die, die es zuletzt auf einem Hannes Wader Konzert 1968 gehört haben, stelle ich den Text doch mal eben hier hin.

Wenn die Leute fragen,
Lebt der Hecker noch?
Könnt ihr ihnen sagen:
Ja, er lebet noch.

Fürstenblut muß fließen
Knüppelhageldick,
Und daraus ersprießen
Die freie Republik.
Ja, dreiunddreißig Jahre
Währt die Knechtschaft schon
Nieder mit den Hunden
Von der Reaktion!

Schmiert die Guillotine
Mit Tyrannenfett!
Schmeißt die Konkubine
Aus des Fürsten Bett!
Ja, dreiunddreißig Jahre
Währt die Knechtschaft schon
Nieder mit den Hunden
Von der Reaktion!

Und dann folgt der schöne Refrain: Er hängt an keinem Baume, Er hängt an keinem Strick. Er hängt nur an dem Traume Der deutschen Republik.

Der Mann, der die schönen Sätze sagte Ich will die Freiheit für alle, gleichviel in welcher Staatsform sie zu erreichen ist. Aber keine Freiheit nur für die Privilegierten oder für die Reichen; ich bin, wenn ich es mit einem Wort benennen soll, Sozialdemokrat, ist nach Amerika emigriert. Im amerikanischen Bürgerkrieg war er wieder dabei und kämpfte in der Armee der Nordstaaten. Im Gegensatz zu den badischen Revolutionären Carl Schurz und Franz Sigel hat er es aber nicht bis zum General gebracht, sein letzter Dienstgrad war der eines Oberstleutnants.

Seine militärischen Verdienste sind etwas umstritten. Die von ➱Franz Sigel (und der vielen political generals) sind auch nicht toll. Aber Hecker hat für die Demokratie in seiner neuen Heimat gekämpft. In der für die deutschen Truppen katastrophalen Schlacht von ➱Chancellorsville wird er verwundet, aber am letzten Tag der Schlacht von ➱Gettysburg ist er wieder bei seinem Regiment. Und wittert sofort überall Intrigen, die angeblich gegen ihn während seiner Abwesenheit gesponnen wurden. Einer seiner Untergebenen schreibt, dass ihn wieder seine Intrigenwuth befallen habe. Die Intrigenwuth befällt in dieser Zeit nicht nur Hecker, viele Offiziere sind von dieser Krankheit befallen. Bei Hecker ist das Ganze nur etwas pathologisch, resultiert wahrscheinlich aus der Enttäuschung, dass er, der geborene Anführer, nicht zum Brigadegeneral gemacht wird. Am 12. Februar 1864 reicht er sein Entlassungsgesuch ein, er gibt gesundheitliche Gründe an. In Wirklichkeit will er zurück auf seine Farm.

Sie haben richtig gelesen, der studierte Jurist ist in Amerika Farmer geworden. Und er baut Wein an, wenn man aus Baden kommt, dann macht man das. Das mag jetzt wie eine liebenswerte Marotte erscheinen, aber es ist mehr, es ist schon richtige Wissenschaft. Denn Hecker steht in ständiger brieflicher Verbindung mit dem Professor ➱Adolph Blankenhorn in Freiburg, der an der Züchtung von reblausresistenten Weinreben arbeitet. Und als die ganz Europa befallende Reblausepidemie auch den badischen Weinbau bedroht, wodurch wird der badische Wein gerettet? Sie ahnen es: durch die reblausresistenten Hybridreben von Friedrich Hecker aus Amerika. Einen Heckerwein kann man noch heute kaufen. Wenn Sie irgendwann einmal eine Flasche badischen Weins aufmachen, dann denken Sie einmal an unseren deutschen Revolutionär aus Baden, dem wir das Heckerlied, den Heckerhut und den Heckerwein verdanken. Und vielleicht auch ein wenig sozialdemokratische Demokratie.

Sonntag, 26. Februar 2012

Victor Hugo


Meine erste Begenung mit Victor Hugo war diese Briefmarke. 18 Francs, Hernani de Victor Hugo stand da drauf. War aus einer Reihe von Sondermarken mit großen Figuren der französischen Literatur. Dazu gehörten noch Gargantua von Rabelais (6 Francs), Célimène von Moliere (8 F) und Figaro von Beaumarchais (12 F). Ich hatte keine Ahnung, wer Hernani war. Ich war zehn. Aber die Marke fand ich toll, lila, weiß und schwarz-bräunlich. Es gab damals noch nicht so viel Sondermarken. Die Briefmarke wird heute für 20 Cents (den ganzen Satz bekommt man schon für 2 Euro 10) gehandelt. Das ist ein bisschen enttäuschend, ich dachte immer, Weltliteratur wäre mehr wert. Aber ist Victor Hugo wirklich Weltliteratur? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, dass ich ihn nie gelesen habe? In Frankreich gilt er immer noch als bedeutender Autor, der Rest der Welt (Jay inklusive) kennt nur den Glöckner von Notre Dame als Film oder als Musical.

Bin ich ungerecht? Viele Schriftsteller haben sich unfreundlich über Victor Hugo geäußert. Victor Hugo était un fou qui se croyait Victor Hugo, hat Jean Cocteau gesagt. Charmant. Und Henry James beklagte, dass Hugo überhaupt keinen Humor habe: the absence of this quality is certainly Victor Hugo's great defect. Mich hätte ja damals das Schicksal des Hernani schon interessiert, aber niemand, den ich kannte, hatte ein Exemplar des Dramas. Und so las ich mich erst einmal durch den Rest der Weltliteratur. Kam irgendwann zu Balzac (diese hübschen kleinen blauen Rowohlt Bände) und dann zu Stendhal und Flaubert. Wenn man ➱Stendhal und ➱Flaubert gelesen hat, kann man nicht zu Victor Hugo zurück.

