Dienstag, 17. Januar 2012

Nordlichter


Das Fernsehen versicherte mir am Wochenende, dass das größte Ereignis in Schleswig-Holstein der Besuch von Angela Merkel in Kiel gewesen sei. Das ist aber nicht richtig. Das größte Ereignis (neben dem Kronjubiläum der Regentin im Nachbarstaat) am letzten Wochenende war die Eröffnung der Anders Zorn Ausstellung in Lübeck (bei diesem Link hier finden Sie auch schöne Abbildungen). Über Anders Zorn würde ich ja liebend gerne schreiben, aber ich habe das schon getan. Ist schon etwas her, beinahe zwei Jahre, aber der Artikel ist eigentlich noch immer gut. Sie finden ihn hier. [und inzwischen gibt es noch einen zweiten langen Post zu Anders Zorn]. Ich habe ihn gerade noch mit einer Abbildung des Waschbären Knudsen ergänzt, die ich im Netz gefunden habe (vor zwei Jahren gab es noch kein Bild das Maskottchen der Firma Dynaudio im Netz). Bei mir sitzt Knudsen auf eleganteren Möbeln als auf diesem Photo. Der Katalog von Jens Christian Jensen für die Kiel Anders Zorn Ausstellung 1989 ist leider nicht mehr erhältlich, aber der für die Lübecker Ausstellung (die immerhin hundert Werke von Zorn zeigt) ist gerade erschienen: Der schwedische Impressionist Anders Zorn (1860-1920), Herausgeber Alexander Bastek und Anna-Carola Krausse. Kostet im Museum 29,95, im Buchhandel zehn Euro mehr.

Meine Leser, die diesen Kuddelmuddel-Kultur-Blog regelmäßig lesen, wissen natürlich, dass ich ein Faible für skandinavische Kunst habe. Mein Bloggerleben fing ja beinahe rein dänisch an, mit Kopenhagen und I skovens dybe stille ro. Und natürlich gab es hier auch schon lange Essays über Skagen und die dänische Kunst zu finden. Von den schwedischen Schauspielerinnen oder Jazzsängerinnen mal ganz zu schweigen. Wegen meiner nostalgischen Skandinavienbegeisterung möchte ich mal eben auf eine Ausstellung in meiner Heimatstadt Bremen hinweisen, die der Malerin Oda Krogh (hier auf einem Portrait ihres Gatten, das ist das beste Bild, das er je gemalt hat) gewidmet ist. Die Ausstellung heißt Oda Krohg – Malerin und Muse im Kreis um Edvard Munch, sie ist noch bis zum 26. Februar 2012 im Paula Modersohn-Becker Museum zu sehen. Es ist eine kleine Begleitausstellung zu der natürlich viel spektakuläreren Munch Ausstellung (auch noch bis zum 26. Februar) in der Kunsthalle, aber die braucht von mir keine Reklame. Eine Oda Krohg Ausstellung ist ja eigentlich sensationeller als als eine Munch Ausstellung. Der Katalog der ersten großen Ausstellung skandinavischer Malerei in Deutschland, Im Licht des Nordens: Skandinavische Malerei um die Jahrhundertwende, erwähnte 1986 ihren Namen nicht einmal.

Sie können sich dabei natürlich auch die Werke von Paula Modersohn-Becker anschauen - Bremer schleppen da Touristen immer zuerst hin - Sie brauchen das aber nicht zu tun. Aber falls Sie in der Gegend sein sollten, sollten Sie sich die Oda Krohg Ausstellung ruhig anschauen. Es gibt wie gesagt nicht so viel Ausstellungen, die Bilder von der vraie princesse de la bohème in Kristiania (dem heutigen Oslo) zeigen. Natürlich gibt es auch einen Katalog: Oda Krohg: Malerin und Muse im Kreis um Edvard Munch, herausgegeben von Verena Borgmann und Frank Laukötter. Dieses Bild von dem Lampion (Chinesische Laterne/An der Wiese), das auch im Ausschnitt den Katalog ziert, finde ich sehr schön.

Sie könnten allerdings auch diese Ausstellungshinweise zu einer kleinen Kunstreise nutzen, denn die Max Liebermann Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle geht noch bis zum 19. Februar 2012. Wenn Sie Liebermann auf dieser Kunstreise auslassen sollten, dann schauen Sie sich aber in Lübeck das Bild an, das Anders Zorn von seinem Freund Liebermann gemalt hat. Frau Merkel hat natürlich am Wochenende in Schleswig Holstein für die Kultur keine Zeit gefunden. Weil sie den Wahlkampf eröffnet hat, da hat man andere Sorgen. Ihr ganzes Kabinett soll auch hier gewesen sein. Die seien ins Land ausgeschwärmt, um Präsenz zu zeigen, berichtete die Lokalpresse. Wahrscheinlich ist mein alter Schulkamerad, unser Staatsminister für Kultur und Medien (der gerade siebzig geworden ist), zur Ausstellungseröffnung in Lübeck gewesen. Nee, ist ein Witz. Das sind doch alles Banausen. Dies Bild von Oda Krohg (En abonnent på Aftenposten) habe ich hier in den Text getan, weil ein Freund von dem Bild so begeistert war.

Und dann plaziere ich hier noch ein Bild von Oda Krohg, das mir persönlich auch sehr gefällt. Wenn Sie noch etwas Literarisches zu Oda Krohg lesen wollen, könnten Sie natürlich Ketil Björnstads Romanbiographie Oda lesen. Aber ich glaube, diese Seite reicht aus. Philippe Delerms Roman Sundborn oder die Tage des Lichts könnte man natürlich auch lesen, schöner Mittsommernachtskitsch. Ich habe bei Oda Krohgs Leben das Gefühl - wie auch bei dem der schönen Marie Krøyer - dass sich die schönen Frauen der Skagener Malergruppe das Libretto von La Traviata als Lebensentwurf genommen hätten. Oda Krohgs oder Marie Krøyers Leben schreit ja geradezu nach einem Film. Der wird kommen, der dänische Regisseur Bille August hat seinen Marie Krøyer Film gerade abgedreht. Wenn er so gut wie Den goda viljan, dann schaue ich mir das natürlich an.

Meine Grüße gehen heute an meinen Leser Dick Blaisdell, der mich auf die Idee gebracht hat, über Oda Krohg zu schreiben. Und natürlich an Astrid, die heute Geburtstag hat. Und gerne nutze ich auch die Gelegenheit, der dänischen Königin nachträglich zu ihrem Thronjubiläum zu gratulieren. Ich habe sie ein einziges Mal gesehen, da war sie zwanzig und noch Prinzessin. Falls ich diese Geschichte noch nicht in diesem Blog erzählt habe, kommt sie noch irgendwann. (Inzwischen steht sie im Blog, klicken Sie hier)

Den Film Balladen om Marie Krøyer von Bille August habe ich mittlerweile auch als DVD. Wenn Sie Dänisch, Schwedisch oder Norwegisch können, sind Sie fein heraus. Für alle anderen bleiben die englischen Untertitel. Man kann aber auch den Ton abschalten - es sind wunderbare Bilder. Mit einer Schauspielerin (Birgitte Hjort Sørensen), die schon beinahe die schöne Marie Krøyer ist. Und wenn Sie die DVD nicht kaufen, dann können Sie sich den Film hier ansehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen