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Dienstag, 23. Februar 2021

Tom Wesselmann

Das erste Mal, dass ich so etwas wie Pop Art sah, war im Jahr 1966. Man konnte sie nicht übersehen, sie füllte die ganze Bühne des Theaters am Goetheplatz aus. Wilfried Minks hatte im Stil von Roy Lichtenstein das Bühnenbild für Zadeks Version von Schillers Die Räuber gestaltet. Ich fand das damals toll, meine Eltern nicht so sehr, was Zadek auf die Bühne brachte, gefiel ihnen ganz und gar nicht. Sie behielten aber ihr Abo, das ich dann absitzen durfte.

Roy Lichtenstein war schon berühmt, als Minks ihn ein wenig verfremdete. Er gehörte mit Andy Warhol und Tom Wesselmann zu den Künstlern, die die Pop Art groß gemacht hatten. Und die mit der Pop Art groß verdient haben. Bei ebay kann man für 41.230 Euro einen Tom Wesselmann kaufen. Ich bin niemals auf die Idee gekommen, so etwas zu erwerben. Und die Pop Art hat in diesem Blog auch keinen großen Stellenwert. Andy Warhol hat einen Post, der wayward cows heißt, Roy Lichtenstein wird in dem Post Dollarnoten erwähnt, und es gibt einen Post, der Pop heißt.

Für Tom Wesselmann, der heute vor neunzig Jahren geboren wurde, gibt es noch nichts. Das wollen wir mal eben ändern und sein Bild Still Life # 31 abbilden. Ein Bild von George Washington hängt an der Wand (es ist das Bild, das Gilbert Stuart gemalt hat), ein Fernseher steht auf dem Tisch. Es ist kein gemalter Fernseher, es ist ein echter Fernseher. Eine Variante dieses Bildes ist Still Life # 28, ziemlich dasselbe, nur hängt statt George Washington ein Bild von Abraham Lincoln an der Wand. Als das Bild 1963 zum erstenmal gezeigt wurde, gab es etwas surreale Szenen auf dem Bild, weil unter den Augen Lincolns im Fernseher die Ermordung Kennedys lief.

Das Still Life # 28 ist vor Jahren bei Christie's für 798.000 Dollar verkauft worden. Es hatte dem Kunstsammler Harry N. Abrams gehört, der sein Geld mit einem Verlag für Kunstbücher gemacht hatte. Die Harry N. Abrams Family Collection war wohl die größte Sammlung von Pop Art. Einhundertfünfzig Werke aus der Sammlung wurden 1966 im Jewish Museum von New York gezeigt. Das war das Jahr, als ich das Bühnenbild von Minks sah und für mich die Pop Art anfing. Diese Great American Nude hatte auch mal Harry Abrams gehört, sie wurde für 3.300.000 bei einer Auktion verkauft. Die höchste Summe aus der Kollektion der amerikanischen Nackedeis erzielte im Jahr 2008 die Great American Nude No. 48, sie wurde für 10.7 Millionen Dollar bei Sotheby's verkauft.

Wesselmann hatte wie Warhol als Werbezeichner begonnen. Jetzt malte er die amerikanische Konsumwelt für Sammler, die Millionäre sind. Die Herstellungsweise der Bilder ist einfach, jeder begabte Kunststudent könnte einen Wesselmann kopieren. Würde allerdings für sein Produkt nicht so viel Geld bekommen. Die Frage: ist das Kunst? stellt sich bei Wesselmanns Werken immer wieder.

Vor diesem Bild (oder ist es ein arrangiertes Objekt?), das Badewanne 3 heißt, habe ich schon mal gestanden. Das Bild hat eine Tiefe von 45 Zentimetern, die braucht es auch, damit der Künstler die Badematte und den Plastikmülli unterbringen kann. Die Frau in der Wanne ist gemalt, das Bild wäre natürlich eine wirkliche Sensation, wenn da eine echte Blondine in der Wanne stände.

Als ich vor dem Bild stand, das der Schokoladenmillionär Peter Ludwig dem Kölner Wallraff Richartz Museum überlassen hatte, musste ich an das Bild eines anderen amerikanischen Malers denken, der mit einem kleinen dreidimensionalen Trick etwas Wunderbares erreicht hat. Er braucht auch nur 45 Zentimeter in der Tiefe, aber vor seinem Bild gibt es keine Badematte. Da gibt es nur eine hölzerne Stufe, und jetzt glauben wir, dass da zwischen dem Türrahmen (der auch der Bildrahmen ist) wirklich eine Treppe ist, die die Söhne von Charles Willson Peale hinaufgehen.

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