Victor Hugo wurde heute vor 210 Jahren geboren. Ich wollte, ich könnte etwas Nettes über ihn sagen. Aber meine Kenntnisse sind begrenzt. Ich habe zwei Verfilmungen von Der Glöckner von Notre Dame gesehen und eine von Les Misérables. Und ich habe natürlich Truffauts L'Histoire d'Adèle H., den Film kann ich unbedingt empfehlen. Hugo hat Les Misérables im Exil auf Guernsey geschrieben. Dort hat er auch 1859 einen Brief geschrieben, in dem er sich emphatisch für John Brown einsetzt, den Meteor of War, wie ihn Melville genannt hat. Den Brief finden Sie hier, er ist auch ein wunderbares Beispiel für den Stil von Victor Hugo.

Und John Brown bringt mich jetzt (na ja, der Übergang ist ein wenig herbeigequält) zu einem anderen Geburtstagskind. Denn wer hat John Brown in ➱Fackeln im Sturm gespielt? Richtig, Johnny Cash. Der wäre heute achtzig geworden. Da vergessen wir doch einmal Victor Hugo und hören wir alle doch einmal in ➱Ring of Fire hinein. Und dann könnten Sie natürlich noch diesen schönen ➱Johnny Cash Post lesen.

Samstag, 25. Februar 2012

Elkie Brooks


Andrew Lloyd Webber hatte ihr angeboten, Don't Cry for Me, Argentina zu singen. Sie hat es ausgeschlagen. Julie Covington hat es dann gesungen, wurde ein internationaler Hit. Die originale Doppel-LP Studioaufnahme von Evita mit Julie Covington habe ich immer noch. Damals sangen Frauen, die wirklich singen konnten, solche Songs. Heute singt das Madonna. Als Maggie Thatcher ihren unsinnigen Falklandkrieg begann, gab es bei der BBC eine interne Anweisung, dass Don't Cry for Me, Argentina nicht über den Sender ausgestrahlt werden durfte. Six Months in a Leaky Boat von der Popgruppe Split Enz aus Neuseeland wurde auch gestrichen. Wahrscheinlich noch viel mehr, die englische Popmusik war eindeutig gegen Mrs Thatcher. Und einen Film wie The Ploughman's Lunch wird sie sich wahrscheinlich gar nicht erst angeguckt haben. Über den könnte ich jetzt etwas länger schreiben. Aber das bringt mich vom Thema ab, weil dies ein Geburtstagsgruß an Elkie Brooks werden soll.

Sie kennen Elkie Brooks nicht? Ich habe sie einmal gesehen, das ist zwar schon vierzig Jahre her, aber ich habe das nicht vergessen. Ich habe auch mindestens eine CD von ihr, die da oben, die Round Midnight heißt, habe ich sogar sofort gefunden. Ansonsten ist das mit dem CD-Finden bei mir so eine Sache. Manchmal glaube ich, dass sich die CDs heimlich vermehren, wenn man nicht hinguckt. Elkie Brooks trat damals in Bremen auf. Es ist heute vielleicht nicht mehr so bekannt, dass damals alles, was in England und Amerika in den Charts war, von Bremen aus vermittelt wurde (und ➱Waylon Jennings war auch da). Wenn Ihnen die Namen Uschi Nerke (oben) und Michael Leckebusch noch etwas sagen, dann wissen Sie, wovon ich rede.

Wenn Sie ➱hier mal eben hineinschauen: das ist die wirkliche Revolution. Im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen (na ja, was anderes gab es ja auch nicht) wird zum ersten Mal eine Popmusiksendung angekündigt: Guten Tag, liebe Beat-Freunde! Nun ist es endlich soweit. In wenigen Sekunden beginnt die erste Show im Deutschen Fernsehen, die nur für Euch gemacht ist. Sie aber, meine Damen und Herren, die Sie Beatmusik nicht mögen, bitten wir um Ihr Verständnis: Es ist eine Live-Sendung mit jungen Leuten für junge Leute!

Und kaum ist der Ansager (haben Sie Wilhelm Wieben erkannt?) weg, dröhnen auch schon die ➱Yankees mit Halbstark aus der Kiste. Da hatte der Mike Leckebusch (hier auf dem Photo mit Uschi Nerke) ja etwas angerichtet. Aber sein Chef Hans Abich ließ ihn nicht fallen. Es gab wütende Proteste aus den Reihen der Fernsehzuschauer, der Untergang des Abendlandes stand wieder mal bevor. Aber das Fernsehen brauchte eine Sendung wie den ➱Beat-Club (und die Nachfolgesendung ➱Musikladen), um ein klein wenig zeitgemäß zu sein. Wer Popmusik hören wollte, hörte damals BFBS und die Piratensender.

Man hatte nicht viel Geld. Heute verdienen ja Intendanten im Monat soviel, dass man den Sender Radio Bremen in den 60er Jahren davon ein halbes Jahr hätte finanzieren können. Und sie brauchen sich für das Geld nicht mal das schrottige Programm anzuhören oder anzusehen, das ihr Sender produziert. Bei Radio Bremen hatte man kein Geld, aber man hatte Einfälle. Und so nähte sich Uschi Nerke (die zuvor als Karina mal Schlager geträllert hatte) ihre scharfen Klamotten häufig selbst. Die Vorgaben von Mike Leckebusch waren klar: Kurz, sexy, kein Flimmermuster, nichts Blaues - und ganz irre muss es sein! Uschi hätte ja auch in Lolo's Saloon am Wall oder bei Drop in at Evelyn in der Langenstrasse einkaufen können. Evelyn Frisinger, die auch Originalklamotten aus London führte, war die inoffizielle Ausstatterin des Bremer Beat-Clubs.

Ich weiß nicht, ob ➱Mary Quant das je erfahren hat, aber mit dem Erfolg des Minirocks in Deutschland wäre es ohne Uschi Nerke und Evelyn Frisinger vielleicht nichts geworden. Uschis kurze Röcke beschäftigen irgendwann die katholische Kirche. Und natürlich die Bild Zeitung, die sich eine Schlagzeile wie Trägt Uschi zu kurz? nicht nehmen ließ. Aber Uschis Röcke wurden kürzer, bis sie irgendwann nur noch ein breiter Gürtel waren. Und eines Tages moderierte sie die Sendung nackt aus einer Badewanne. Wenn ich mich recht erinnere, ist damals - trotz des Aufschreis der Fernsehzuschauer, der katholischen Kirche und der Bild Zeitung - das Abendland nicht untergegangen. Uschi Nerke ist Architektin geworden und moderiert inzwischen CDU Feste.

Nein, ich habe jetzt voll von sechziger Jahre Nostalgie Elkie Brooks natürlich nicht vergessen. Hier ist sie bei einem ➱Auftritt in Bremen. Sie konnte wirklich singen. Das kann sie noch heute, wenn Sie ➱hier einmal hineinhören. Und natürlich hat sie auch eine Website. Sie steht jetzt beinahe ein halbes Jahrhundert am Mikrophon, da kann man nur sagen: Sing On, Elkie! Und wer sich die Welt des Beat-Club zurückholen will: es gibt The Story of Beat-Club: 1970-1972 auf 8 DVDs immer noch zu kaufen.

Freitag, 24. Februar 2012

Michel Legrand


Er wird heute achtzig, und dazu gratuliere ich ganz herzlich. Ich lege mal die CD auf, auf der zwanzig verschiedene Versionen von ➱Windmills of Your Mind sind. Kennen Sie. Aus The Thomas Crown Affair, dem Original, nicht dem Re-Make. Die CD ist schon toll, weil es hier den Titel von den verschiedensten Leuten gibt, von Oscar Peterson bis Caterina Valente (die Les moulins de mon coeur singt), von Acker Bilk bis Dusty Springfield. Und die Bandbreite der Interpreten spiegelt auch die Bandbreite von Michel Legrand wider. Er konnte alles, er hatte bei der berühmten Nadia Boulanger Klavier studiert, wechselte aber gleich nach dem Examen am Pariser Konservatorium in den Jazz. Man sollte das nicht vergessen, auch wenn man den Mann, der mindestens ein Dutzend Mal für den Oscar nominiert war, immer nur für einen Filmkomponisten hält.

Er kann auch den Jazz wunderbar mit seinen ersten Arbeiten für den Film verbinden. Vor allem natürlich, wenn er mit dem Jazzfan Joseph Losey zusammenarbeiten kann. Wie bei dem Film Eva, der Soundtrack ist vielleicht nicht so berühmt geworden wie der von Fahrstuhl zum Schafott, aber man kann ihn heute noch immer kaufen (man kann die Musik auch ➱hier hören). Joseph Losey hatte zwar zuerst Miles Davis für den Soundtrack haben wollen, danach wollte er Billie Holiday Songs auf dem Soundtrack haben, aber das war den Produzenten, den beiden Hakim Brüdern, zu teuer. Diese kleinen Kleinkriminellen (oder sind sie schon Großkriminelle?) des französischen Films sind hier schon einmal erwähnt worden, als ich über Truffauts ➱Waltz into Darkness schrieb - übrigens ein sehr lesenswerter Post, voller Mode und großer Gefühle. Michel Legrand hat von den Hakims (genauso wie Jeanne Moreau) keinen einzigen Franc erhalten, ich kann nur hoffen, dass er die Rechte für die CD mit dem Soundtrack hat. Heute interessiert ihn das nicht mehr, heute ist er Multimillionär, aber damals stand er am Beginn seiner Karriere. Jeanne Moreau hat sich an den Hakims gerächt, indem sie Truffaut den Film Waltz into Darkness finanziert hat, den die Hakims so gerne als Vehikel für Brigitte Bardot gesehen hätten.

Auch bei Loseys wunderbaren Film The Go-Between war Legrand, trotz der Schwierigkeiten, die er persönlich mit Losey hatte, wieder dabei. Wenn Sie ➱dies hier im letzten Jahr schon gelesen haben, können Sie sich die nächsten Absätze sparen. Denn hier kommt noch einmal das, was ich über die Filmmusik meines Lieblingsfilms The Go-Between geschrieben habe.

     Manche Romane enthalten Musik, Prousts A la recherche du temps perdu lebt von der wiederkehrenden Sonate von Vinteuil. Viele Romane enthalten keinerlei Musik, aber alle Literaturverfilmungen enthalten einen musikalischen Soundtrack. Filmmusik ist ein Relikt aus der Zeit des Stummfilms, als noch Orchester beschäftigt wurden, um die Verbindung zwischen den Bildern zu verdeutlichen und die dargestellten Emotionen zu unterstreichen - und vielleicht auch um das laute Geräusch des Filmvorführungsgeräts zu übertönen. Obwohl Filmmusik ein Wesensmerkmal des Spielfilms zu sein scheint, tun sich Theoretiker des Films mit ihr schwer, Theoretiker der Literaturverfilmungen gehen so gut wie nie auf das Phänomen ein. Losey hätte die Musik von Edward Elgar nehmen können (Visconti nimmt Mahler für Tod in Venedig), aber er will keine Musik aus der Zeit der Jahrhundertwende, er will etwas Modernes, Verfremdendes. Die Filmmusik von Richard Rodney Bennett, der die Musik für Far from the Madding Crowd und zwei Losey-Filme geschrieben hatte, wird verworfen. Losey schwebt abstrakte Jazzmusik vor, als er Michel Legrand mit der Komposition beauftragt.

Regisseure brauchen nichts von Musik zu verstehen, Losey verstand etwas davon. 1936 hatte er das erste Jazzkonzert in der Carnegie Hall organisiert, durch seine Vermittlung erhielt Hanns Eisler ein Rockefeller-Stipendium, um sein Standardwerk über Filmmusik schreiben zu können. Am Ende von Loseys Schaffen steht eine vieldiskutierte Don Giovanni-Inszenierung. Legrands Variationen für zwei ➱Klaviere und Orchester, die nicht nur Losey später an Legrands Musik für The Thomas Crown Affair erinnern sollte, funktioniert im Film niemals wie konventionelle Filmmusik. Die Musik, die beinahe autonom von der Handlung existiert, sogar gegen sie existiert, distanziert den Betrachter im gleichen Maße, wie sie die Gefühle der Hauptfigur, des kleinen Leo verdeutlicht. Aber der Soundtrack enthält noch mehr. Neben der akustischen Markierung der Szenen des "zweiten" Films der 50er Jahre (die durch eine andere Aussteuerung zusätzlich zu der Bildebene den Zeitsprung markiert), präsentiert uns der Film dank der Leistung des Toningenieurs Peter Handford eine erstaunliche Geräuschkulisse. Man kann hier eine Erbschaft der Radiozeit von Losey sehen. Der Zuschauer wird neue Verfremdungseffekte entdecken (wie die Eisenbahngeräusche, die die pastorale Landschaft in Frage stellen): die Trennung von Bild und Dialog wird zu einem Stilmittel der späten Losey-Filme. Das Endprodukt (Musik, Dialog der 1900-Ebene on oder off, Dialog der 1952-Ebene on oder oder off, Außengeräusche der 1900- und 1952-Ebene) erreicht vielleicht nicht die Dichte der kontrapunktischen Stimmkollagen, die Glenn Gould für den kanadischen Rundfunk produzierte, hat aber ansatzweise deren Komplexizität.

Sorry, da mussten Sie eben mal durch. Es scheint Michel Legrand glücklicherweise nie so recht interessiert zu haben, das ganz große Geld in Hollywood zu verdienen. Obgleich er das mit Yentl dort sicher verdient hat. Aber er hat auch immer wieder die Filmmusik für kleine Filme geschrieben, wo es nicht klar war, ob die überhaupt in den Kinos reüssierten. Wie zum Beispiel ➱La vie de chateau. Obgleich, ➱Klaviermusik und Catherine Deneuve, kann das schiefgehen? Wenn die Tonqualität so grauenhaft ist wie hier, dann vielleicht.

Er hat leider, das merkt man an diesem Tonbeispiel sehr schön, so einen kleinen Hang zum orchestralen Größenwahn. Kriegt man die Streicher im Dutzend billiger? Wenn er ➱hier ein ganzes Orchester mit der Filmmusik von Musketier mit Hieb und Stich  (wieder wie La vie de chateau ein Film von Rappeneaudirigiert, dann finde ich das ziemlich furchtbar. Aber wenn er in den Sixties und Seventies das Piano ganz entschieden gegen das Orchester positioniert, dann gelingen ihm schöne Dinge. Wie zum Beispiel diese an Bach gemahnende ➱Fuge aus The Go-Between. Manchmal glaube ich, dass die Musik aus diesen Filmen eine Art Endlosschleife ist, die sich von einem Film in den anderen zieht. Joseph Losey fürchtete beim Schnitt des Film The Go-Between, dass die Musik zu einem Jingle für Zigarettenwerbung verkommen könne. Er lag da vielleicht nicht so ganz falsch. Als er Jahre später The Thomas Crown Affair im Fernsehen sah, beschimpfte er Michel Legrand per Telegramm, dass der für den Film ein Plagiat der Musik von The Go-Between abgeliefert hätte. Wenn er in seine Programmzeitschrift geguckt hätte, hätte er sehen können, dass The Thomas Crown Affair lange vor The Go-Between ins Kino gekommen war. Auch erfolgreiche Filmkomponisten recyceln sich manchmal selbst. Oder sie werden von anderen recycelt. Hören Sie doch mal eben in Francis Lais Musik zu ➱Vivre pour vivre hinein. Klingt wie die gute alte Michel Legrand Zauberformel.

Nach dem bösen Telegramm haben Joseph Losey und Michel Legrand einige Jahre nicht mehr miteinander geredet, aber für Loseys Film ➱Les routes du sud schrieb Legrand wieder die Musik. Klang ein wenig nach richtigem Jazz. Vielleicht hätte er sowieso besser beim Jazz bleiben sollen. Na ja, die beste Filmmusik ist sowieso die, die man nicht hört.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Sir Joshua Reynolds


In diesem Portrait von seinem amerikanischen Malerkollegen Gilbert Stuart zeigt Reynolds eine große Zurückhaltung, ja eine gewisse Kälte. Nichts von dem smarten Gesellschaftsmaler, der mit der High Society und allen Grössen der Londoner Bühnen und Kaffeehäuser bestens zurechtkommt. Reynolds ist auch mit dem Ergebnis der Sitzungen nicht glücklich, Sir Joshua said, if that was like him, he did not know his own appearance, hat ein Zeitgenosse gesagt. Er war auch nicht darüber glücklich, dass ihm Stuart diese goldene Schnupftabakdose in die Hand gedrückt hat, er hält sie beinahe verlegen. Muss so etwas Privates auf ein Bild, das den Präsidenten der gerade gegründeten Royal Academy zeigt? Der Reynolds auf diesem Bild scheint den Maler Gilbert Stuart argwöhnisch zu beobachten. Was wird er aus mir machen?

Wenn er sich selbst malt, dann sieht Sir Joshua natürlich ganz anders aus. Da muss es die grand manner sein, wie man das heute nennt. Allerdings hat Reynolds diesen Begriff nicht verwendet, er spricht eher von great style: How much the great style exacts from its professors to conceive and represent their subjects in a poetical manner, not confined to mere matter of fact, may be seen in the cartoons of Raffaelle. In all the pictures in which the painter has represented the apostles, he has drawn them with great nobleness; he has given them as much dignity as the human figure is capable of receiving yet we are expressly told in Scripture they had no such respectable appearance; and of St. Paul in particular, we are told by himself, that his bodily presence was mean. Alexander is said to have been of a low stature: a painter ought not so to represent him. Agesilaus was low, lame, and of a mean appearance. None of these defects ought to appear in a piece of which he is the hero. In conformity to custom, I call this part of the art history painting; it ought to be called poetical, as in reality it is. 

Die von ihm Portraitierten sind ihm ja für diese Kunstauffassung dankbar, wenn ihre Schwächen nicht so offenbar gemacht werden, hinter luxuriöser Kleidung versteckt werden. Dies Bild des Marineoffiziers Captain John Hamilton (in der Uniform eine ungarischen Husaren) ist 1746 das erste Bild von Reynolds, das ihn berühmt macht. Reynolds selbst möchte seine Schwächen auch nicht gerne portraitiert wissen, Realismus verträgt sich nicht mit der grand manner. Auf den Bildern von ➱Angelica Kauffmann (die sogar im ➱Bild auf seine Schwerhörigkeit hinweisen darf) und Gilbert Stuart haben wir einen ganz anderen Reynolds, einen privaten Mann hinter der Maske des Malerfürsten.

In seinen Selbstbildnissen hat sich Reynolds von Anfang an an Rembrandt orientiert, wie auf diesem Bild, das er mit 24 Jahren malte, bevor er nach Italien aufbrach (man achte auf die modische blaue Weste des jungen Mannes). Eine Italienreise ist ja damals de rigueur für einen Künstler, der etwas in der aufstrebenden Welt des englischen Bürgertums werden will. Reynolds ist kein Aussenseiter wie William Blake, er karikiert die englische Gesellschaft nicht wie William Hogarth. Er schwimmt mit der aufstrebenden bürgerlichen Gesellschaft des Georgian Age nach oben, wird Gründungsmitglied und erster Präsident der neugegründeten Royal Academy. Eigentlich erstaunlich, weil er nur Portraits malen kann.

Als er das erlernte, galten Portraits noch als trade, nicht als art. Jetzt ist es natürlich grand manner Kunst, die aus seinem Studio kommt (und zu großen Teilen von seinen Schülern und Angestellten gemalt wird). Reynolds' Rivale Gainsborough ist ein Meister der Landschaftsmalerei. Reynolds nicht. Er malt geradezu monomanisch die High Society. Die ist ihm dankbar, die Rolle des Patrons für den Maler übernehmen zu können, der ihre Bedürfnisse nach Repräsentation so vorzüglich mit den swagger portraits bedient.

Wofür er natürlich eine Vielzahl von Assistenten hat. Auf diesem Bild von Lord Rockingham und seinem Sekretär Edmund Burke sind nur die Gesichter und die skizzierten Figuren von Reynolds. Der missratene lange Arm von Rockingham sicher auch. Aber alles andere ist das Werk von Assistenten, die Landschaft im Hintergrund, die Säule, Sessel und Tisch. Das detailliert sorgfältig gemalte Tintenfass sowieso. Einen Assistenten, der sich auf die Wiedergabe der eleganten Kleidung spezialisiert hat, besitzt Reynolds natürlich auch, aber der ist hier noch nicht zum Einsatz gekommen.

Innerhalb der sich jetzt im 18. Jahrhundert neu formierenden englischen Gesellschaft und des sie bedienenden Kunstmarktes inszeniert sich Reynolds. Seine Selbstportraits von 1748 (das mit der blauen Weste) und 1780 (oben) sind im Stile Rembrandts gemalt, so hat er sich wohl gerne gesehen. Seine Kunden wohl auch. Natürlich will er sich auch äußerlich seinen Kunden anpassen. So schreibt James Northcote, der jahrelang als Reynolds' Schüler in seinem Haus lebte: he dresses very grand commonly wearing cut Velvet. Und natürlich hat er sich für den Empfang bei Hof einen Anzug schneidern lassen, a three-piece ensemble of apricot ribbed silk. Der Anzug ist heute in der Privatsammlung von Dr John Edgcumbe, einem Nachfahren des Barons Edgcumbe, den Reynolds ➱1748 gemalt hatte. Reynolds legt nicht nur viel Wert auf seine Kleidung (was ja viele Maler nicht tun, William Turner wäre da ein schönes Beispiel), er besitzt auch eine luxuriöse Kutsche, die manchen seiner Portraitierten neidisch werden lässt. Zwar geniesst er lieber die Gesellschaft von Dr Johnson und Edmund Burke, aber in seinem Lebensstil ist er auf Augenhöhe mit seiner aristokratischen Klientele. Er biedert sich nicht an, er weiß, was er wert ist. Seine Kunden können es an seiner Preisliste ablesen.

Das einzige, was seine Kundschaft manchmal abschreckt, ist die Tatsache, dass die Farben auf seinen Bildern häufig verblassen, dass manchmal sogar die Farbe von der Leinwand fällt. Der große Kunstförderer Sir George Beaumont rät der Familie Bowles, ihre kleine ➱Tochter nicht von ➱George Romney malen zu lassen sondern zu Reynolds zu gehen: No matter, take the chance; even a faded picture from Reynolds will be the finest thing you can have. Nicht jeder reagiert so. Wenn der Earl of Drogheda (der noch mit 91 Jahren zum Feldmarschall ernannt wird) nach dreißig Jahren als Soldat in Englands Diensten nach Irland zurückkehrt, findet er, dass das Reynolds' ➱Portrait dem Zahn der Zeit weniger getrotzt hatte als er: An elderly Irish rake, the Earl of Drogheda, returned to his native land after 30 years abroad, with a shattered constitution. He found that his youthful portrait by Reynolds was even more poxed, corrupt and wrinkled than he had become. One might say it is to Joshua Reynolds, rather than Oscar Wilde, that the portrait of Dorian Gray owes its existence.

