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Sonntag, 21. Mai 2023

Abmahnung

Ich erhalte ständig Post von Googles Tochterfirma Blogger (= blogspot.com). Letztens hat man mir mitgeteilt, dass das Layout meines Blogs nicht auf das Handy eines japanischen Lesers passe, der habe sich darüber beschwert. Da kann ich nun rwirklich nichts machen, vielleicht sollte sich der Mann ein größeres Handy kaufen. Aber letzte Woche kam etwas ganz anderes vom immer anonym bleibenden Blogger Team. Die duzen mich, können aber in ihrem Brief das Du nicht groß schreiben. Ich habe eine Abmahnung erhalten, weil ich gegen die Blogger Richtlinien verstoßen haben soll. Deshalb hat man zwei Posts zur Schlacht von Gettysburg aus dem Netz genommen. Die angeblich gegen  die Richtlinien zu Malware und Viren verstoßen haben. Ich hatte schon einmal eine Abmahnung; vor elf Jahren hatte Blogger meinen Post Leuchttürme aus dem Netz genommen, weil ich gegen irgendetwas verstoßen haben sollte. Angeblich. Ich schrieb an Blogger im Silicon Valley eine englischsprachige Gegendarstellung, eine Woche später war der Post wieder im Netz. Es gab keine Begründung, keine Entschuldigung, nix. Diesmal sah die Abmahnung so aus:

Hallo,
wie du vielleicht weißt, wird in unseren Community-Richtlinien (https://blogger.com/go/contentpolicy) beschrieben, was auf Blogger erlaubt ist und was nicht. Dein Post "Gettysburg, Pennsylvania" wurde uns zur Überprüfung gemeldet. Wir haben festgestellt, dass er gegen unsere Richtlinien verstößt. Die URL http://armavirumquecanojay.blogspot.com/2014/07/gettysburg-pennsylvania.html wurde auf "Unveröffentlicht" gesetzt und ist für Blogleser nicht zugänglich.

       Warum wurde dein Blogpost auf "Unveröffentlicht" gesetzt?
Dein Inhalt verstößt gegen unsere Richtlinien zu Malware und Viren. Weitere Informationen findest du in unseren Community-Richtlinien, die in dieser E-Mail verlinkt sind.
       Wenn du den Post neu veröffentlichen möchtest, ändere bitte den Inhalt so, dass er den Community-Richtlinien von Blogger entspricht. Anschließend kannst du den Post unter https://www.blogger.com/go/appeal-post?blogId=7519860291202583692&postId=857445639927482729 neu veröffentlichen. Dadurch wird eine Überprüfung des Posts ausgelöst.
       Weitere Informationen erhältst du auf folgenden Seiten:
Nutzungsbedingungen: https://www.blogger.com/go/terms
Community-Richtlinien von Blogger: https://blogger.com/go/contentpolicy
Viele Grüße
Das Blogger-Team

Ich las mir die Richtlinien durch und stieß auf seltsame Dinge. Man kann bei Blogger offenbar Porno Blogs betreiben: Nicht jugendfreie Inhalte: Wir gestatten die Veröffentlichung von nicht jugendfreien Inhalten auf Blogger, darunter auch von Bildern und Videos, die Nacktheit und sexuelle Handlungen zeigen. Wenn dein Blog nicht jugendfreie Inhalte enthält, markiere ihn in deinen Blogger-Einstellungen als nicht jugendfrei. Nehmen Blog-Inhaber diese Einstellung nicht vor, markieren wir die betreffenden Blogs eventuell selbst als nicht jugendfrei. Allen Blogs, die als nicht jugendfrei markiert sind, wird eine Warnseite für nicht jugendfreie Inhalte vorgeschaltet. Wenn deinem Blog eine solche Warnseite vorgeschaltet ist, versuche nicht, sie zu umgehen oder zu deaktivieren. Sie dient zum Schutze aller. Die Firma, die sich sonst als Sittenwächter des Internets aufspielt, vertreibt also Pornographie. Und ist nebenbei der größte Verbreiter von Malware weltweit. Sehr seltsam. Google klagt übrigens auch gegen das deutsche Gesetz gegen Hassbotschaften, weil die Firma in dem Gesetz einen Verstoß gegen die Privatsphäre der Nutzer sieht. Das ist auch sehr seltsam. Ich habe gegen die Doppelmoral des Steuerflüchtlings Google schon vor Jahren in dem Post Hinterhältiges Pack einige böse Dinge gesagt.

Aber das Thema Pornographie brachte mich auf eine Idee, wie diese angebliche Malware und Viren in den Post gekommen sein können. Als ich letztens über Armbanduhren schrieb, hatte ich mir die Seite Precision Classs noch einmal angeschaut. Und klickte den Link zu dem Uhrwerk Peseux 260 an, einem der schönsten Chronometerwerke. Zu meiner großen Überraschung war da, wo einmal eine Seite mit diesem Uhrwerk gewesen war, nicht dieses Chronometerwerk mit Breguetspirale. Da waren nackte Frauen in anzüglichen Posen, die Seite hieß plötzlich stripchat.com. Ich löschte den Link. Später fiel mir ein, dass ich den in meinem Themenblog Tickendes Teufelsherz auch noch löschen musste. Was wieder Arbeit bedeutete, weil ich da nur mit Googles Chrome hineinkomme, und das hasse ich.

Ich liebe ja diese Links (die eigentlich Hyperlinks heißen), ich benutze sie, so wie ich früher als Wissenschaftler Fußnoten gemacht habe. Und so waren sie bei der Einführung des Internets von Tim Berners-Lee ja auch gedacht. In diesen Links steht ja häufig noch so viel mehr zu dem Thema als in dem Post gesagt wird. In dem Post Finckenstein zum Beispiel gibt es einen Link zu der Seite von Christa Mühleisen, und da erfährt man wirklich alles über das Schloss Finckenstein, Napoleon und die polnische Gräfin Maria Walewska (Bild). Mehr geht nicht, ich liebe solche Seiten. Viele Links sind leider nicht so stabil, wie sie sein sollten, sie sind nach kurzer Zeit weg. Man kennt das von Wikipedia Artikeln. Man findet einen interessanten Link, klickt ihn an, und es passiert nix. Oder man bekommt die Zahl 404, und damit ist kein Peugeot Modell gemeint. Oder die ursprüngliche Seite ist verfallen und neu vergeben worden. Oder gekapert worden. Und dann ist da statt eines Uhrwerks plötzlich eine Pornoseite.

Das hatte mich gewarnt. Ich guckte mir in den beiden Gettysburg Posts alle Links genau an. Drei waren inzwischen tote Links, ich entfernte sie und reichte die beiden Posts zur Überprüfung bei dem Blogger Team ein. Nach einer Viertelstunde waren die Posts wieder im Netz: Hallo, wir haben den Post "Gettysburg, Pennsylvania" noch einmal anhand unserer Community-Richtlinien unter https://blogger.com/go/contentpolicy geprüft und wieder freigegeben. Du kannst ihn unter http://loomings-jay.blogspot.com/2013/07/gettysburg-pennsylvania.html aufrufen. Viele Grüße Das Blogger-Team.                              

Es hätte schlimmer kommen können. 2016 hat Blogger die Blogs des amerikanischen Schriftstellers Dennis Cooper wegen angeblicher Verletzung der Nutzungsbedingungen und ohne Angabe weiterer Gründe gelöscht. Dennis Cooper ist jetzt bei Wordpress. Hoffentlich kriegt er dort nicht die schlimme Wordpress Krankheit, den White Screen of Death.


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