Sir Walter Blackett (oben auf Reynolds' Portrait, das zwischen 1766 und 1769 gemalt sein muss), der den Verfall seines Portraits Jahr für Jahr beobachten konnte, rächte sich an Reynolds' handwerklichem Pfusch mit diesem netten Spottgedicht:

Painting of old was surely well designed
To keep the features of the dead in mind,
But this great rascal has reversed the plan,
And made the pictures die before the man.


Die Frage nach dem Warum? ist schnell beantwortet. Auf der Suche nach der Zusammensetzung der Farbe der alten Meister, die Reynolds so gerne imitieren möchte, experimentiert er mit ➱Farbpigmenten wie kein zweiter. Er soll sogar Farbschichten von seinem Tizian und seinem Rubens abgekratzt haben. Einen Watteau hat er so völlig zerstört. Selbst wenn es Max Doerners Malmaterial und seine Verwendung im Bilde damals schon gegeben hätte, Reynolds hätte weiter experimentiert. Und wenn er malt, muss alles schnell gehen, vor allem das Auftragen des Firnis: Varnished three times with different varnishes, and egged twice, oiled twice, and waxed twice, and sized--perhaps in 24 hours! schreibt der immer gehässige, aber manchmal scharfsichtige Benjamin Haydon. Das Auftragen von nassglänzenden Farben nach eigenem Rezept (um Robert Hughes zu zitieren: he would whip up weird mayonnaises of wax, turps, asphaltum, eggs, resin and oil) trägt ihm den Namen Sir Sploshua ein.

Sir Joshua Reynolds, der Portraitmaler des great style, ist heute vor 230 Jahren gestorben. William Blake - der nie den Erfolg von Reynolds hatte, aber auch nie dessen Leben hätte führen wollen - verfasste einen netten kleinen Vierzeiler:

When Sr Joshua Reynolds died
All Nature was degraded;
The King drop'd a tear into the Queen's Ear, 
And all his Pictures Faded

Joshua Reynolds ist kein Neuerer der Kunst gewesen. Seine Portraitkunst ist die Wiederbelebung der Kunst von Van Dyck, Rubens, Raffael und der großen Italiener. Er hat seine ästhetischen Überzeugungen in seinen ➱Seven Discourses niedergelegt. Mit einer Widmung an den König versehen, waren sie in ihrer Zeit so etwas wie die Gebotstafeln, die Moses vom Berg Sinai mitbrachte. Nicht für William Blake, diesen liebenswerten Anarchisten, der um 1808 sein Exemplar der Discourses mit Wörtern wie Villainy, A Lie oder Nonsense! verzierte. Und den schönen Satz hinschrieb: To Generalize is to be an Idiot; To Particularize is the Alone Distinction of Merit. In seinen Discourses predigt Reynolds immer wieder die Maxime, dass die Historienmalerei die höchste Form der Malerei sei. Die er selbst nie gepflegt hat, er hätte kein Talent zur Historienmalerei, hat er gesagt. Er hätte noch hinzufügen können, dass man mit swagger portraits mehr verdient.

Ich hätte zum Schluss noch zwei Literaturempfehlungen, die beide erstaunlicherweise bei Wikipedia nicht auftauchen. Die erste ist Reynolds: Catalogue of a Royal Academy of Arts Exhibition (1986), herausgegeben von Nicholas Penny (der jetzt Direktor der National Gallery ist). Die zweite ist Sir Joshua Reynolds: The Painter in Society, ein verhältnismäßig schmales Buch (265 Seiten), das 1996 bei der Harvard University Press erschienen ist. Der Verfasser heißt ➱Richard Wendorf (wenn Sie wollen, können Sie hier einen Vortrag von ➱Professor Wendorf hören), und das Buch ist meiner Meinung nach das Beste, was in jüngster Zeit über Reynolds geschrieben wurde. Punkt.

Joshua Reynolds, der zu seinem Lebensende immer mehr erblindete, wurde nach seinem Tod in der St Paul's Cathedral beerdigt. In seiner Nähe liegt ein anderer englischer Maler begraben, der als junger Mann für Sir Joshua Leinwände grundiert hatte. Sir Joshua hat diesen Joseph William Mallord Turner zwar anfänglich gefördert, aber er hielt nichts von dessen Kunst. Er hätte mit Gainsborough befreundet sein können, aber er war es nicht. Er hat sich in seiner Einschätzung vieler zeitgenössischer Maler gründlich getäuscht. Er war ein großer Diplomat in seinen Beziehungen, das musste er vielleicht bei seiner Klientele sein. Er ist kein Mann der großen Gefühle, a temper too frigid hat Mrs. Thrale über ihn gesagt. Und deren kleines Lobgedicht (?) stelle ich einmal hier an den Schluss:

Of Reynolds what Good shall be said?—or what harm?
His Temper too frigid, his Pencil too warm;
A Rage for Sublimity ill understood,
To seek still for the Great, by forsaking the Good;
Yet all Faults from his Converse we sure must disclaim,
As his Temper ’tis peaceful, and pure as his Fame;
Nothing in it o’er flows, nothing ever is wanting,
It nor chills like his Kindness, nor glows like his Painting;
When Johnson by Strength overpowers our Mind,
When Montagu dazzles, or Burke strikes us blind;
To Reynolds for Refuge, well pleas’d we can run,
Rejoyce in his Shadow, and shrink from the Sun
.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Eduard Gaertner


Heute ist der 280. Geburtstag von George Washington (und der 25. Todestag von Andy Warhol). Ich würde ja über George Washington schreiben, irgendwie mag ich ihn, aber ich habe gerade vor Wochen einen langen ➱Artikel über den modebewussten Gentleman aus Virginia geschrieben. Und falls Sie eine gute Washington Biographie suchen: hier finden Sie die wichtigste ➱Literatur. Zu Andy Warhol fällt mir nix ein, außer dass Horst Janssen mal Andy war hohl auf eine Grafik geschrieben hat. Wenn man das graphische Werk von Janssen mit den Siebdrucken von Warhol vergleicht, muss man sagen, dass an dem Kalauer was dran ist. Es wäre ja schön, wenn Andy Warhol George Washington portraitiert hätte. Er hat zwar Marilyn Monroe und alle möglichen anderen Berühmtheiten "gemalt", den Gutsbesitzer aus Virginia aber nicht. Ich hätte jedoch hier eine wirklich wunderbare ➱Seite, wie Sie sich mit kleinen Kiddies einen echten Andy Warhol an Washingtons Geburtstag basteln können.

Heute gibt es hier im Blog nicht George Washington und nicht Andy Warhol, heute gibt es hier Eduard Gaertner. Zum einen, weil er heute vor 135 Jahren gestorben ist, zum anderen, weil ich vor längerer Zeit (als ich über ➱Franz Krüger schrieb) einen Artikel zu Eduard Gaertner in Aussicht gestellt hatte. Der Berliner Architekturmaler ist heute ja leider etwas weniger bekannt. Schon zu seinem Lebensende schien man ihn vergessen zu haben. Als die Preußische Akademie 1886 ihre Jahrhundertfeier beging, war in der Ausstellung kein einziges Bild von Gaertner zu sehen. Dabei hatte das Akademiemitglied Gaertner von 1822 an ein halbes Jahrhundert lang jede Ausstellung der Akademie beschickt.

Es hat lange gedauert, bis ein substantielles Buch zu Gaertner erschien. Um genau zu sein: man musste bis 1979 warten, bis Irmgard Wirths Buch (mit Werkverzeichnis) bei Ullstein erschien. Ein Jahrzehnt später legte Irmgard Wirth, die Mitbegründerin und erste Direktorin des Berlin Museums -  sozusagen als Ergebnis einer lebenslangen Beschäftigung mit der Berliner Malerei - ihr Buch Berliner Malerei im 19. Jahrhundert: von der Zeit Friedrichs des Grossen bis zum Ersten Weltkrieg vor, in dem Gaertner natürlich eine nicht unwichtige Rolle spielt. Ich habe das Buch schon in dem Post über Albert Stagura erwähnt, man kann es eigentlich nicht genug loben. Wenn Sie die deutsche Malerei interessiert und Sie einen Fuffi übrig haben, sollten Sie dieses Buch (550 Seiten, reich illustriert) unbedingt kaufen.

Und wenn Sie Eduard Gaertner Fan sind und den von Dominik Bartmann herausgegeben Katalog noch nicht besitzen, müssten Sie noch einen Fuffi ausgeben, um eins der letzten Exemplare zu bekommen. Dieser Katalog, der 2001 zum zweihundertsten Geburtstag von Eduard Gaertner erschien (464 Seiten, und natürlich auch reich illustriert) ist das non plus ultra für die Liebhaber der Kunst von Gaertner.

Gaertner hat eine Ausbildung bei der von Friedrich II. gegründeten Königlichen Porzellan Manufaktur Berlin erhalten; das war, wenn man so will, die Malakademie der kleinen Leute. Er hat sich allerdings über diese Zeit in seinem Lebenslauf, den er 1833 bei der Berliner Akademie einreichte, nicht sehr positiv geäußert. Sie sei außer einer oberflächlichen Lehre der Perspektive für meine Laufbahn eher hinderlich als förderlich (gewesen), da ich nur Ringe, Ränder und Käntchens zu machen hatte. Dies hier ist keine von Gaertner bemalte Vase, dies ist eine bei der KPM mit Bildern von Gaertner bemalte Vase, da war der ehemalige Lehrling der KPM schon berühmt. Da brauchte er keine Ringe, Ränder und Käntchens mehr zu machen, da malten andere seine Bilder (wie hier den Eosanderhof des Berliner Stadtschlosses) auf das Porzellan.

Dieser Hof (1818 von Gaertner gemalt) ist nicht so imposant wie der Eosanderhof des Stadtschlosses, aber das frühe Bild zeigt, dass er aus der oberflächlichen Lehre der Perspektive doch etwas mitgenommen hat. Er kann schon alles, was ein Architekturmaler braucht. Nach der Lehre bei der KPM bleibt er dort noch ein Jahr, aber dann wagt er etwas Neues. Er wird Theatermaler: Eine Reise nach Rügen und Westpreußen brachte in mir den Entschluß zur Reife die Porzellan Fabrik zu verlassen, welches noch bestärkt ward, da der Hr Theater Insp: Gropius grade zu jener Zeit junge Leute zur Beschäftigung suchte. Es ist jetzt eine große Zeit für das Theater, das Schauspielhaus von ➱Schinkel wird gerade fertig. Theatermaler sind gefragt, Schinkel hat sehr schöne ➱Dekorationen gemalt, und ➱Carl Blechen war als Theatermaler nicht unglücklich, wenn da nicht die Henriette Sontag gewesen wäre.

1822 reicht er sein erstes Bild bei der Akademie ein und bekommt gleich erste Aufträge vom preußischen Hof. Der finanzielle Erfolg ermöglicht ihm, für beinahe drei Jahre nach Paris zu gehen, wo er eine Anzahl wunderbarer Stadtansichten (hier Notre-Dame) malt, die leider im Internet nicht so recht repräsentiert sind. In diesen Bildern gibt er die unterkühlte Linearität der frühen Arbeiten zugunsten einer mehr malerischen Auffassung auf. Der Klassizismus der Linie weicht einer Romantik der Naturauffassung. Und warum auch nicht? Die Vedutenmalerei muss sich ja irgendwie von einer schlichten Bauzeichnung unterscheiden. Kunsthistoriker vermuten hier wohl zu Recht den Einfluss der Engländer ➱Richard Parkes Bonington und ➱John Constable, deren Aquarelle im Salon von 1827 die Sensation waren.

Die wichtigste Errungenschaft des Parisaufenthalts ist, was Werner Schmidt in seiner Dissertation 1922 mit Luftperspektive umschreibt. Gaertner selbst spricht  in seinen Schreibkalendern von Luft malenLicht en lucht, dat is de kunst, hat der Holländer ➱Jan Hendrik Weissenbruch gesagt. Es ist eine alte Zauberformel, die immer wieder funktioniert, und so bekommt die Spree von der Jannowitzbrücke her gesehen auch etwas von diesem Zauber ab. Sieht schon ein wenig nach Vermeer aus.

Hatte man Gaertner bei der Jahrhundertfeier der Akademie 1886 nicht mehr erwähnt, so war er zwanzig Jahre später auf der Jahrhundertausstellung deutscher Kunst von 1906 repräsentativ vertreten, man verglich den von der Kunstbetrachtung vernachlässigten Berliner nun mit dem großen italienischen Vedutenmaler Canaletto. Das hätte ihm sicher gefallen. Aber Gaertners Kunst ist auch der Ausklang einer Malerei, die mit Canaletto und Francesco Guardi schon einen Höhepunkt hatte. So detailliert genau seine Stadtansichten sind, sie werden eines Tages nicht mehr verlangt werden, werden dem neuen Medium der Photographie weichen. Doch solange preußische Könige stolz auf die Stadt sind, die ihnen Knobelsdorff und Schinkel gebaut haben, hat Gaertner mit Aufträgen vom Hofe sein Auskommen.

Eduard Gaertner zeigt uns in seinen Berliner Stadtansichten ein schönes Berlin, nicht das Berlin der Mietskasernen, nicht das Berlin, das Heinrich Zille photographiert. Nicht das Berlin, das Werner Hegemann in seiner architektonischen Kampfschrift ➱Das steinerne Berlin beschreibt. Wäre Berlin im Zweiten Weltkrieg völlig vernichtet worden, hätte man den schönsten Teil nach den Bildern von Gaertner wieder aufbauen könne. So wie man Warschau wieder aufgebaut hat, nachdem Edward Gierek 1971 den Wiederaufbau verkündete. Und da nahm man als Vorlage für Schloss und Altstadt die berühmten Veduten Canalettos, die das Krakowskie Przedmieście illustrierten. Die habe ich alle einmal in einer Ausstellung gesehen, die Warschau seit Canaletto hieß. Da war es dem Kieler Kunsthallendirektor Jens Christian Jensen - dem besten Direktor, den die Kunsthalle im 20. Jahrhundert hatte, über seine Nachfolger wollen wir lieber schweigen - gelungen, all diese Canalettos nach Kiel zu holen (die Ausstellung wanderte anschließend nach Hamburg weiter).



Und da ich gerade bei Kiel bin, viele Kieler sind der Meinung, dass Johann Heinrich Hintze ein Kieler ist. Weil er diese schöne Stadtansicht gemalt hat. Aber Hintze ist Berliner, ist ein Kollege von Gaertner und hat wie der bei der KPM gelernt. An dieser Stelle sollten vielleicht noch einige andere Berliner Architekturmaler erwähnt werden, denn wenngleich Gaertner sicher der bedeutendste ist, es gibt noch mehr. Neben Hintze gibt es zum Beispiel noch Johann Erdmann Hummel.

Den Namen muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, weil ich einmal in einem Katalog las, dass diese Granitschale im Berliner Lustgarten von Eduard Gaertner sei. Da waren schlichtweg die Namen zweier Künstler vertauscht worden. Aber immer wieder, wenn ich den Namen Eduard Gaertner lese, denke ich an dieses Paradestück realistischer Malerei. Und immer wieder sagt mir mein Gehirn mit leichter Verzögerung: das Bild ist nicht von ihm, das ist von Johann Erdmann Hummel! Der auch ein Komplementärbild dazu gemalt hat, das die ➱Granitschüssel im Entstehen zeigt.

Dann haben wir als Architekturmaler - um nur die bekanntesten zu nennen - noch Wilhelm Brücke und Carl Hasenpflug. Der als Architekturmaler gut ist, aber ganz furchtbar ist, wenn er glaubt, Caspar Friedrich ➱imitieren zu müssen. Irmgard Wirth widmet Gaertners Kollegen in Berliner Malerei im 19. Jahrhundert: von der Zeit Friedrichs des Grossen bis zum Ersten Weltkrieg ein ganzes Kapitel.

Ein Jahr vor Gaertners Tod erschien in der Allgemeinen Deutschen Biographie ein kurzer ➱Artikel von Robert Dohme, in dem es heißt: Gärtner’s Eigenart, die schlichte naturgetreue Wiedergabe des Architektonischen bei sorgfältiger sauberster Durchführung hat heute durch die Photographie an Interesse verloren. In dem Artikel wird auch behauptet, dass er kaum Ölbilder gemalt habe, was natürlich Unsinn ist. Heute wissen wir es besser. Wissen wir, dass seine Kunst mehr ist als die schlichte naturgetreue Wiedergabe des Architektonischen. Und dafür sollten wir Irmgard Wirth und all den Beiträgern zu dem 2001 bei Nicolai erschienenen Gaertner Katalog dankbar sein.